# taz.de -- Eskalation in Nahost: Verletzte bei nächtlichen Angriffen
       
       > Die Terrororganisation Hamas hat in den letzten Tagen mehr als 1.500
       > Raketen aus dem Gazastreifen abgefeuert. Israel antwortet mit einer
       > Ausweitung der Gaza-Angriffe.
       
 (IMG) Bild: Ergebnis einer grauenvollen Nacht: Überreste nach israelischem Beschuss in der Stadt Gaza
       
       Jerusalem afp | Angesichts der Gewalteskalation in Nahost wächst die Sorge,
       dass die Auseinandersetzungen in einen neuen [1][Krieg zwischen Israel und
       der radikalislamischen Hamas] münden könnten. In der Nacht zu Donnerstag
       wurde erneut im Süden Israels, in der Wirtschaftsmetropole Tel Aviv und
       erstmals auch im Norden des Landes Raketenalarm ausgelöst. Fünf Menschen
       wurden nach Angaben von Rettungskräften verletzt, als ein Geschoss in einen
       Wohnkomplex in Petach Tikwa nahe Tel Aviv einschlug.
       
       Das israelische Militär setzte in der Nacht zu Donnerstag seine
       Luftangriffe auf den Gazastreifen fort. Die Attacken richteten sich unter
       anderem gegen ein Gebäude, das mit der „Spionageabwehr“ der Hamas in
       Verbindung steht, sowie gegen das Haus eines Hamas-Kommandanten.
       
       Am Mittwoch hatte die israelische Luftwaffe bereits bei hunderten Einsätzen
       Einrichtungen der radikalislamischen Hamas und anderer militanter Gruppen
       im Gazastreifen bombardiert. Dabei wurde unter anderem ein Hochhaus im
       Stadtzentrum von Gaza komplett zerstört, in dem sich auch mehrere Büros der
       Hamas befanden.
       
       Nach palästinensischen Angaben wurden bei den Angriffen insgesamt 67
       Menschen getötet, unter ihnen 17 Kinder. Zudem meldeten die Behörden knapp
       400 Verletzte. Die Hamas bestätigte den Tod mehrerer ihrer militärischen
       Anführer, darunter auch der Chef ihres bewaffneten Arms in Gaza, Bassem
       Issa.
       
       ## USA lehnt UN-Erklärung ab
       
       Die Hamas feuerte am Mittwochabend als Vergeltung auf den Angriff auf das
       Hochhaus mehr als 100 Raketen in Richtung Israel. Viele der Geschosse
       wurden von der israelischen Raketenabwehr abgefangen, andere schlugen
       jedoch in Wohngebieten ein. In Israel wurden insgesamt sieben Menschen
       durch den Raketenbeschuss getötet, darunter ein sechs Jahre altes Kind.
       
       Insgesamt schossen militante Palästinenserorganisationen wie die Hamas und
       der Islamische Dschihad seit Montag nach israelischen Angaben mehr als
       1.500 Raketen auf Israel ab.
       
       Angesichts der Verschärfung des blutigen Schlagabtauschs beantragten am
       Mittwoch Tunesien, Norwegen und China die bereits dritte
       Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats binnen einer Woche. An der für
       Freitag vorgesehenen öffentlichen Sitzung werden voraussichtlich auch
       Israel und die Palästinenser teilnehmen.
       
       Bei den bisherigen Sitzungen konnte sich der Rat nicht auf eine gemeinsame
       Erklärung einigen. Übereinstimmenden Berichten zufolge lehnten die USA als
       einziges der 15 Ratsmitglieder die Erklärung ab. Sie scheinen nicht daran
       zu glauben, dass dies „zur Deeskalation beitragen“ könnte, sagte ein
       Diplomat. Das US-Außenministerium kündigte am Mittwoch jedoch die
       Entsendung des Vize-Staatssekretärs Hady Amr als Vermittler in die Region
       an.
       
       US-Präsident Joe Biden äußerte in einem Telefonat mit dem israelischen
       Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu die Hoffnung auf ein rasches Ende
       der Gewalt. „Meine Erwartung und meine Hoffnung ist, dass das eher früher
       als später endet“, sagte er. Zugleich betonte der US-Präsident: „Israel hat
       das Recht sich zu verteidigen, wenn tausende Raketen in sein Territorium
       fliegen.“
       
       US-Außenminister Antony Blinken forderte in einem Telefonat mit
       Palästinenserpräsident Mahmud Abbas ein Ende des Raketenbeschusses aus dem
       Gazastreifen. Er habe in dem Gespräch „die Notwendigkeit unterstrichen, die
       Raketenangriffe zu beenden und die Spannungen zu deeskalieren“, schrieb
       Blinken auf Twitter.
       
       ## Gewalt in jüdisch-arabischen Orten
       
       Vor dem Hintergrund des Konflikts nahmen auch die Spannungen zwischen
       jüdischen und arabischen Israelis zu. In mehreren jüdisch-arabischen Orten
       kam es zu Ausschreitungen. Die Polizei berichtete am Mittwoch von
       gewaltsamen Zwischenfällen in Akko, Haifa und Lod.
       
       In Bat Yam südlich von Tel Aviv wurde ein mutmaßlich arabischer Einwohner
       von einer wütenden Menge ultranationalistischer Juden attackiert. Vom
       israelischen Sender Kan übertragene Livebilder zeigten, wie dutzende
       Angreifer den Mann gewaltsam aus seinem Auto zerrten und ihn bewusstlos
       prügelten.
       
       Auslöser der jüngsten Gewalteskalation ist die drohende Zwangsräumung von
       rund 30 Palästinensern aus ihren von jüdischen [2][Israelis beanspruchten
       Wohnungen in Ost-Jerusalem]. Bei den heftigsten Zusammenstößen seit Jahren
       zwischen israelischen Sicherheitskräften und Palästinensern in
       Ost-Jerusalem waren in den vergangenen Tagen hunderte Palästinenser und
       dutzende Polizisten verletzt worden.
       
       13 May 2021
       
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       Raketen sind es nicht.