# taz.de -- Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: Seehofer verteidigt Einreisestopp
       
       > In Deutschland kommt die Impfstoffverteilung schleppend voran. Die
       > Sieben-Tage-Inzidenz ging am Samstag auf 90,9 zurück. Frankreich
       > verschärft den Lockdown erneut.
       
 (IMG) Bild: Jetzt in Mutationsgebiete zu reisen sei geradezu „töricht“, sagt Horst Seehofer
       
       ## 
       
       Keine Exportkontrollen für Corona-Impfstoffe in Nordirland 
       
       Nach scharfer Kritik aus Großbritannien nimmt die EU Nordirland von ihren
       Exportkontrollen für Corona-Impfstoffe aus. Das Nordirland-Protokoll werde
       „unberührt“ bleiben, teilte die EU-Kommission am Freitagabend mit. Die
       Schutzklausel, die Kontrollen an der Grenze zwischen dem EU-Mitglied Irland
       und Nordirland erlaubt hätte, sei anders als zunächst geplant nicht
       aktiviert worden. Hintergrund der Kontroverse sind Lieferengpässe beim
       britisch-schwedischen Hersteller Astrazeneca, dessen Impfstoff seit Freitag
       in der EU zugelassen ist.
       
       Großbritannien und Irland hatten sich besorgt gezeigt über die Pläne der
       EU, Schutzmaßnahmen nach Artikel 16 des Nordirland-Protokolls zu ergreifen.
       Der britische Premierminister Boris Johnson habe in einem Telefonat mit
       EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen „ernste Bedenken“ zum Ausdruck
       gebracht, teilte Downing Street mit. Nordirlands Regierungschefin Arlene
       Foster nannte die Ankündigung der EU einen „unglaublich feindseligen Akt“.
       Die EU habe „bei der ersten Gelegenheit“ eine harte Grenze zwischen
       Nordirland und Irland in Kauf genommen.
       
       Auch Irlands Premierminister Micheal Martin äußerte gegenüber von der Leyen
       seine Bedenken. Das Einlenken der EU wertete er später als eine „positive
       Entwicklung“. Das Nordirland-Protokoll im Brexit-Abkommen erlaubt den
       Warenfluss zwischen dem EU-Mitglied Irland und der britischen Provinz
       Nordirland ohne Zollkontrollen an der Grenze.
       
       Die EU-Kommission hatte die „Ausfuhrgenehmigungspflicht“ am Freitag
       beschlossen, um die Exporte von Corona-Impfstoffen zu überwachen und
       gegebenenfalls zu beschränken. Alle Pharmakonzerne, die mit der EU
       Lieferverträge über Corona-Impfstoffe abgeschlossen haben, müssen künftige
       und bereits getätigte Lieferungen an Drittstaaten in Brüssel melden. Die
       Weltgesundheitsorganisation (WHO) kritisierte das Vorgehen der EU und
       sprach von einem „sehr beunruhigenden Trend“, der die globale Lieferkette
       für Impfstoffe gefährden könne.
       
       Der britisch-schwedische Impfstoff-Hersteller Astrazeneca hatte vergangene
       Woche bekanntgegeben, [1][der EU zunächst deutlich weniger Impfstoff
       liefern zu können als vorgesehen]. Die EU stört besonders, dass das
       Unternehmen Großbritannien und andere Nicht-EU-Länder offenbar weiterhin
       mit ungekürzten Mengen beliefert. Sie hegt den Verdacht, dass Astrazeneca
       für die EU bestimmte Impfstoffdosen ins Ausland exportiert hat. Die
       belgischen Behörden inspizierten in diesem Zusammenhang auf Wunsch der
       Kommission am Donnerstag eine Produktionsstätte im belgischen Seneffe.
       
       Nach eigenen Angaben will die EU-Kommission Impfstoff-Exporte nicht
       grundsätzlich verhindern. Es könnte in besonderen Fällen aber dazu kommen,
       dass die Exporterlaubnis verweigert wird. In der Praxis müssen die
       Hersteller die Ausfuhren den für sie zuständigen nationalen Behörden
       melden. Innerhalb von 24 Stunden sollen die Ausfuhren dann freigegeben oder
       verweigert werden. (afp)
       
       ## Merkel mahnt trotz sinkender Infektionszahlen zu Geduld
       
       Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat an die besondere Belastung von
       Familien in der Coronapandemie erinnert. „In der Bundesregierung sind wir
       uns sehr bewusst, wie hart der Alltag für viele Eltern und Kinder zurzeit
       ist – das unterschätzt niemand von uns“, sagte Merkel am Samstag in ihrem
       wöchentlichen Video-Podcast. Sie versicherte erneut, dass bei Lockerungen
       der Coronamaßnahmen Kitas und Schulen zuerst wieder geöffnet werden
       sollten.
       
       Es sei ein „gewaltiger Kraftakt“, Kita- und Grundschulkinder zu Hause zu
       betreuen und zu unterrichten sowie bei älteren Kinder das digitale Lernen
       zu begleiten, sagte Merkel. „Dazu kommen noch die eigenen beruflichen
       Verpflichtungen und Sorgen.“ Wohnungen seien „Spielplatz, Klassenraum und
       Arbeitsplatz in einem“.
       
       Bitter sei auch, „dass Kinder und Jugendliche im Moment auf vieles
       verzichten müssen, was in dieser Lebensphase so wichtig ist und Freude
       macht: Freunde treffen, Hobbys nachgehen, feiern oder einfach nur
       unbeschwert in den Tag hineinleben“, sagte die Kanzlerin. Umso dringender
       sei es, Familien in dieser Pandemie nach Kräften zu unterstützen.
       
       Die Bundesregierung habe dafür eine ganze Reihe von Maßnahmen auf den Weg
       gebracht. Merkel verwies unter anderem auf das Konjunkturpaket mit dem
       Kinderbonus, die Kindergelderhöhung sowie die Verdopplung der
       Kinderkrankentage. Diese könnten auch beansprucht werden, wenn ein Kind
       betreut werden müsse, weil Schule oder Kita geschlossen seien.
       
       Sie mahnte zugleich zur Vorsicht und dämpfte die Erwartungen an schnelle
       Öffnungen. Die Infektionszahlen gingen zwar seit einiger Zeit wieder
       zurück, „die Richtung stimmt“. Es bestehe aber eine „sehr reale Gefahr“
       durch die hochansteckenden Virus-Varianten. „Deshalb müssen wir auf unserem
       Weg durch die nächsten Wochen vorsichtig und behutsam handeln“, sagte
       Merkel. „Noch sind wir nicht so weit, Kitas und Schulen wieder öffnen zu
       können.“ (afp)
       
       Mehr als 12.000 Coronaneuinfektionen in Deutschland 
       
       In Deutschland sind binnen eines Tages mehr als 12.000 Neuinfektionen mit
       dem Coronavirus verzeichnet worden. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) am
       Samstagmorgen unter Berufung auf Angaben der Gesundheitsämter mitteilte,
       wurden weitere 12.321 Ansteckungsfälle registriert. Die Gesamtzahl der
       nachgewiesenen Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus in Deutschland
       seit Beginn der Pandemie stieg damit auf 2.205.171.
       
       Nach Angaben des RKI wurden zudem 794 Todesfälle im Zusammenhang mit
       Coronavirus-Infektionen innerhalb von 24 Stunden gezählt. Die Gesamtzahl
       der verzeichneten Coronatoten in Deutschland erhöhte sich damit auf 56.546.
       
       Die Zahl der von einer Corona-Infektion genesenen Menschen bezifferte das
       RKI auf rund 1.911.800. Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz ging weiter
       zurück und lag am Samstag bei 90,9. Am Donnerstag war dieser Wert erstmals
       seit drei Monaten unter die Marke 100 gesunken.
       
       Die Sieben-Tage-Inzidenz geht seit Wochen zurück, ihren bislang höchsten
       Stand hatte sie am 22. Dezember mit 197,6 erreicht. Bei der
       Sieben-Tage-Inzidenz handelt es sich um die Zahl der Neuinfektionen pro
       100.000 Einwohnern innerhalb dieses Zeitraums. Ziel der Bundesregierung ist
       es, den Wert auf unter 50 zu drücken. Der derzeitige harte Coronalockdown
       in ganz Deutschland gilt laut Beschluss von Bund und Ländern vorerst noch
       bis zum 14. Februar. (afp)
       
       Einreisesperren sollen Mutanten ausbremsen 
       
       Mit weitreichenden Einreisesperren für Menschen aus mehreren Ländern
       versucht Deutschland die Ausbreitung besonders ansteckender
       Coronavirus-Varianten zu bremsen. Die Maßnahmen gelten seit Samstag für
       Menschen aus Großbritannien, Irland, Portugal, Südafrika und Brasilien, ab
       Sonntag auch für jene aus den afrikanischen Staaten Lesotho und Eswatini.
       Es gibt dazu ein Beförderungsverbot für Fluggesellschaften, Bahn-, Bus- und
       Schiffsunternehmen bis zum 17. Februar. Ausnahmen gelten unter anderem für
       alle Deutschen und in Deutschland lebenden Ausländer sowie für
       Transitpassagiere und den Warenverkehr.
       
       Bundesinnenminister Horst Seehofer verteidigte die Maßnahme als „absolut
       notwendig“ zum Schutz der Bevölkerung vor hoch infektiösen, mutierten
       Viren. Der CSU-Politiker forderte zugleich einen Verzicht auf jede nicht
       zwingend notwendige Reise ins Ausland. Das sehe er als „Bürgerpflicht“.
       „Jetzt ohne wirklich zwingenden Grund in Mutationsgebiete zu reisen, das
       muss ich deutlich sagen, wäre geradezu töricht“, betonte Seehofer. (dpa)
       
       ## Frankreich verschärft erneut Coronamaßnahmen
       
       Angesichts der schnellen Ausbreitung neuer Coronavirus-Varianten verschärft
       Frankreich nochmals die wegen der Pandemie erlassenen Schutzmaßnahmen. Für
       Nicht-EU-Länder gelte ab Sonntag außer in dringenden Fällen ein Ein- und
       Ausreiseverbot, kündigte Regierungschef Jean Castex am Freitagabend in
       Paris an. Zudem müssten Geschäfte, die nicht für den täglichen Bedarf
       notwendig sind, ab einer bestimmten Größe schließen.
       
       Kultur- und Sporteinrichtungen, Restaurants und Cafés sind in Frankreich
       derzeit bereits geschlossen. Schulen und Geschäfte können dagegen bis 18.00
       Uhr öffnen. Nun sollen Geschäfte ab einer Größe von 20.000 Quadratmetern ab
       Sonntag ganz schließen, sagte Castex. Zudem solle die Einhaltung der ab
       18.00 Uhr geltenden Ausgangssperre verstärkt überwacht werden und die
       „illegale“ Öffnung von Restaurants verhindert werden.
       
       Regierungssprecher Gabriel Attal hatte am Mittwoch nach einer
       Kabinettssitzung unter Leitung von Präsident Emmanuel Macron gesagt, die
       Regierung prüfe eine Reihe von Szenarien, zu denen auch „ein sehr strenger
       Lockdown“ gehöre. Die geltende landesweite Sperrstunde um 18.00 Uhr reiche
       nach Einschätzung von Experten nicht aus, um die Ausbreitung des Virus zu
       bremsen.
       
       Frankreich verzeichnet seit der Jahreswende wieder steigende
       Infektionszahlen. Zuletzt wurden mehr als 20.000 tägliche Neuinfektionen
       verzeichnet, auch der Druck auf die Krankenhäuser wächst. Virologen warnen
       vor einer schnellen Ausbreitung der ansteckenderen britischen
       Coronavariante. (afp)
       
       ## Coronavakzin von Astrazeneca in EU zugelassen
       
       Zur Eindämmung der Pandemie richten sich neue Hoffnungen auf die Impfungen
       gegen das Virus. Nach Biontech/Pfizer und dem US-Konzern Moderna erhielt am
       Freitagabend nun auch der britisch-schwedische Konzern Astrazeneca von der
       Europäischen Union die Zulassung für seinen Impfstoff. Allerdings sorgen
       angekündigte Verzögerungen bei Lieferungen von Astrazeneca und auch von
       Moderna für Verärgerung in der EU.
       
       Der Vorsitzende Thomas Mertens der Ständigen Impfkommission (Stiko)
       verteidigte diese Linie. Die Daten von Astrazeneca seien nicht ausreichend,
       um die Wirksamkeit der Impfung in der Altersgruppe ab 65 Jahre beurteilen
       zu können, sagte Mertens am Freitagabend. Der Virologe fügte hinzu, dass
       die Stiko ihre Empfehlungen nach dem Einreichen weiterer Daten zur
       Effizienz bei älteren Menschen aktualisieren werde. Gleichzeitig betonte
       er, die Sicherheit des Impfstoffs stehe außer Zweifel.
       
       Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach begrüßte die Entscheidung der
       EU-Arzneimittelbehörde EMA. Auch wenn die Fallgruppe der über 65-Jährigen
       in den Studien klein gewesen sei, sei auch für sie von einer hohen
       Wirksamkeit des Impfstoffes aufgrund früherer Studien und Erfahrungen mit
       anderen Impfstoffen auszugehen, sagte Lauterbach der Welt am Samstag.
       
       Die CDU-Gesundheitsexpertin Karin Maag betonte hingegen in der Zeitung:
       „Solange noch keine ausreichenden Studien unter Beteiligung der älteren
       Personengruppe vorliegen, ist eine entsprechende Alterseingrenzung bei der
       Zulassung folgerichtig.“ Der FDP-Gesundheitspolitiker Andrew Ullmann
       schloss sich dem an und kritisierte die EMA scharf. „Eine höchst
       unprofessionelle Entscheidung und gefährlich für die Glaubwürdigkeit der
       EMA“, kommentierte er in der Welt. (dpa)
       
       ## CDU-Politiker Sensburg warnt vor gefälschten Coronatests
       
       Der CDU-Innenpolitiker Patrick Sensburg hat vor Einreisen nach Deutschland
       mit gefälschten Coronatests gewarnt. „In Ländern wie Russland, Ukraine,
       Türkei oder Ägypten gibt es inzwischen einen großen Markt für gefälschte
       Tests“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die Fälschungen
       kosteten rund ein Viertel eines echten Tests. „Wenn Personen mit
       gefälschten Coronatests einreisen, besteht ein hohes Risiko, dass
       Krankheitserreger und auch die Mutation des Coronavirus eingeschleppt
       werden.“ (reuters)
       
       Spielsucht von Brandenburgern verlagert sich ins Netz 
       
       Der Lockdown in der Coronakrise wirkt sich auch positiv auf die Spielsucht
       vieler Brandenburger aus, aber nicht nur. Das ergab eine Umfrage der
       Deutschen Presse-Agentur. So verwies die Brandenburgische Landesstelle für
       Suchtfragen (BLS) auf eine Klientenbefragung des Netzwerks „Frühe
       Intervention bei pathologischem Glücksspiel im Land Brandenburg“ zu
       Auswirkungen des Lockdowns auf das Glücksspielverhalten. „Der überwiegende
       Teil der Betroffenen bewertete die Schließungen der Spielstätten positiv“,
       sagt Geschäftsführerin Andrea Hardeling. „Sie konnten Abstand vom
       Glücksspiel gewinnen und waren dazu angehalten, Verhaltensalternativen zum
       Glücksspiel zu entwickeln.“
       
       Einige Klienten hätten berichtet, dass sie mit der Zeit weniger Spieldruck
       gehabt und mehr Zeit mit Freunden und Familie verbracht hätten, sagt
       Hardeling. „Gelegenheit zum Spielen boten dennoch weiterhin die
       Geldspielgeräte in den Imbissbuden, was von mehreren Befragten als kritisch
       bewertet wurde.“ Auch sei die Präsenz von Online-Glücksspielangeboten
       deutlich wahrgenommen worden.
       
       Zuletzt war der Anteil der Spielsüchtigen im Onlinebereich stark gestiegen
       – der von Online-Automatenspielen wuchs von 3,4 Prozent in 2018 auf 7,7
       Prozent 2019. Bei Online-Casinospielen sei er gar von 0,9 auf 3 Prozent
       gestiegen, bei Online-Sportwetten von 5,6 auf 9,4 Prozent. „Für 2020 liegen
       aktuell noch keine Zahlen vor, es ist jedoch davon auszugehen, dass sich
       diese Entwicklung fortsetzt“, sagt Hardeling.
       
       Beratung und Selbsthilfe könne im Lockdown nur eingeschränkt stattfinden.
       „Die Hilfe ist allein dadurch schon eingeschränkt, dass Betroffene und
       Angehörige sehr viel weniger Kontakte pflegen und selbst vorsichtiger sind
       durch die Pandemie“, sagt Daniel Zeis von der Ambulanten Beratungs- und
       Behandlungsstelle für Suchtkranke und Suchtgefährdete der Arbeiterwohlfahrt
       (Awo) in Potsdam. Hier könne man aber per Telefon und Online-Beratung
       helfen, also via Mail, Chat und Videosprechstunden. „Selbsthilfegruppen
       treffen sich unter den bekannten Hygienebestimmungen, denn sie sind laut
       Eindämmungsverordnung als systemrelevant eingestuft worden“, betont Zeis.
       (dpa/bb)
       
       Kretschmer will mit Coronakritikern im Gespräch bleiben 
       
       Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat sein Dialogangebot
       an Kritiker der Coronaschutzmaßnahmen bekräftigt. Er wolle in der
       Kommunikation immer die Hand reichen, sagte Kretschmer am Freitagabend bei
       einem Online-Forum der Konrad-Adenauer-Stiftung. Es sei grundsätzlich
       richtig, Gesprächsangebote zu machen. Die Privatsphäre von Politikern zu
       stören, finde er aber nicht in Ordnung.
       
       Etwa 30 Menschen hatten am 10. Januar vor dem Privatgrundstück von
       Kretschmer in Großschönau im Landkreis Görlitz ein Streitgespräch gesucht.
       Als eine Teilnehmerin ein Halstuch in den Farben der Reichskriegsflagge
       über ihren Mund zog, hatte der Ministerpräsident das Gespräch abgebrochen.
       
       Es sei ihm wichtig, Dinge zu erklären, sagte Kretschmer. Er hoffe, dass er
       mit Fakten überzeugen könne. Er wisse aber auch, „dass es Menschen gibt,
       die man nicht erreichen kann“. Das Dialogangebot des Ministerpräsidenten an
       die ungebeten Gäste am Gartenzaun war von sächsischen Landtagsabgeordneten
       der Linken, Grünen und der SPD kritisiert worden. An der Onlinediskussion
       nahmen am Freitagabend laut Stiftung rund 800 Menschen teil.
       
       Kretschmer steckte allerdings auch die Grenzen des Dialogs ab. Bei
       verfassungsfeindlichen Symbolen und „der unsäglichen Reichskriegsflagge“
       sei Schluss, sagte er. Das sei ein Symbol der Rechtsextremen, dies sei auch
       allgemein bekannt.
       
       In der Diskussion betonte der CDU-Politiker auch die große psychische
       Belastung während der Pandemie: „Jeder muss nach dieser Krise auf die
       Couch. Wir müssen das verarbeiten, ein psychisch extrem anstrengendes
       Erlebnis, das diese Generation erlebt.“ (epd)
       
       ## Habeck fordert Impfallianz zwischen Deutschland und USA
       
       Grünen-Chef Robert Habeck hat die Bundesregierung aufgefordert, gemeinsam
       mit dem neuen US-Präsidenten Joe Biden eine Allianz für höhere
       Impfstoffproduktionen zu schmieden. „Mit der Regierung des neuen
       US-Präsidenten Joe Biden ist der Moment für eine vertiefte transatlantische
       Kooperation gekommen“, sagte Habeck der Rheinischen Post am Samstag.
       
       Europa und die USA sollten jetzt gemeinsam eine Initiative starten und auf
       G20-Ebene die Kapazitäten der Pharmaindustrie weltweit zusammenbringen,
       sagte der Grünen-Chef. „Pfizer ist ein US-amerikanisches Unternehmen. Joe
       Biden ist ein Transatlantiker, jemand, der in globalen Zusammenhängen
       denkt. Mit der Biden-Administration kann eine Erhöhung der
       Impfstoffproduktion gelingen.“ (rtr)
       
       ## Schleppende Impfstofflieferungen in Deutschland
       
       Die schleppenden Impfstofflieferungen bringen in Deutschland viele
       Planungen vor Ort zur Immunisierung der Menschen durcheinander. Mehrere
       Ministerpräsidenten forderten vor dem Impfgipfel von Bund und Ländern am
       Montag vom Bund mehr Klarheit. „Die Menschen brauchen Klarheit, wann sie
       geimpft werden können, und die Länder brauchen Planungssicherheit durch
       verlässliche Lieferangaben des Bundes, um Impftermine anbieten zu können“,
       sagte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) der
       Rheinischen Post am Samstag.
       
       Auch Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig betonte,
       es brauche Klarheit und Verbindlichkeit. Man müsse vor Ort wissen, wann
       welche Lieferung komme, sagte die SPD-Politikerin am Freitagabend in der
       ARD. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) forderte am
       Freitag einen nationalen Impfplan. Müller ist auch Vorsitzender der
       Ministerpräsidentenkonferenz.
       
       Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, mahnte vor
       dem Impfgipfel in der Rheinischen Post: „Wir brauchen dringend Klarheit
       darüber, wie viele Dosen bestellt wurden und was wann verlässlich geliefert
       wird.“ Grünen-Chef Robert Habeck sagte der Zeitung: „Sollten die
       Pharmaunternehmen dann trotz Möglichkeiten nicht kooperieren wollen, kann
       die Regierung als Ultima Ratio verpflichtende Lizenzvergaben in Betracht
       ziehen. Am Ende muss eben mehr Impfstoff rauskommen.“
       
       Bundesinnenminister Horst Seehofer mahnte zur Vorsicht. „Im Moment kann
       niemand seriös beurteilen, wie es Mitte Februar weitergeht“, sagte der
       Innenminister. Man könne aber nach allen Erfahrungen bei der
       Infektionsbekämpfung sagen, dass man nicht sofort und vollständig zu
       normalen Verhältnissen zurückkehren könne. „Das wird nur stufenweise
       möglich sein.“ Andernfalls drohe eine dritte Welle. (dpa)
       
       Brinkhaus für längeren Lockdown 
       
       Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus hält eine Verlängerung des Lockdowns
       über den 14. Februar hinaus für erforderlich. „Besser jetzt noch ein wenig
       länger etwas härtere Maßnahmen als ein Raus-Rein-Raus-Rein, was letztlich
       alle zermürbt“, sagte der CDU-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland
       (RND/Samstag). Viele Beschränkungen müssten im Kern vermutlich noch einmal
       verlängert werden. „Wir müssen die Zahlen jetzt weit herunterbekommen.“
       Deutschland müsse wegen der Mutation des Virus bei Lockerungen der
       Maßnahmen sehr vorsichtig sein, mahnte Brinkhaus.
       
       Der Fraktionschef forderte für die Zeit nach der Coronapandemie eine
       Neuordnung der Beziehungen zwischen Bund und Ländern. „Wir müssen in
       Deutschland sehr schnell und sehr viel verändern. Die Coronakrise hat das
       wie unter einem Brennglas gezeigt“, sagte Brinkhaus. Er fügte hinzu: „Wir
       waren nicht nur zu behäbig und kompliziert in unseren Entscheidungen in der
       Pandemiebekämpfung. Es gilt generell: So wie wir das Land organisiert
       haben, haben wir nicht die Leistungsfähigkeit, die wir im 21. Jahrhundert
       brauchen.“
       
       Der föderale Aufbau müsse besser werden. „Wir haben von Bund über Land,
       Bezirksregierungen, Kreise und Kommunen fünf Ebenen, die an irgendeiner
       Stelle mitentscheiden“. Als Beispiel nannte Brinkhaus die Digitalisierung
       der Schulen. Der Bund stellt den Ländern Geld bereit. Diese komme aber erst
       einmal nicht in den Schulen an.
       
       Brinkhaus hält überdies eine „sehr harte Fehleranalyse“ in Bezug auf die
       Altenheime für notwendig. „Es ist nicht akzeptabel, dass dort so viele
       Menschen an einer Covid-Infektion gestorben sind“, sagte der CDU-Politiker.
       Auch die Vergabe von Impfterminen an über 80-Jährige sei oft nicht gut
       organisiert gewesen. (dpa)
       
       30 Jan 2021
       
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