# taz.de -- Coronamaßnahmen in Frankreich: Macrons selbstherrlicher Kurs
       
       > Der Lockdown in Frankreich ist überfällig. Mehr Opfer und längere
       > Einschränkungen sind die Folge eines zaudernden Präsidenten.
       
 (IMG) Bild: Frankreichs Präsident Macron verkündet einen erneuten scharfen Lockdown für drei Wochen
       
       Seit Wochen rieten die wissenschaftlichen Expert:innen dem französischen
       Staatschef zum Handeln. Fast alle renommierten Epidemiolog:innen
       forderten wegen der Ausbreitung der neuen Varianten des Coronavirus einen
       dritten Lockdown, um zu verhindern, dass die Pandemie außer Kontrolle
       geraten und vor allem das bereits übermäßig belastete Krankenhauspersonal
       überfordert sein würde. Doch [1][Frankreichs Präsident Emmanuel Macron
       wollte Zeit gewinnen].
       
       Er glaubte weiterhin, dass seine optimistische Einschätzung richtig und die
       Kassandrarufe der ergrauten Häupter seines Wissenschaftlichen Rats
       übertrieben seien. Die Zeitungen kritisierten, [2][Macron habe gepokert und
       geblufft, jetzt aber seine „Wette“ verloren.] Nun blieb ihm keine andere
       Wahl, als genau zu jenen Restriktionen zu greifen, die er mit Rechthaberei
       und Sturheit so lange abgelehnt hatte.
       
       Er war zu stolz darauf, dass Frankreich anders als Deutschland und die
       Nachbarländer die Schulen nicht schließen musste. Doch allein in der
       Hauptstadt sind bereits 850 Schulen mit rund 20.000 Schulkindern wegen
       Covid-19-Fällen geschlossen. [3][Resigniert kündigte Macron in einer
       feierlichen Ansprache am Mittwochabend an, die Krippen, Kindergärten und
       die Schulen auf allen Altersstufen ab Samstag zu schließen].
       
       Die bisher nur in einem Teil des Landes verhängten Restriktionen – das
       nächtliche Ausgehverbot ab 19 Uhr, eine auf einen Umkreis von zehn
       Kilometern vom Wohnort limitierte Bewegungsfreiheit, Versammlungsverbot für
       mehr als sechs Personen – gelten ab dem Osterwochenende in ganz Frankreich.
       Macron wurde vom Virus desavouiert. Und dieses Mal kann er sich nicht mehr
       darauf berufen, er habe den Rat der besten Wissenschaftler befolgt.
       
       Die Unterlassungen wegen seiner Rechthaberei haben einen hohen Preis: Sie
       erhöhen die Zahl der Opfer und verzögern die Aussicht auf eine Rückkehr zu
       einem „normalen“ Leben. Der Staatschef will nicht explizit von einem
       dritten Lockdown reden, auch wenn er genau das nun seinen Landsleuten
       verkünden musste.
       
       Selbst wenn Macron zum ersten Mal fast selbstkritisch anmerkt, vielleicht
       seien Fehler gemacht worden, und manches hätte wohl anders angepackt werden
       können, bleibt es bei einer selbstherrlichen Kursbestimmung im
       Präsidentenpalast. Die neue Politik wird rückwirkend vom Premierminister am
       Donnerstag dem Parlament vorgestellt, das gnädigerweise darüber debattieren
       und abstimmen darf. Ganz unverbindlich, versteht sich.
       
       1 Apr 2021
       
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 (DIR) [1] /Dritte-Coronawelle-in-Europa/!5763223
 (DIR) [2] https://www.lefigaro.fr/vox/politique/intervention-de-macron-au-20h-le-remake-d-un-long-remake-20210331
 (DIR) [3] https://www.tagesschau.de/ausland/macron-lockdown-frankreich-corona-103.html
       
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 (DIR) Rudolf Balmer
       
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