# taz.de -- Sondierungen zur Regierungsbildung: Jamaika ist nicht tot
       
       > Die Hürden für eine Ampelkoalition sind besonders in der Finanzpolitik
       > noch sehr hoch. Am Ende könnten sich die Grünen flexibler zeigen als die
       > FDP.
       
 (IMG) Bild: Noch steht Laschet nicht alleine im Regen: Hier nach dem Treffen CDU/CSU-Grüne am 5. Oktober
       
       Ist Jamaika tot? Abwarten. Die Lage ist offener, als es scheint – auch wenn
       [1][Armin Laschet] wie ein Dead Man Walking wirkt. Aber die
       SozialdemokratInnen und diejenigen Grünen, die lieber mit der SPD regieren
       wollen, sollten sich nicht zu sehr in Sicherheit wiegen. Es läuft
       keineswegs alles automatisch auf eine Ampel unter einem Kanzler Olaf Scholz
       zu. Jamaika, ein Bündnis aus Union, [2][FDP und Grünen], hat durchaus noch
       eine kleine Chance.
       
       Dafür gibt es vier Gründe. Erstens: Die Verhandlungen zwischen SPD, FDP und
       Grünen werden langwierig und zäh, auch wenn die Beteiligten gerade so tun,
       als seien sie schockverliebt. SPD und Grüne wollen in der Finanzpolitik,
       die die Grundlage für vieles ist, etwas grundsätzlich anderes als die FDP.
       Diese Kluft ist schwer zu überbrücken, ein paar Schattenhaushalte helfen da
       nicht.
       
       Auch ein Finanzminister Christian Lindner ist für SPD und Grüne im Grunde
       schwer tragbar, denn das Blockadepotenzial für die Regierungsarbeit wäre
       immens. Es gibt also enorm hohe Hürden für die naheliegende Ampeloption.
       Zweitens: Die FDP würde Verhandlungen mit der Scholz-SPD sofort platzen
       lassen, wenn sich die Jamaika-Option materialisieren ließe. Lindner hat nie
       einen Zweifel daran gelassen, dass er den Lagerwechsel nicht will.
       
       Drittens: Die Grünen sind ideologisch flexibler als die [3][Lindner-FDP].
       Wichtige Grüne finden, dass man mit der Union mehr Klimaschutz schaffen
       kann als mit der SPD. Robert Habeck tendiert zur bürgerlichen Mitte, er hat
       in Schleswig-Holstein 2017 die Koalition mit CDU und FDP einem Ampelbündnis
       vorgezogen. Viertens wäre der Diskurs nach langen, gescheiterten
       Ampelverhandlungen ein völlig anderer als heute.
       
       Dass die Union die Wahl verloren hat, wäre kein großes Thema mehr.
       Stattdessen ginge es darum, dass das Land eine Regierung braucht. Kurz: um
       staatspolitische Verantwortung. Würde die Grünen-Basis in einer solchen
       Situation gegen Jamaika votieren? Selbstverständlich nicht. Wenn Olaf
       Scholz Fehler macht und die Union geschäftsfähig bleibt, ist alles möglich.
       
       5 Oct 2021
       
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