# taz.de -- Neuer Bürgerkrieg in Tschad: Ein Neuanfang ist nötig
       
       > Tschads Präsident Déby ist erneut in schwere Kämpfe verwickelt. Sein
       > System muss dringend einem politischen Neuanfang für das Land weichen.
       
 (IMG) Bild: Soldaten der Armee des Tschads bei einer Operation gegen Rebellen am 19. April
       
       Schon wieder steht Tschads Präsident [1][Idriss Déby] scheinbar mit dem
       Rücken zur Wand. Gut ausgerüstete tschadische Rebellen, die sicher nicht
       mal einfach so ihre Positionen an der Seite russischer Berater in Libyen
       verlassen konnten, sind in einer Blitzoffensive bis kurz vor Tschads
       Hauptstadt N’Djamena vorgerückt und verwickeln die Armee in schwere Kämpfe.
       
       Es ist nicht das erste Mal, dass das Déby-Regime die Macht auf dieselbe
       Weise zu verlieren droht, mit der es sie 1990 einst errang: durch den
       Vorstoß hochmobiler motorisierter Aufständischer in die Hauptstadt, wo
       letztendlich Frankreichs Dauermilitärpräsenz über Verbleiben oder Verjagen
       der Machthaber entscheidet.
       
       Zweimal schon hat Frankreich in der Vergangenheit Déby die Haut gerettet,
       und es besteht wenig Grund zur Annahme, dass Emmanuel Macron diesmal seinen
       wichtigsten militärischen Verbündeten in Afrika fallen lässt. Vor allem,
       wenn die unsichtbare Hand Russlands, Frankreichs neuer Erzrivale in Afrika,
       dahinterstecken könnte. Aber nach über 30 Jahren Déby-Autokratie braucht
       [2][Tschad] dringend einen polititischen Neuanfang.
       
       Der tschadische Präsident hat es nie geschafft und wohl auch nie ernsthaft
       versucht, aus Tschad eine funktionierende Demokratie zu machen. Mit
       Hilfsgeldern und Öleinnahmen hat er aus Tschad eine Regionalmacht
       geschaffen, die hier als Stabilisator und dort destabilisierend auftritt,
       aber die Bevölkerung vegetiert im Elend und ein nachhaltiges
       Herrschaftsmodell, dem andere nacheifern wollen, hat er nicht aufzubauen
       vermocht. Das Déby-System ist unfit für das Afrika des 21. Jahrhunderts.
       
       Einen politischen Neuanfang in Tschad unterstützen – das ist so ungefähr
       das Letzte, wofür Europa in Afrika gerade Zeit hat. Aber es nicht zu tun,
       wäre dennoch fatal. Tschad braucht einen politischen Dialog, der eine
       Neuordnung möglich macht. Denn wenn der wichtigste Verbündete Europas in
       der [3][Sahelzone] im Kampf gegen islamistischen Terror weiter so alt
       aussieht wie jetzt, ist dieser Kampf langfristig zum Scheitern verurteilt.
       
       19 Apr 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Rebelleneinmarsch-aus-Libyen/!5761973
 (DIR) [2] /Sahel-Gipfel-in-Tschads-Hauptstadt/!5747214
 (DIR) [3] /Wahlen-in-Westafrika/!5761986
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Tschad
 (DIR) Idriss Déby
 (DIR) Sahelzone
 (DIR) Tschad
 (DIR) Tschad
 (DIR) Tschad
 (DIR) Westafrika
 (DIR) Mali
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Konflikt in Tschad: Rebellen wollen weiterkämpfen
       
       Nach dem Tod des Präsidenten Idriss Déby bleibt die Lage verworren.
       Rebellen und zivile Gruppen lehnen die Machtübernahme durch seinen Sohn ab.
       
 (DIR) Krieg in Tschad: Präsident Déby ist tot
       
       Nach über 30 Jahren an der Macht fällt Tschads Staatschef Idriss Déby im
       Kampf gegen Rebellen. Das Militär übernimmt, geführt von seinem Sohn.
       
 (DIR) Rebelleneinmarsch aus Libyen: Der neue Krieg um Tschad
       
       Tschadische Rebellen sind aus Libyen heraus bis nahe der Hauptstadt
       Ndjamena vorgerückt. Die Blitzoffensive gefährdet Frankreichs
       Sahel-Strategie.
       
 (DIR) Wahlen in Westafrika: Lupenreine Demokraten
       
       West- und Zentralafrika hat ein Superwahlhalbjahr hinter sich. Die Lehren
       daraus sind ernüchternd für Afrikas Zukunft.
       
 (DIR) Militäreinsätze im Sahel: Strukturen statt Sicherheit
       
       Um militärische Einsätze im Sahel zu rechtfertigen, werden Ängste vor
       Terrorismus geschürt. Das verkennt die tatsächlichen Probleme vor Ort.