# taz.de -- Reform des Profifußballs: Schöne neue Welt
       
       > Es grünt so grün: Wie eine gemeinnützige GmbH den Fußballclubs in der
       > Bundesliga Nachhaltigkeit beibringen will.
       
 (IMG) Bild: Einfach nachhaltig: Musterbeispiel für die Begrünung eines Stadion-Außengeländes
       
       Zur Begrünung des schlechten Gewissens gibt es im Vorfeld grüner
       Parteiinteressen eine Reihe von Organisationen; sie schießen förmlich wie
       Pilze aus dem Boden. [1][Eine davon ist die IMPCT gGmbH]. Sie arbeitet
       genauso wie jene Bundeskanzlerinnen-Aspirantin, die erst vom Völkerrecht
       her kam und jetzt vom Sport, an einer besseren Welt. Es versteht sich
       natürlich von selbst, dass im Bereich des Fußballs viele Dinge einer
       grundlegenden Verbesserung harren. Darum kümmern sich, und das ist kein
       Schmäh, künftig im Verbund mit der Deutschen Fußball-Liga eben jene
       IMPCT-Leute, die sich „Creative Supporter“ nennen oder „Global Team
       Player“.
       
       Impact misst in der Werbebranche übrigens den Wumms, der von einer Maßnahme
       ausgeht. Und der soll gewaltig sein, denn es geht der Fußball-Liga bei der
       Erziehung ihrer Profivereine um Nachhaltigkeit. Diese Nachhaltigkeit ist
       ein recht schwammiger Begriff, er kann alles mögliche meinen, aber wenn wir
       die DFL richtig verstanden haben, geht es ihr wohl um Klimaschutz und
       Kohlendioxid-Reduktion.
       
       Die „Nachhaltigkeit der Clubs“ soll, wie es [2][die DFL-Taskforce „Zukunft
       des Fußballs“] erarbeitet hat, schon im Dezember dieses Jahres in die
       Lizensierungsrichtlinien einfließen und dort als Neuerung einen solchen
       Schmackes entwickeln wie seinerzeit die verordnete Gründung von
       Nachwuchsleistungszentren; es geht die Legende, dass dadurch der deutsche
       Fußball in die Moderne geführt wurde. Das Thema Nachhaltigkeit sahen die
       Clubs in der Vergangenheit als erledigt an, wenn sie Werbung für
       Solarfirmen machten oder die stromfressende Lichtanlage zum Aufpeppen des
       welken Stadiongrüns ein paar Minuten weniger lang laufen ließen. Aber jetzt
       soll es ans Eingemachte gehen. An die Grundfesten.
       
       ## Im E-Bus zum Champions-League-Spiel?
       
       Dürfen Clubs künftig noch Trainingslager in Katar veranstalten oder zum
       PR-Termin nach China jetten? Geht das nicht auch per Zoom beziehungsweise
       reicht nicht auch der Fußballplatz in Herzogenaurach zur
       Saison-Vorbereitung? Warum nicht mal mit dem Zug zum Champions-League-Spiel
       nach Rom reisen oder mit dem E-Bus nach Paris? Das alles wird jetzt von der
       DFL und IMPCT unter die Lupe genommen. Die Werber besuchen in den kommenden
       Wochen die Vereine und schauen, was geht.
       
       Gut möglich, dass sich die Club-Oberen fürchten vor den Inspizienten, aber
       das muss nicht sein, denn die Leute von IMPCT, das erkennt man schon an
       ihrer Eigenwerbung, sind liebe Menschen mit guten Absichten. „IMPCT will
       die großen Herausforderungen unserer Zeit auf neuen Wegen meistern. Hand in
       Hand“, schreiben sie – und man kann nur hoffen, dass sie beim
       Beratungs-Ringelpiez auf die Abstandsregeln achten. Super klingt auch, dass
       sie Räume schaffen und Welten zusammenbringen wollen.
       
       Dass mit ihnen nicht zu spaßen ist, verrät dieser Satz: „Wer mit uns
       arbeitet, muss an sich arbeiten wollen.“ Schirmherrin von IMPCT ist die
       Grünen-Politikerin Katharina Fegebank, Vizebürgermeisterin In Hamburg. Die
       Gründerin ist Tanja Ferkau, die ihre Firma im Februar 2017 mit 25.000 Euro
       Stammkapital eintragen ließ. Ferkau ist ein Profi, sozusagen mit allen
       Werberinnenwassern gewaschen.
       
       Das zeigt allein schon ihre Flexibilität im Abarbeiten von Aufträgen. Sie
       war in leitender Funktion beim Zigaretten-Multi British American Tobacco
       für die Marken Gauloises, Dunhill, Kent und Gitanes zuständig, später
       arbeitete sie auch im Marketing des Formel-1-Teams „Prost GP“. Man könnte
       also sagen: Ferkau musste in ihrer Karriere einen krassen
       Nachhaltigkeits-U-Turn hinlegen, um jetzt bei den von der UN entwickelten
       Zielen für nachhaltige Entwicklung, [3][den 17 SDGs anzukommen, also den
       Sustainable Development Goals]. In der graphischen Darstellung sind sie so
       bunt wie die schöne neue Welt. Tanja Ferkau würde wohl sagen: Es ist nie zu
       spät für eine Umkehr.
       
       20 Aug 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.impct.help/#team
 (DIR) [2] https://www.dfl.de/de/aktuelles/update-zu-themen-der-taskforce-zukunft-profifussball/
 (DIR) [3] https://de.wikipedia.org/wiki/Ziele_f%C3%BCr_nachhaltige_Entwicklung
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Markus Völker
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Kolumne Frühsport
 (DIR) Nachhaltigkeit
 (DIR) Bündnis 90/Die Grünen
 (DIR) Schwerpunkt Fridays For Future
 (DIR) Rezension
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) Fußball
 (DIR) Annalena Baerbock
 (DIR) Fußball
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Fußball entdeckt Klimaschutz: Profifußball könnte Vorbild sein
       
       Beim Thema Klimaschutz gibt es immer noch viele Fußballklubs, denen das
       Thema völlig egal ist. Dabei sind die Fans an der Basis viel weiter.
       
 (DIR) Gastbeitrag vom FC St. Pauli-Präsidenten: Ideen für viel Dickbrettbohrerei
       
       Oke Göttlich, Präsident des FC St. Pauli, setzt sich mit dem Buch der
       taz-Autorin Alina Schwermer über eine bessere Zukunft des Fußballs
       auseinander.
       
 (DIR) Ökobilanz der Fußball-WM in Katar: Groteske Widersprüche
       
       Die Fußball-WM 2022 in Katar soll klimaneutral sein. Wie das trotz des
       Einsatzes von Energiefressern klappen soll? Das ist die große Frage.
       
 (DIR) Neue Spitze der Deutschen Fußball-Liga: 36 plus eine
       
       Donata Hopfen wird als erste Frau Geschäfsführerin der Fußball-Liga. Sie
       muss den Weg der DFL im entfesselten Fußballkapitalismus definieren.
       
 (DIR) Grünen wollen Priorität für Klimaschutz: Veto fürs Klima
       
       Die Grünen fordern ein Klimaschutzministerium – inklusive Vetorecht. Dass
       sie mit der Idee in den Wahlkampf ziehen, dürfte auch taktische Gründe
       haben.
       
 (DIR) Holstein Kiel-Präsident über Geld: „Fußball muss bodenständig bleiben“
       
       Fußball sei eher Bier und Bratwurst als Schampus und Kaviar, findet
       „Störche“-Präsident Steffen Schneekloth – und setzt auf vorsichtiges
       Wirtschaften.