# taz.de -- Klage gegen Energiekonzern: Shell wegen Klimakrise vor Gericht
       
       > Umweltschützer:innen haben den britisch-niederländischen Ölkonzern
       > verklagt. Shell soll laut der Forderung sein Geschäft von Öl und Gas
       > wegbewegen.
       
 (IMG) Bild: Schwarzes Gold? Schwarzer Dreck, finden die Klimaaktivist:innen in Den Haag
       
       Berlin taz | Am Dienstag beginnt in Den Haag ein besonderer
       Gerichtsprozess: Auf der Anklagebank sitzt der britisch-niederländische
       Ölkonzern Shell.
       
       Geklagt hat [1][Milieudefensie], also die niederländische Sparte von
       Friends of the Earth, gemeinsam mit weiteren Umweltgruppen. Der Vorwurf:
       Shell verschleppe den Ausstieg aus der Verbrennung fossiler Kraftstoffe und
       verstoße so gegen das Gesetz.
       
       Dass Konzerne für ihre Umweltverschmutzung verklagt werden, ist erst mal
       nicht außergewöhnlich. Meist geht es aber darum, ob Betroffene
       Entschädigungen bekommen und in welcher Höhe. Nicht so in diesem Fall: Hier
       wird verhandelt, ob Shell seine Treibhausgasemissionen gerichtlich
       verordnet senken muss.
       
       Die Umweltschützer:innen argumentieren, dass Shell gegen den Artikel 6:162
       im niederländischen Zivilgesetzbuch verstoße. Der schreibt das
       Verursacherprinzip fest: Wer durch unerlaubtes Handeln einen Schaden
       herbeiführt, muss den auch wieder beseitigen. Außerdem sehen die
       Kläger:innen Artikel 2 und 8 der Europäischen Menschenrechtskonvention
       verletzt, also das Recht auf Leben und das Recht auf Achtung des Privat-
       und Familienlebens.
       
       ## Shell will mit Öl und Gas klimaneutral werden
       
       „Das ist eine einzigartige Klage, die bedeutsame Folgen für das Klima und
       die fossile Industrie weltweit haben könnte“, sagte Milieudefensie-Chef
       Donald Pols. „Wir sind sicher, dass das Urteil Shell dazu zwingen wird,
       sich an internationale Klimaziele zu halten und aufzuhören, einen
       gefährlichen Klimawandel zu verursachen.“
       
       Shell sieht weniger sich selbst als die Politik und die Verbraucher:innen
       in der Verantwortung. „Was die Energiewende antreiben wird, sind effektive
       Politik, Investitionen in Technologien und ein verändertes Verhalten der
       Verbraucher“, sagte eine Unternehmenssprecherin. „Nichts davon wird dieser
       Gerichtsprozess hervorbringen.“ Shell trage seinen Teil zum Klimaschutz
       bei, ist sich die Sprecherin sicher.
       
       Der Konzern hatte im April angekündigt, die Klimaneutralität bis spätestens
       2050 erreichen zu wollen. Das heißt: Shell will dann höchstens so viele
       Treibhausgase ausstoßen, wie auch wieder aus der Atmosphäre herausgefiltert
       werden.
       
       Es geht also nicht darum, bis dahin aus dem Geschäft mit fossilen
       Energieträgern auszusteigen. Der Konzern will ausdrücklich auf die
       sogenannte Klimakompensation setzen – also irgendwo auf der Welt
       Klimaschutz finanzieren, um den eigenen ökologischen Fußabdruck
       wegzurechnen.
       
       In den Niederlanden haben Klimaschützer:innen schon einmal eine
       [2][aufsehenerregende Klimaklage gewonnen] – und zwar gegen den Staat. 2015
       gab ein Gericht der Stiftung Urgenda Recht. Die Niederlande müssten ihre
       Treibhausgasemissionen bis 2020 um mindestens 25 Prozent gegenüber dem
       Niveau von 1990 verringern – nicht nur wie bis dato geplant um 17 Prozent.
       
       Die niederländische Regierung ging in Revision. Im vergangenen Dezember
       bestätigte das oberste Gericht des Landes aber das ursprüngliche Urteil.
       
       30 Nov 2020
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Susanne Schwarz
       
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