# taz.de -- Cum-Ex-Schlüsselfigur festgenommen: Berger will nicht nach Deutschland
       
       > Er gilt als geistiger Vater des Betrugssystems, mit dem der Staat um
       > Milliarden geprellt wurde. Nun wurde der 70-Jährige in der Schweiz
       > festgenommen.
       
 (IMG) Bild: Berger persönlich wird Steuerhinterziehung im dreistelligen Millionenvolumen zur Last gelegt
       
       Frankfurt/Zürich rtr | Eine der Schlüsselfiguren im
       [1][Cum-Ex-Steuerskandal um betrügerische Geschäfte] mit Dividendenpapieren
       ist in der Schweiz festgenommen worden. Der Steueranwalt und vormalige
       Finanzbeamte Hanno Berger sei nach Angaben der dortigen Behörden
       festgenommen worden, sagte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft am
       Freitag und bestätigte damit einen Bericht des Handelsblatts.
       
       Er hatte sich vor fast neun Jahren nach der Durchsuchung seiner Kanzlei in
       die Schweiz abgesetzt. Das [2][Landgericht Bonn hatte Haftbefehl gegen den
       heute 70-Jährigen erlassen], nachdem er der Ladung zu einem Prozess dort
       nicht gefolgt war.
       
       Die Schweizer Behörden bestätigten, dass Berger bereits am Mittwoch im
       Kanton Graubünden auf einen Auslieferungsantrag aus Deutschland hin
       festgenommen worden sei. Er wolle aber nicht nach Deutschland gebracht
       werden. „Das Auslieferungsverfahren ist nun beim Bundesamt für Justiz (BJ)
       hängig“, hieß es in der Mitteilung des Justizministeriums.
       
       Berger gilt für die Generalstaatsanwaltschaft als geistiger Vater des
       Betrugssystems, mit dem sich Investoren eine einmal gezahlte
       Kapitalertragssteuer auf Aktiendividenden zweimal vom Finanzamt erstatten
       ließen. Dazu verschoben sie um den Stichtag für die Auszahlung der
       Dividende herum untereinander Aktien mit („cum“) und ohne („ex“)
       Dividendenanspruch.
       
       ## Berger sieht ein „legales Steuersparmodell“
       
       Der 70-Jährige hat die Vorwürfe stets bestritten und erklärt, das Vorgehen
       sei ein legales Steuersparmodell. Berger sollte eigentlich seit dem
       vergangenen Jahr selbst vor dem Landgericht Wiesbaden stehen, hatte sich
       aber krank gemeldet und wollte nicht nach Deutschland kommen. In der
       Vergangenheit hatte er erklärt, er werde an einem Verfahren persönlich
       teilnehmen und notfalls durch alle Instanzen gehen.
       
       Die Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft hatte bereits 2017 Anklage gegen
       Berger und fünf ehemalige Händler der UniCredit-Tochter Hypovereinsbank
       (HVB) wegen schwerer Steuerhinterziehung erhoben.
       
       Im Januar ließ auch das Landgericht Bonn eine Anklage gegen den
       Steuerexperten zu und stellte einen internationalen Haftbefehl gegen ihn
       aus. [3][In Bonn hatten 2020 zwei ehemalige Händler Bewährungsstrafen
       erhalten.] Sie hatten in dem Cum-Ex-Prozess umfassend ausgesagt und nach
       Einschätzung des Gerichts zur Aufklärung beigetragen.
       
       ## Steuerhinterziehung im dreistelligen Millionenvolumen
       
       Durch die Geschäfte rund um den Stichtag für die Auszahlung von Dividenden
       soll dem deutschen Fiskus ein Milliardenschaden entstanden sein. Berger
       persönlich wird Steuerhinterziehung im dreistelligen Millionenvolumen zur
       Last gelegt. Das Oberlandesgericht (OLG) Frankfurt hatte im Frühjahr
       erklärt, bei den Geschäften könnte es sich auch um gewerbsmäßigen
       Bandenbetrug handeln und nicht nur um Steuerhinterziehung.
       
       Für die „Cum-Ex“-Transaktionen seien Absprachen unter zahlreichen
       Beteiligten notwendig gewesen, um die Geschäfte aufeinander abzustimmen,
       hieß es in einem Beschluss zu einer Beschwerde Bergers gegen den
       Haftbefehl. Auf Bandenbetrug stehen bis zu zehn Jahre Haft. Das OLG hatte
       seinen Umzug in die Schweiz als Flucht ausgelegt, weil das Land wegen
       Steuerdelikten nicht nach Deutschland ausliefert.
       
       9 Jul 2021
       
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