# taz.de -- Zukunft des Verlags Gruner + Jahr: Brigitte verzichtet auf Spiegel
       
       > Gruner + Jahr cancelt das Vorhaben, in der Hamburger Hafencity ein neues
       > Verlagsgebäude zu bauen. Die Prognosen für den Verlag sind laut SZ
       > düster.
       
 (IMG) Bild: Da hätte es hingehen sollen: der Lohsepark in der Hamburger Hafencity im Juli 2016
       
       Hamburg taz | Der Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr sucht für seinen Umzug
       innerhalb Hamburgs ein neues Ziel. Das [1][ursprünglich in der Hafencity
       geplante Neubauprojekt] wird nicht fortgeführt, gab der Verlag Ende
       vergangener Woche bekannt.
       
       Begründet wird die Entscheidung damit, dass sich der Zeitplan für den Bau
       immer weiter verzögert hatte. „Wir möchten und können hier nun nicht länger
       warten“, sagt Geschäftsführer Oliver Radtke. Auch brauche der Verlag nicht
       mehr so viel Bürofläche wie ursprünglich gedacht. Ob das an der steigenden
       Homeoffice-Nutzung der Mitarbeitenden liegt, wie der Verlag behauptet, ist
       aber fraglich.
       
       Die Pläne waren groß, als sich der Verlag Ende 2016 auf die Fläche neben
       [2][dem Lohsepark in der Hafencity] als neuen Standort festlegte; mit
       Freude wurde das Vorhaben der Öffentlichkeit präsentiert. „Wir wollen ein
       Gebäude, in dem man spürt, was Gruner + Jahr ist: Innovation, Kreativität,
       aber eben auch Herzlichkeit und Wärme“, sagte die damalige Vorsitzende der
       Geschäftsführung, Julia Jäkel.
       
       Auf dem Grundstück, das nur ein schmaler Wasserkanal vom Spiegel und vom
       Landesstudio des ZDF trennt, sollte ein Gebäudekomplex mit etwa 66.000
       Quadratmetern Bruttogeschossfläche entstehen. Etwas mehr als die Hälfte
       davon wollte Gruner + Jahr für seine Büros nutzen. Der Rest war für
       öffentliche Ausstellungen, aber auch für Wohnraum gedacht. Nach
       Informationen des Hamburger Abendblatts lag der Kaufpreis für die Fläche
       bei rund 44 Millionen Euro.
       
       ## Am Lohsepark passierte jahrelang nichts
       
       Der Verlag gab der Warburg-Tochter HIH Invest das Grundstück in die Hand
       und wollte als Mieterin dort einziehen. Doch seither passierte auf der
       Brachfläche nichts. „Das Bauprojekt am Lohsepark lag bereits mehr als drei
       Jahre hinter dem Zeitplan“, sagt Radtke. Dabei gab es zwischenzeitlich
       bereits einen Architektenentwurf, wie das Gebäude aussehen solle.
       
       Skepsis, ob die Fläche überhaupt noch bebaut wird, kam erst vor wenigen
       Wochen wieder auf. Anwohner:innen und Naturschützer:innen
       forderten, die Pläne zum Bau auf Eis zu legen: Sie sichteten mehrere
       Nachtkerzenschwärmer. Eine Bebauung des Grundstücks würde ihren Lebensraum
       zerstören.
       
       Die Schmetterlinge gehören zu den am strengsten geschützten Arten in
       Europa, in einigen Regionen des Kontinents gelten sie bereits als
       ausgestorben. Allerdings sieht die Umweltbehörde bislang keinen Grund
       einzugreifen, da es keine Hinweise gebe, dass der Falter dauerhaft auf der
       Fläche lebt oder sich vermehrt.
       
       Plausibel erscheint die Stille der vergangenen Jahre am Lohsepark vor dem
       Hintergrund, dass die Zukunft des Verlags ungewiss ist, seitdem er
       vollständig dem Bertelsmann-Konzern gehört. Bertelsmann forciert die Fusion
       des Verlags mit dem Fernsehsender RTL, bei dem der Gütersloher Konzern
       Mehrheitsgesellschafter ist.
       
       Die Süddeutsche Zeitung [3][zitierte kürzlich namentlich nicht genannte
       Insider], die düstere Prognosen für Gruner + Jahr aufstellten: Von einem
       „Blutbad“, das da kommen werde, ist die Rede. Und dass Sparprogramme die
       Zahl von bislang noch rund 2.500 Mitarbeitenden in Hamburg wohl massiv
       drücken würden. Auch wenn Gruner + Jahr dem Bericht widersprochen hat: Noch
       in diesem Jahr dürfte bekannt werden, wohin die Reise für den Verlag geht.
       
       Beruhigt nahm Hamburgs Senator für Kultur und Medien Carsten Brosda
       zumindest zur Kenntnis, dass Gruner + Jahr eigenen Beteuerungen zufolge die
       Stadt aber nicht verlassen will. „Wir fühlen uns hier sehr wohl“, gab
       Radtke vergangene Woche zu Protokoll.
       
       Was statt des Verlagsgebäudes am Lohsepark entstehen soll, ist nun erst mal
       offen.
       
       11 May 2021
       
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