# taz.de -- American Football: Money, Money, Money
       
       > Die Alabama Crimson Tide sind erneut College-Football-Meister. Es war
       > eine Saison, die ohne Rücksicht auf Verluste durchgepaukt wurde.
       
 (IMG) Bild: Wieder einmal Meister: Trainer Nick Saban gewann bereits seinen siebten Titel
       
       Das Konfetti fiel vom Himmel. Junge Männer fielen sich um den Hals und
       strahlten in die Handykameras ihrer Teamkollegen. Andere junge Männer
       ließen die Köpfe hängen und schlichen vom Feld. Es sah aus wie immer: Eine
       Mannschaft hatte den Titel gewonnen, die andere das Endspiel verloren. Aber
       natürlich war nichts wie immer nach dem 52:24-Sieg der Alabama Crimson Tide
       im College-Football-Endspiel gegen die Ohio State Buckeyes. Weil in dieser
       Zeit nichts ist, wie es war.
       
       Schon unter normalen Umständen wäre dieser Erfolg bemerkenswert gewesen.
       Alabamas Chefcoach Nick Saban gewann seinen siebten Titel, so viele wie
       kein anderer Trainer in der anderthalb Jahrhunderte alten Geschichte des
       College Football. Auf dem Weg zum siebten Titel hat Sabans Mannschaft den
       Gegnern nicht den Hauch einer Chance gelassen und etliche neue Rekorde
       aufgestellt.
       
       Die Stars des Teams, [1][allen voran der überragende Wide Receiver Devonta
       Smith], der mit der „Heisman Trophy“ als bester College-Spieler des Landes
       ausgezeichnet wurde, aber auch Running Back Najee Harris und Quarterback
       Mac Jones werden demnächst als Profis in der NFL gutes Geld verdienen. Die
       Experten diskutieren nun, ob diese Mannschaft womöglich die beste in der
       College-Football-Historie ist. „Wir sind die beste Mannschaft, die es
       jemals gab“, ist sich der zugegeben eher parteiische Alabama-Quarterback
       Jones sicher.
       
       Sein Trainer glaubt, es waren nicht zuletzt die Umstände, die seiner
       Mannschaft geholfen haben, so überlegen zu sein. „Ich habe meinen Spielern
       schon zu Beginn der Saison gesagt“, erklärte Saban nach dem Finale, „die
       Mannschaft, die am besten mit den Störungen klarkommt, wird die besten
       Chancen haben zu gewinnen.“ Mit Störungen meinte der 69-Jährige natürlich
       das Virus und die daraus resultierenden Einschränkungen. Die Pandemie, so
       Saban, habe sein Team „möglicherweise sogar noch enger zusammenrücken
       lassen“.
       
       ## Todesopfer durch Corona
       
       [2][Grundsätzlich ist es eher umstritten, ob es eine gute Idee war,] dass
       die gerade zu Ende gegangene Saison stattgefunden hat oder ob es überhaupt
       College-Sport geben muss. Insgesamt 158 Spiele mussten allein im Football
       abgesagt werden, Hunderte Spieler haben sich infiziert, es gab sogar
       Todesopfer. Chad Dorrill, Basketballer und Langstreckenläufer an der
       Appalachian State University, und Jamain Stephens, Football-Spieler an der
       California University of Pennsylvania, starben an Covid-19-Komplikationen.
       
       Gespielt wurde trotzdem, denn auch wenn College-Sportler offiziell Amateure
       sind, wird doch viel Geld mit ihnen verdient. So viel, dass die
       Sportabteilungen der großen Universitäten mehr umsetzen als die meisten
       Fußball-Bundesligisten und ein Trainer wie Saban mit 9,3 Millionen Dollar
       Jahresgehalt der mit Abstand bestbezahlte Mitarbeiter des öffentlichen
       Dienstes des Staates Alabama ist. Folgerichtig schickten die meisten
       Universitäten ihre normalen Studenten zwar nach Hause in den
       Digitalunterricht, beorderten die sogenannten Student-athletes aber auf den
       Campus, um dort zu trainieren, in einer vermeintlich sicheren Blase zu
       leben und TV-Einnahmen zu generieren. Wie ehrlich der Kampf gegen die
       Pandemie war, sah man daran, dass die von Bundesstaat zu Bundesstaat
       unterschiedlichen Hygieneregeln ausgereizt wurden, um möglichst viele
       zahlende Zuschauer in die Stadien zu lassen. Immerhin 14.000 waren beim
       Endspiel in Miami dabei.
       
       Corona hat nur die strukturelle Verantwortungslosigkeit und den Zynismus
       der Verantwortlichen im College-Sport noch einmal offengelegt. „Diese
       Saison hat endgültig die Fassade eingerissen“, so Jordan Acker, ein
       Finanzverantwortlicher der University of Michigan, deren Football-Team im
       größten Stadion der USA meist vor mehr als 100.000 Menschen antritt, „dass
       es beim College um irgendetwas anderes als Geldverdienen geht.“
       
       12 Jan 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://de.wikipedia.org/wiki/DeVonta_Smith
 (DIR) [2] /Corona-Pause-im-College-Football/!5703146
       
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