# taz.de -- Wahlkampfstrategie der CDU: Die neue Dagegenpartei
       
       > Es gab Zeiten, da galten die Grünen als die Partei, die Projekte
       > verhindert, anstatt sie voranzutreiben. Heute hat die CDU diese Rolle
       > übernommen.
       
 (IMG) Bild: Der Kreis könnte die programmatische Leerstelle der CDU symbolisieren
       
       Ältere werden sich daran erinnern, dass die CDU die Grünen früher gerne als
       Dagegenpartei beschimpfte. Der ehemalige [1][Generalsekretär Hermann Gröhe
       präsentierte 2011 sogar stolz eine Website], die Projekte auflistete, die
       die Grünen verhindern wollten – neue Straßen, neue Kraftwerke, solche
       Sachen. Nun ließe sich viel dazu sagen, wie unterkomplex diese Art der
       politischen Etikettierung ist; gegen Unfug zu sein und ihn politisch zu
       verhindern, ist ja äußerst klug.
       
       Aber wenn es heute noch eine Dagegenpartei gibt, ist es ohne Zweifel die
       CDU. Sie ist im Moment sieben Tage in der Woche rund um die Uhr damit
       beschäftigt zu sagen, was sie nicht will. Keine Aufweichung der
       [2][Schuldenbremse], keine höheren Steuern, keinen Sozialismus à la
       Grün-Rot-Rot. All das wirkt so verzweifelt, dass einem die CDU fast leid
       tun kann.
       
       [3][Generalsekretär Paul Ziemiak] wirft mit abgedroschensten
       Sprachschablonen um sich, es ist ein Best of der 90er. Die Grünen planten
       eine linke Republik, sie wollten Menschen bevormunden, ihr Programm sei wie
       ein Fliegenpilz, es – hi hi! – sehe schön aus, sei aber ungenießbar. Äh,
       ja, wow. Kommt da noch was? Die CDU-Kampagne müffelt wie ein Haufen kalter
       Zigarettenasche. Damit wird es eng gegen den [4][gut gelaunten, hypermodern
       inszenierten Pragmatismus einer Annalena Baerbock].
       
       ## Wirklich, Herr Ziemiak?
       
       Man kann den Plan der Grünen für ein klimaneutrales Deutschland
       kritisieren, man kann ihn für zu ambitioniert halten oder für zu ängstlich,
       aber wenigstens haben die Grünen einen Plan. Sie vermitteln erfolgreich den
       Eindruck, eine Idee von einer guten Zukunft zu haben – was viel
       entscheidender ist als die Frage, ob Baerbock schon einmal
       Ministerpräsidentin, Umweltministerin oder Bürgermeisterin war.
       
       Das Problem der CDU-Spitze ist offensichtlich: Hinter ihrer
       Phrasendrescherei wabert eine Leere, die man förmlich hören kann. Eine
       dicke Steuersenkung für Spitzenverdiener, aber bitte keine Schulden. In
       letzter Minute Klimaschutz machen, ohne zu wissen, wie genau? Wirklich,
       Herr Ziemiak, das ist es? Würde Baerbock eine solch hanebüchene Strategie
       vertreten, würde sie zu Recht auseinandergenommen. Man kann Armin Laschet
       nur wünschen, dass ihm noch mehr einfällt.
       
       Für die CDU waren Inhalte nie so entscheidend wie für Parteien links der
       Mitte, der Konservatismus begnügt sich per definitionem mit dem
       gemächlichen Weiter-So. Aber zumindest eine grobe Idee, etwas mehr Dafür
       statt nur Dagegen, das wäre dann doch ganz hilfreich. Für die drölfzigste
       sinnbefreite Grüne-Socken-Kampagne sind die Zeiten ein bisschen zu ernst.
       
       6 May 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.youtube.com/watch?v=4SeZFO_PCoE
 (DIR) [2] /Kanzleramtschef-und-Schuldenbremse/!5743307
 (DIR) [3] https://twitter.com/paulziemiak/status/1372934065129685002
 (DIR) [4] /Sonntagstrend-zur-Bundestagswahl/!5768617
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ulrich Schulte
       
       ## TAGS
       
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