# taz.de -- Wahlsiegerin Maia Sandu in Moldau: Frieden durch Sprachenpolitik
       
       > Der prowestliche Kurs von Maia Sandu hat viele Gegner im Land. Die neue
       > Präsidentin sollte besonders auf die Minderheiten im Land zugehen.
       
 (IMG) Bild: Maia Sandu, Wahlsiegerin in Moldau
       
       Nach [1][ihrem klaren Wahlsieg] bei den Präsidentschaftswahlen in Moldau
       kann Maia Sandu bald mit der Umsetzung ihrer Vorhaben beginnen. Und dass
       die Reise, zu der sie ihr Volk mitnehmen will, nach Westen geht, steht
       außer Zweifel. Dafür spricht nicht zuletzt auch die Biografie der früheren
       Weltbankberaterin.
       
       Trotz der Eindeutigkeit ihres Siegs sollte sie sich klar darüber sein, dass
       eine große Minderheit in Moldau diesen Weg bestenfalls mit Bauchschmerzen
       mitgehen wird. Insbesondere eine Vereinigung mit Rumänien wäre für den Teil
       der Bevölkerung, der im russischsprachigen Transnistrien oder im
       türkischsprachigen Gagausien lebt, eine Provokation. Dort hat man mit
       überwältigender Mehrheit für den Amtsinhaber und damit gegen jegliche
       Westanbindung gestimmt.
       
       Doch nicht nur dort, wo eine prowestliche Orientierung abgelehnt wird, ist
       mit Widerstand zu rechnen. Auch in der Hauptstadt Chișinău gibt es immer
       wieder Konflikte zwischen Russisch- und Rumänischsprachigen. Sandu muss
       eine Politik des Ausgleichs anstreben. Dass Konfrontation zu Blutvergießen
       führen kann, hat der Bürgerkrieg um Transnistrien 1992 gezeigt.
       
       Eine Politik des Ausgleichs heißt, dass die neue Präsidentin auf diejenigen
       zugehen muss, die ihr nicht die Stimme gegeben haben. Gerade mit der
       Sprachenpolitik kann man viel Porzellan zerschlagen. Das muss nicht sein:
       Nicht jeder Russischsprechende ist auch ein Putin-Fan. Eigentlich ist die
       Alternative „Westorientierung oder Förderung der russischen Sprache“ eine
       Fiktion. Maia Sandu kann das Land nach Westen führen und gleich allen
       Versuchen, die russische Sprache im Land weiter zurückzudrängen, eine klare
       Absage erteilen.
       
       Sandu hat einen Kontrahenten mit einem Vorsprung von 15 Prozentpunkten
       besiegt, gegen den sie bei der vorigen Wahl noch verloren hatte. Halten
       oder gar ausbauen kann sie ihren Vorsprung bei der nächsten Wahl nur, wenn
       sie auch die Interessen derer berücksichtigt, die ihr dieses Mal die Stimme
       nicht gegeben haben.
       
       16 Nov 2020
       
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