# taz.de -- Dänische Probe aufs Exempel: Der Klimabürgerrat hat geliefert
       
       > In Dänemark hat der Zusammenschluss von 99 zufällig ausgewählten
       > Bürgerinnen und Bürgern die ersten Ergebnisse vorgestellt.
       
 (IMG) Bild: Zwischen diesem Plakat und dem Klimarat in Dänemark liegen 12 Jahre: Kopenhagen 2009
       
       Stockholm taz | Was passiert, wenn man 99 zufällig ausgewählte BürgerInnen,
       die möglichst repräsentativ für die Bevölkerung sein sollen, umfassend über
       ein komplexes Problem informiert und sie bittet, sich Lösungsvorschläge zu
       überlegen? In Dänemark weiß man das jetzt ein ganzes Stück besser. Klima
       ist das Thema, um das es ging, und nach monatelangen Debatten hat dort in
       der vergangenen Woche das erste nationale „[1][Borgerting på
       Klimaområdet]“, der aus 99 DänInnen bestehende Klimabürgerrat, der
       Regierung und der Öffentlichkeit 117 Vorschläge für die künftige
       Klimapolitik des Landes unterbreitet.
       
       Es ist eine Mischung geworden. Teils bekannte Forderungen, wie die nach
       Einführung einer CO2-Abgabe, der Elektrifizierung aller öffentlichen
       Verkehrsmittel oder einer Begrenzung der Fleischproduktion in der
       Landwirtschaft und einer Renaturierung und Wiederbenässung von
       landwirtschaftlich genutzten Flächen. Aber auch weniger diskutierte Ideen:
       Klima als Unterrichtsfach schon in der Volksschule oder ein reformiertes
       Mülltrennungs- und Recyclingkonzept, das eine laufende Information der
       Öffentlichkeit über praktische Wirkungsweisen und Effekte umfassen soll.
       
       Gleich ob von ExpertInnen und PolitikerInnen schon länger debattierte
       Vorschläge oder neue Ansätze, sagt der Kopenhagener Soziologe Anders Blok:
       Entscheidend sei, dass diese Ideen eine größere Legitimität bekommen
       könnten, wenn sie erst „den Drucktest in dieser Miniöffentlichkeit
       durchlaufen“ hätten, die der Bürgerrat sei, und sich damit deren Resonanz
       in einer breiteren Bevölkerungsgruppe zeige. Was insgesamt auffalle, sei
       der Appell an die PolitikerInnen: Seid mutiger, lasst euch davon leiten,
       was notwendig ist, und schielt nicht immer auf die nächsten Wahlen.
       
       ## Besser ausgebildete Beteiligte sind überpräsentiert
       
       „Beeindruckt von den guten und sorgfältig erarbeitenden Vorschlägen“ zeigte
       sich Dänemarks sozialdemokratischer Klimaminister Dan Jørgensen, als er den
       [2][96-seitigen Vorschlagskatalog] entgegennahm. Jørgensen war es auch, der
       im Sommer 2020 das schon länger diskutierte Projekt eines Klimabürgerrats
       als Teil des dänischen Klimagesetzes verwirklichte. Hierzu war erst eine
       zufällige Auswahl von 5.000 Menschen kontaktiert worden. Aus den positiven
       Rückmeldungen wurden dann 99 Personen ausgesucht, die einen möglichst
       repräsentativen Ausschnitt der Bevölkerung widerspiegeln sollten. [3][Beim
       Alter und der regionalen Verteilung klappte das gut, der besser
       ausgebildete Bevölkerungsteil ist aber mit 24 Prozent doppelt so stark
       repräsentiert, wie es dem Bevölkerungsdurchschnitt entspräche.]
       
       Jetzt muss sich zeigen, was die Politik mit den Empfehlungen anfängt.
       Minister Jørgensen versprach, die Vorschläge in die Überlegungen zu neuen
       klimapolitischen Maßnahmen, die Regierung und Parlament im Sommer
       beschließen wollen, „einfließen zu lassen“.
       
       2 May 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://kefm.dk/klima-og-vejr/borgertinget-
 (DIR) [2] https://kefm.dk/Media/637552682717115773/Klimaborgertingets%20anbefalinger.pdf
 (DIR) [3] https://kefm.dk/Media/8/1/Borgertingets%20medlemmer.zip
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reinhard Wolff
       
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