# taz.de -- Plastik in Ozeanen: Tauchen nach Geisternetzen
       
       > Eine App soll helfen, verlorene Fischernetze aus Ost- und Nordsee zu
       > holen. Denn die Plastikfallstricke gefährden Fische und Meerestiere.
       
 (IMG) Bild: Am Hals verletzt durch ein Fischernetz: ein Seehund auf Helgoland
       
       Berlin taz | Per Mobilgerät [1][Geisternetze im Meer aufspüren] und
       beseitigen – daran werkelt die Naturschutzorganisation WWF schon lange. In
       diesem Frühjahr ist die App nun startklar und steht für Hobbytaucher an den
       üblichen Stores bereit.
       
       Geisternetze sind verloren gegangene „Fischereigeräte“ aus Plastik. Äußerst
       haltbar machen sie etwa 10 Prozent des [2][globalen Meeresmülls] aus.
       Meerestiere verfangen sich in den teils mehrere hundert Meter langen Netzen
       und verenden elend.
       
       Weltweit gibt es deshalb verschiedene Projekte, um diese Geisternetze
       einzusammeln. In der westlichen Ostsee und perspektivisch auch in der
       Nordsee soll das nun [3][mit der App des WWF] geschehen; das
       Küstenbundesland Mecklenburg-Vorpommern hat mit von ihm verwalteten
       Fischereigeldern ein Pilotprojekt gestartet, in dem Behörden, Fischer,
       Sporttaucher und der Umweltverband zusammenarbeiten.
       
       Funktionieren soll das so: Mittels eines Sonargeräts ermittelt der WWF
       Fundstücke im Meer oder auf dem Meeresboden, die dort nicht hingehören.
       2020 beispielsweise kartierte die Organisation an 28 Sonartagen rund 350
       Hektar in der Ostsee, ab Juni folgen weitere 10 Tage in der Nordsee.
       
       ## Sonar nur für Verdacht gut
       
       „Das Sonargerät meldet ‚Meeresfremdes‘ – ob es sich aber um Kabel,
       bewachsene Steine oder eben um Geisternetze handelt, kann der Fahrer oben
       im Boot nicht feststellen“, sagt Gabriele Dederer, Referentin für
       Geisternetze beim WWF. Darum werden die Fundstellen in die App „WWF
       Geistertaucher“ eingetragen, die sich Sporttaucher herunterladen können.
       Diese können dann die Fundstellen antauchen und feststellen, wo sich
       tatsächlich alte Netze befinden. Fazit der bisherigen Probeläufe laut
       Dederer: Etwa 50 Prozent der Sonarstellen sind Geisternetze.
       
       In Mecklenburg-Vorpommern gibt es bislang 145 Verdachtsstellen, von denen
       schon 50 angetaucht wurden; in Schleswig-Holstein sind es 85 Stellen, 20
       steuerten Sporttaucher bisher an, um sie zu untersuchen. „Bei der Bergung
       arbeiten wir mit Fischern zusammen“, sagt Dederer. „Denn sie verfügen
       sowieso über die Technik, um Netze zu bergen.“ Wo ein Schlauchboot des WWF
       einen ganzen Tag brauche, um ein Geisternetz aus dem Wasser zu ziehen, sei
       ein Fischkutter in einer halben Stunde fertig.
       
       Melden die Sporttaucher, dass Tiere im Netz gefangen sind, „müssen die
       natürlich sofort raus“, sagt Dederer. Ein leeres Netz könne auch später auf
       einer Bergungstour gebündelt geborgen werden. Die Meeresexpertin erhofft
       sich von dem mecklenburg-vorpommerischen Modellprojekt eine Verstetigung –
       um irgendwann alle Netze aus dem Meer zu ziehen.
       
       21 Apr 2021
       
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