# taz.de -- Alte Filmklassiker im Stream: Die Anarchie der Piraten
       
       > 1942 war nicht nur Krieg, das Jahr brachte auch Filmklassiker hervor. Sie
       > handeln von Hexen und Piraten – und sind als Stream erhältlich.
       
 (IMG) Bild: Screwball-Komödie im Fantasy-Setting: „Meine Frau, die Hexe“ von 1942
       
       Was bleibt, sind [1][die Streaming-Angebote]. Dieses Mal habe ich
       kurzerhand nach einigen meiner Lieblingsfilme gesucht – und war zunächst
       überrascht, was es bei den Online-Anbietern alles nicht gibt. Aber darum
       soll es hier ja nicht gehen.
       
       Erhältlich ist glücklicherweise mit Henry Kings brillantem „The Black Swan“
       („Der Seeräuber“, 1942) einer der besten Piratenfilme, einem Genre, das mir
       von jeher besonders am Herzen liegt. Der Piratenfilm zelebriert das
       Eintauchen in eine bunte Welt der Anarchie. Neben dem Spaß an
       Seeschlachten, Handgemengen, Degenduellen, einsamen Inseln und Saufgelagen
       ist es vor allem die durch das Schiff und das Meer repräsentierte
       Vorstellung von grenzenloser Freiheit, die das Genre zur aufregendsten
       aller Abenteuergattungen werden lässt.
       
       Tyrone Power verkörpert in „The Black Swan“ den wohl überzeugendsten aller
       Filmpiraten: animalisch, versoffen, nicht besonders intelligent und
       tolldreist ohne Rücksicht auf Verluste.
       
       Deutlich mehr Sophistication bieten Veronica Lake und Fredric March, die in
       „I Married a Witch“ („Meine Frau, die Hexe“, 1942) Screwball-Komödie in
       einem Fantasy-Setting spielen: In René Clairs heiterstem Film aus seiner
       amerikanischen Exilzeit materialisiert sich eine einst auf dem
       Scheiterhaufen verbrannte Hexe in der Gegenwart, um einem Nachfahren ihres
       Peinigers das Leben ordentlich zur Hölle zu machen.
       
       ## Die Absurdität des Autorennens
       
       Doch dann verliebt sie sich und muss nun vor allem seine Hochzeit mit einer
       anderen Frau verhindern. Und auch wenn sie sich privat gar nicht leiden
       konnten: Lake als bezaubernde Hexe und March als irritiertes Objekt ihrer
       Begierde sind hier ein wunderbares Paar (beide Filme ohne Abo als Stream
       bei [2][www.skyticket.sky.de]).
       
       Auf verständnisloses Kopfschütteln stößt meine Vorliebe für Autorennen. Ich
       versuche meine Rechtfertigung einfach mal mit einem Film. Denn in „Le Mans“
       von 1971 ([3][www.amazon.de] und bei [4][www.itunes.apple.com]) wird sie
       gestellt, die alles entscheidende Frage, und das von einer Frau, die ihren
       Mann zuvor bei einem Rennunfall verloren hat: „What's so important about
       driving faster than anybody else?“
       
       Bei der Antwort blickt man in die stahlblauen Augen von Steve McQueen:
       „When you're racing it's life. Anything that happens before or after is
       just waiting.“ Und niemand hat diese Lebensphilosophie jemals wieder so
       überzeugend in Bilder umgesetzt wie der Regisseur Lee H. Katzin in seinem
       Film über das legendäre 24-Stunden-Sportwagenrennen von Le Mans: Fahren,
       Warten, Konzentrieren – da bleibt nicht viel Raum für andere Dinge.
       
       3 Dec 2020
       
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