# taz.de -- Ehemann der Grünen-Kanzlerkandidatin: Baerbocks kluger Schachzug
       
       > Ein Kanzleringatte als Lobbyist? So weit soll es bei den Grünen nicht
       > kommen. Dabei haben sie kaum noch Berührungsängste mit der Wirtschaft.
       
 (IMG) Bild: Ein Bravourstück: die grüne Kanzlerkandidatin Baerbock mit Ehemann Daniel Holefleisch 2018
       
       In Sachen politischer Kommunikation sind die Grünen gerade Neid- und
       Referenzobjekt für die politische Konkurrenz. Keine andere Partei versteht
       es, sich so [1][glänzend zu inszenieren] und selbst Schwächen als Stärken
       zu verkaufen.
       
       Jüngstes Bravourstück: Im Interview mit der Bild am Sonntag erklärte
       [2][Annalena Baerbock], dass sich ihr Ehemann für den Fall, dass sie ein
       Regierungsamt annehme, voll um Kita, Schule, Pausenbrote und den Haushalt
       kümmern werde. Gerade kümmert sich das grüne Parteimitglied Daniel
       Holefleisch aber auch noch intensiv um die Interessen seines Arbeitgebers,
       der Deutschen Post/DHL. Er arbeitet dort als Lobbyist.
       
       Aber ein solcher als Kanzleringatte? Das käme nicht gut, das böte eine
       Angriffsfläche, gegen die eine Masterarbeit wie Makulatur wirkt. Also
       schließt die grüne Kanzlerkandidatin diese Flanke rechtzeitig und verpackt
       es rhetorisch als Akt der Emanzipation und der Umkehr von klassischen
       Geschlechterrollen.
       
       Und so haben es viele Medien auch transportiert. Sauber gemacht! Dabei gibt
       es kaum noch Berührungsängste zwischen den Grünen und der Wirtschaft und
       deren Verbänden. Noch 1993 lehnten die Grünen in ihren parteipolitischen
       Grundsätzen die Verquickung parlamentarischer Vertretungen mit ökonomischen
       Sonderinteressen ab.
       
       ## Rest von Problembewusstsein ist geblieben
       
       Doch gerade in jüngster Zeit wechselten auffallend viele
       Spitzenpolitiker:innen die Seiten. Nur zwei Beispiele: Den grünen
       Staatssekretär Volker Ratzmann zog es 2020 aus der baden-württembergischen
       Landesvertretung ebenfalls zu DHL, seine Frau Kerstin Andreae tauschte Ende
       2019 ihr Amt als wirtschaftspolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag
       mit dem der Hauptgeschäftsführerin des Verbands der Energie- und
       Wasserwirtschaft.
       
       Aber ein Rest von Problembewusstsein ist geblieben, wie Baerbocks Schachzug
       zeigt. In diesem Punkt unterscheiden sich die Grünen dann doch von der
       Union, die sich ganz selbstverständlich als verlängerter Arm der Wirtschaft
       sieht. Mit allen fatalen Konsequenzen.
       
       17 May 2021
       
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