# taz.de -- Experte über Corona und Pflegekräfte: „Keine Impfung für Betreuerinnen“
       
       > Pflegekräfte in Privathaushalten sind in der Impfstrategie nicht
       > vorgesehen. Integrationsforscher Niklas Harder kritisiert die
       > Bundesregierung dafür.
       
 (IMG) Bild: Pflege- und Betreuungskräfte in Privathaushalten haben bisher keinen Zugang zur Corona-Impfung
       
       taz: Herr Harder, nach Schätzungen gibt es 100.000 oder mehr osteuropäische
       Pflege- und Betreuungskräfte in privaten Haushalten in Deutschland. Haben
       die Frauen Zugang zu Impfungen gegen Corona? 
       
       Niklas Harder: Nein, diese Gruppe wird in der Impfstrategie der
       Bundesregierung bisher nicht berücksichtigt. Bisher wird nur das
       Pflegepersonal, das in Deutschland in Heimen und bei ambulanten Diensten
       angestellt ist, bevorzugt geimpft. Die Gruppe der osteuropäischen
       Betreuerinnen müsste unbürokratisch Zugang zu Impfungen erhalten, etwa in
       den Impfzentren.
       
       In welcher Form sind diese Hilfspflegerinnen beschäftigt? 
       
       Einige sind direkt bei den Privathaushalten angestellt und versichert.
       Andere werden etwa über polnische Zeitarbeitsfirmen und deutsche Agenturen
       in die Haushalte entsandt. Dann gibt es Hilfspflegekräfte, die offiziell
       nur zeitweise in dem Haushalt beschäftigt sind, aber viel länger dort
       arbeiten. Und natürlich existieren auch reine Schwarzarbeitsverhältnisse.
       
       Haben diese Betreuungsformen während der Pandemie zugenommen? 
       
       Die Agenturen, mit denen wir gesprochen haben, sagen, dass die Nachfrage
       nach Hilfspflegekräften für private Haushalte während der Pandemie
       gestiegen sei. Manche Pflegeheime haben ja schon während des ersten
       Lockdowns keine neuen Pflegebedürftigen mehr aufgenommen. Manche Menschen
       hatten auch Angst, ihre Angehörigen nicht mehr besuchen zu können, wenn
       diese ins Heim kämen.
       
       Agenturen berichten, dass es schwieriger geworden sei, Pflegekräfte
       anzuwerben. 
       
       Das stimmt. Viele Betreuerinnen sagten uns, dass sie während der Pandemie
       lieber in Polen bleiben wollten. Agenturen berichteten, dass sie sogar im
       polnischen Fernsehen aufgetreten sind, um neue Pflegekräfte zu gewinnen.
       Manche Agenturen gewährten Sonderzahlungen.
       
       Verfügen die Frauen über Schutzmaterial? 
       
       In der Online-Befragung der Betreuerinnen zeigte sich, dass die meisten
       zwar mit Schutzmaterial ausgestattet waren. Dieses wurde in den meisten
       Fällen selbst organisiert oder von Angehörigen gestellt. Wir vermuten aber,
       dass viele Frauen in Privathaushalten aus praktischen Gründen ohne Masken
       arbeiten.
       
       Ließen sich die Frauen vorher auf Corona testen? 
       
       Danach haben wir nicht gefragt. Ich könnte mir aber vorstellen, dass manche
       Familien heute einen Schnelltest verlangen, bevor die Betreuerin in den
       Haushalt kommt.
       
       Gab es Hilfspflegekräfte, die infiziert sind? 
       
       Wir haben durch die Online-Befragung bislang 100 Betreuerinnen erreicht.
       Davon erklärten drei, sich infiziert zu haben. Das ist eine kleine Zahl,
       prozentual gesehen aber ein höherer Anteil als in der Gesamtbevölkerung in
       Deutschland.
       
       5 Jan 2021
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Barbara Dribbusch
       
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