# taz.de -- Steigende Strompreise in Hamburg: Teure Leitungen
       
       > In Hamburg ist laut dem Portal Verivox der Strom im Bundesvergleich am
       > teuersten. Das liege auch an den hohen Netzentgelten des kommunalen
       > Betreibers.
       
 (IMG) Bild: Ihre Instandhaltung kostet viel Geld: Strommasten
       
       Hamburg taz | Hamburg an misslicher Spitzenposition: [1][Im
       Bundesländervergleich liegen die Strompreise] in der Hansestadt am
       höchsten. Das hat das Vergleichsportal Verivox errechnet und in seinem
       diesjährigen [2][Verbraucher-Atlas] veröffentlicht. Den Grund sieht das
       Portal vor allem in den hohen Netzentgelten – die in Hamburg nach einem
       Volksentscheid seit 2014 vom kommunalen Netzanbieter erhoben werden. Der
       sieht sich auch durch die hohen Investitionskosten dazu genötigt.
       
       Die jährliche Stromrechnung bei einem Verbrauch von 4.000 Kilowattstunden
       beläuft sich laut Verivox in Hamburg auf 1.264 Euro. Am niedrigsten sind
       die Preise in Bremen. Dort liegen sie durchschnittlich bei 1.120 Euro, also
       mehr als 144 Euro – oder: rund 13 Prozent – unter Hamburg.
       
       „Für das Preisgefälle zwischen den Ländern sind vor allem die Netzentgelte
       verantwortlich“, sagt Verivox-Sprecher Thorsten Storck. Die Netzentgelte
       werden für Nutzung und Instandhaltung der Stromleitungen sowie
       Bereitstellung und Ablesung der Zähler erhoben. Zwar liegen die Entgelte in
       Hamburg bundesweit nicht an höchster Stelle – sie sind aber allein 2020 im
       Vergleich zum Vorjahr laut dem Energiedatenbankbetreiber Enet um mehr als
       acht Prozent gestiegen.
       
       Dass die Strompreise auch in Hamburg steigen, ist angesichts des
       bundesweiten Trends kaum verwunderlich. Erstaunlich ist aber das Tempo des
       Anstiegs: Vor zehn Jahren gehörten die Strompreise noch zu den bundesweit
       niedrigsten. Seither sind laut Verivox die Preise in der Hansestadt um 40
       Prozent gestiegen. Bundesweit waren es 22 Prozent.
       
       In diese Zeit fällt auch der Rückkauf des Stromnetzes. Beim Volksentscheid
       „Unser Hamburg – Unser Netz“ im September 2013 hatte eine knappe Mehrheit
       entschieden, dass der damalige SPD-Senat die drei Versorgungsnetze für
       Strom, Gas und Fernwärme von den Konzernen Vattenfall und Eon Hanse
       zurückkaufen solle.
       
       2015 wurde das Stromnetz rekommunalisiert und [3][die Stromnetz Hamburg
       GmbH gegründet]. Damals hatte der damalige Stromnetz-Geschäftsführer
       Dietrich Graf [4][bereits angedeutet, dass höhere Netzentgelte nötig
       seien].
       
       Für die höheren Kosten für Verbraucher:innen gebe es heute zwei konkrete
       Gründe. „Hamburg investiert viel in die Stromnetze“, sagt
       Stromnetz-Sprecherin Anette Polkehn-Appel. Die jährlichen Investitionen der
       Netzgesellschaft seien zwischen 2015 und 2019 um 53 Prozent auf 222
       Millionen Euro gestiegen.
       
       Dass Investitionen vor der Rekommunalisierung durch die privaten Betreiber
       ausgeblieben seien, will sie zwar nicht bestätigen. Allerdings: „Es wurde
       weniger als heute in die Netze investiert.“
       
       Die Hamburger Verbraucherzentrale springt dem Betreiber bei und verweist
       darauf, dass ein Vergleich von Netzentgelten problematisch sei: Netzausbau
       und -unterhaltung seien unterschiedlich teuer.
       
       Ein zweiter Grund seien die Entgelte der Übertragungsnetzbetreiber – also
       der vier großen Unternehmen, die mit den Höchstspannungsnetzen den Strom
       über große Entfernungen in Deutschland transportieren. Auch diese Entgelte
       würden steigen und vom Hamburger Netzbetreiber lediglich eins zu eins
       weitergeben. Beim Unternehmen 50 Hertz, das Hamburg beliefert, liegt die
       diesjährige Steigerung laut Enet bei sieben Prozent.
       
       Dabei erwirtschaftet Stromnetz Hamburg – aufgrund der Netzentgelte –
       mittlerweile erstaunliche Gewinne. Nach eigenen Angaben wurden im letzten
       Geschäftsjahr 2019 knapp 91 Millionen Euro Gewinn gemacht und letztlich an
       die Stadt Hamburg abgeführt. Die hohen Gewinne als Anlass für sinkende
       Preise auf Verbraucherseite zu nehmen, will das städtische Unternehmen
       nicht: Erst solle das Unternehmen an der Refinanzierung des Kaufpreises
       mitwirken.
       
       27 Jan 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Hartz-IV-und-Corona/!5746115
 (DIR) [2] https://www.verivox.de/strom/verbraucheratlas/strompreise-deutschland/
 (DIR) [3] /Rueckkauf-der-Energienetze/!5272658
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