# taz.de -- Karikaturenstreit in England: Lehrer nach Protesten beurlaubt
       
       > Im Religionsunterricht hatte der Mann Mohammed-Cartoons gezeigt. Zu
       > seiner Sicherheit ist er nun an einen unbekannten Ort gebracht worden.
       
 (IMG) Bild: Auch am Freitag protestierten Menschen vor der Schule in Batley
       
       London taz | In Großbritannien hat die Verwendung von Karikaturen des
       islamischen Propheten Mohammed im Religionsunterricht in einem Gymnasium in
       Batley in der Grafschaft Yorkshire zu einer Debatte geführt. Der Lehrer,
       der die Zeichnungen gezeigt hatte, war nach Protesten beurlaubt worden. Die
       britische Regierung verurteilte die Proteste gegen den Lehrer.
       
       Berichten zufolge soll der Lehrer die Mohammed-Karikaturen aus dem
       [1][französischen Satiremagazin Charlie Hebdo] gezeigt haben. Eine Gruppe
       von knapp 50 größtenteils männlichen Eltern muslimischer Kinder und Leiter
       muslimischer Gemeinschaften in der Grafschaft hatten sich daraufhin am
       Donnerstag vor den Schultoren zu einem Protest versammelt und die
       Verwendung des Cartoons im Schulunterricht als „absichtlichen, den Islam
       bedrohenden und provokativen Akt“ beschrieben. Sie forderten eine
       unabhängige Untersuchung. Auch am Freitag protestierten erneut einige
       Menschen vor den Schultoren.
       
       Gary Kibble, der Direktor der Schule, die viele Kinder muslimischen
       Glaubens besuchen, hatte sich in der vergangenen Woche für den Vorfall
       öffentlich entschuldigt. Der betroffene Lehrer sei beurlaubt worden. „Es
       war klar, dass das Material, welches in der Schulstunde benutzt wurde,
       völlig zweckwidrig war und das Potenzial hatte, Mitglieder unserer
       Schulgemeinschaft schwer zu beleidigen“, sagte er. Der Fall werde nun
       weiter untersucht. Der Lehrer wurde zu seiner Sicherheit an einen
       unbekannten Ort gebracht.
       
       [2][Baronin Sayeeda Warsi], ein konservatives Mitglied des britischen
       Oberhauses (House of Lords) gab auf BBC an, Eltern der Schule hätten ihr
       mitgeteilt, dass einige Kinder bestürzt darüber gewesen wären. Karikaturen
       dieser Art hätten auf Spielplätzen zu Beschimpfungen muslimischer Kinder
       als Terroristen und Extremisten geführt. Warsi wuchs selbst in der Nähe von
       Batley auf.
       
       ## Bedrohung von Lehrkräften werde nie akzeptiert
       
       Die britische Regierung verurteilte die Proteste gegen den Lehrer. Ein
       Sprecher des britischen Erziehungsministeriums gab an, dass die Regierung
       Bedrohungen von Lehrkräften nie akzeptieren werde und dass der Protest
       [3][gegen die Lockdown-Bestimmungen] verstoßen habe. Er forderte Eltern der
       Kinder der Schule und die Schule zum Dialog auf. Schulen stehe es frei,
       eine ganze Palette von Ideen und Materialien im Unterricht anzuwenden,
       erklärte er. Auch jene, die umstritten seien, solange sie der Verpflichtung
       politischer Balance und dem Respekt gegenüber Menschen verschiedenen
       Glaubens gerecht würden.
       
       In der BBC sprach auch der Geschäftsführer der Organisation Humanism UK,
       Andrew Copson, davon, wie zentral das Gleichgewicht sei. Wenn sich eine
       Schulstunde auf die Kontroversen und Blasphemie, Beleidigung und
       gewalttätige Reaktionen beziehe, dann könne es richtig sein, diese zu
       zeigen. Copson war vorher Direktor des Religious Education Council, einer
       Stelle, die alle im Religionsunterricht involvierten
       Religionsgemeinschaften berät.
       
       29 Mar 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Eskalation-im-Streit-ueber-Karikaturen/!5721047
 (DIR) [2] https://twitter.com/sayeedawarsi?lang=de
 (DIR) [3] /Covid-19-in-Grossbritannien/!5750297
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Zylbersztajn-Lewandowski
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Lehrer
 (DIR) Mohammed-Karikaturen
 (DIR) Islam
 (DIR) Großbritannien
 (DIR) Charlie Hebdo
 (DIR) Blasphemie
 (DIR) Pakistan
 (DIR) Islam
 (DIR) Antiimperialismus
 (DIR) Schwerpunkt Frankreich
 (DIR) Schwerpunkt Frankreich
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Menschenrechte in Pakistan: Lynchmord wegen Blasphemie
       
       Ein Mann, dem Blasphemie vorgeworfen wurde, wird aus einer Polizeistation
       gezerrt und totgeprügelt. Ähnliche Fälle gibt es in Pakistan immer wieder.
       
 (DIR) Theologin über den Monat Ramadan: „Fasten schafft Dankbarkeit“
       
       Am Montagabend beginnt der Ramadan. Die Theologin Mira Sievers über die
       Bedeutung, Sexualethik und die Verantwortung von islamischer Theologie.
       
 (DIR) Populismus und Islamismus: Sagten Sie „Islam-Linke“?
       
       Führt ein falsch verstandener Antirassismus bei populistischen Linken zur
       Verbrüderung mit Islamisten? Es gibt deutliche Anzeichen dafür.
       
 (DIR) Ermordung des Lehrers Samuel Paty: Lüge mit dramatischen Folgen
       
       Die Ausrede einer Schülerin hat in Frankreich offenbar die Hass-Eskalation
       gegen Samuel Paty ausgelöst. Ihr Vater hatte ein Hetzvideo veröffentlicht.
       
 (DIR) Anti-Islamismus-Paket in Frankreich: Abgeordnete winken Gesetz durch
       
       Gegen Polygamie und Jungfrauentests: Neue Gesetze sollen Islamismus
       zurückdrängen, verstoßen aber womöglich gegen die französische Verfassung.