# taz.de -- Neue Präsidentin von Moldau: Die Blitzkarriere der Maia Sandu
       
       > Die proeuropäische Politikerin Maia Sandu möchte das kleine Moldau in
       > Richtung Westen führen. Doch auch am Verhältnis zu Russland will sie
       > arbeiten.
       
 (IMG) Bild: Maia Sandu, Siegerin der Präsidentschaftswahlen in Moldau, will ihr Land nach Europa führen
       
       Gerade einmal acht Jahre hat die 48-jährige Maia Sandu nach ihrer Rückkehr
       aus den USA gebraucht, um eine politische Karriere zu starten. Gekrönt wird
       diese Karriere am 23. Dezember, wenn sie als moldauische Präsidentin
       vereidigt wird.
       
       Nach einem Studium der Betriebswirtschaft an der moldauischen Akademie für
       Wirtschaftswissenschaften und einem Studium der Internationalen Beziehungen
       in der moldauischen Hauptstadt Chișinău ging sie an die US-amerikanische
       Harvard-Universität, wo sie 2010 abschloss.
       
       Nach zwei Jahren als Beraterin bei der Weltbank in Washington wurde ihr
       sofort bei ihrer Rückkehr in Moldau ein Posten als Bildungsministerin
       angeboten.
       
       Als Ministerin bekämpfte sie effektiv die gerade im Bildungssystem
       grassierende Korruption und drängte gleichzeitig die russische Sprache
       immer mehr im Bildungssystem zurück, machte Russischunterricht zu einer
       fakultativen Veranstaltung.
       
       ## Pro Europa, fremdeln mit Russland
       
       Die kinderlose Politikerin, die neben Rumänisch auch Russisch, Englisch und
       Spanisch spricht, machte schnell Karriere in der Parteipolitik. Ende 2015
       gründete sie die Aktions- und Solidaritätspartei, [1][im Jahr darauf trat
       sie gegen den Sozialisten Igor Dodon bei den Präsidentschaftswahlen an].
       Doch damals fehlten ihr vier Prozentpunkte zum Sieg.
       
       2019 wurde Sandu zur Ministerpräsidentin ernannt. In diesem Amt schrieb sie
       sich die Bekämpfung der Korruption auf ihre Fahnen. Wie ein roter Faden zog
       sich Sandus Wunsch nach einer engeren Anbindung der Republik Moldau an den
       Westen durch ihre Tätigkeit als Politikerin. So war sie häufig in Rumänien,
       den USA und in Brüssel zu Gast.
       
       Nur ein Land hatte sie, trotz einer Einladung, als Ministerpräsidentin nie
       besucht: Russland. Sandu, die neben der moldauischen auch die rumänische
       Staatsbürgerschaft besitzt, hat ihren Wählern versprochen, die Republik
       Moldau aus der Isolation herauszuführen, was nichts anderes bedeutet, als
       mit der [2][Russlandorientierung des derzeitigen Amtsinhabers Dodon]
       radikal zu brechen.
       
       Sie wolle sich verstärkt um gute Beziehungen zu Rumänien, der Ukraine, den
       USA, der EU bemühen und auch an den Beziehungen zu Russland arbeiten,
       kündigte sie nach ihrer Wahl an.
       
       ## Chance für Versöhnung
       
       Einfach wird es für die neue Präsidentin nicht werden. Auch die Republik
       Moldau ist von einem Riss zwischen denen geprägt, die nach Europa streben,
       und russlandfreundlichen Kräften. Geradezu unüberbrückbar ist die Kluft
       zwischen denen, die eine Vereinigung der Republik Moldau und Rumänien
       wollen, und politischen und nationalen Minderheiten, die eher nach Russland
       sehen.
       
       In einem Teil des Landes, [3][in Transnistrien, stehen russische Truppen].
       Sandu hat sich mehrfach für deren Abzug ausgesprochen. Nun ist ihr
       diplomatisches Geschick gefragt, um einen Abzugsplan der russischen Truppen
       auszuhandeln.
       
       Glücklicherweise ist ihr Sieg mit knapp 58 Prozent eindeutig genug, um ihr
       das Mandat für eine Politik der Versöhnung und des Ausgleichs in einem Land
       zu geben, [4][in dem 1992 noch über tausend Menschen bei einem Bürgerkrieg]
       ihr Leben verloren haben.
       
       16 Nov 2020
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) [4] https://www.tagesschau.de/ausland/sowjetunion100.html
       
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 (DIR) Bernhard Clasen
       
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