# taz.de -- Verbot von Fluorchemikalien: Jacken und Pfannen im Visier
       
       > Die Umweltminister von Bund und Ländern wollen ein schnelleres Verbot
       > bestimmter krebserregender Umweltgifte durchsetzen.
       
 (IMG) Bild: Wasserdicht werden viele Kleidungsstücke nur mit viel Chemie. Und die Nebenwirkungen?
       
       Berlin taz/epd | Die Umweltminister von Bund und Ländern dringen auf ein
       entschiedenes Vorgehen, um die umstrittenen PFC-Stoffe vor allem in
       Verbraucherprodukten einzudämmen. Diese sogenannten per- und
       polyfluorierten Chemikalien würden von der Natur kaum abgebaut und seien
       nachweislich umwelt- und gesundheitsschädlich, heißt es in dem am Freitag
       in Wiesbaden einstimmig verabschiedeten Beschluss der Ministerkonferenz.
       Eingebracht worden war der Antrag von den Bundesländern Hessen, Hamburg und
       Schleswig-Holstein.
       
       Bislang werden PFC zum Beispiel in Löschschaum der Feuerwehr eingesetzt,
       wegen ihrer wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaft aber auch
       zunehmend in Verbraucherprodukten wie beschichteten Pfannen, Regenjacken
       oder etwa Wachs zum Imprägnieren von Skiern. Bei hohen Konzentrationen im
       Blut können PFC bei Menschen Krebs auslösen, das Immunsystem schwächen und
       zu Fortpflanzungsproblemen führen.
       
       Die Konferenzvorsitzende und hessische Ressortchefin Priska Hinz (Grüne)
       sagte, [1][die Substanzen verursachten starke Verunreinigungen von Böden
       und Gewässern]. „PFC sind Umweltgifte für die Ewigkeit“, sagte Hinz. „Wir
       haben daher eine Beschränkung auf europäischer Ebene eingefordert.“ Die
       Bundesregierung müsse während ihrer Ratspräsidentschaft in der Europäischen
       Union so schnell wie möglich eine Beschränkung und später ein Verbot
       erreichen.
       
       Das hessische Umweltministerium begründete den Vorstoß damit, es sei zu
       befürchten, dass diese chemischen Verbindungen auch bei der Entsorgung
       nicht sicher abgebaut, zerstört oder separiert werden könnten.
       
       ## Chemikalienstrategie der EU nimmt PFC ins Visier
       
       Der Bund für Umwelt und Naturschutz begrüßte die Initiative der hessischen
       Umweltministerin zum PFC-Verbot. Es sei überfällig, den Einsatz dieser
       Fluor-Kohlenstoff-Verbindungen zu verbieten. „Wir begrüßen es sehr, dass
       sich die Umweltministerinnen und Umweltminister der Länder für Maßnahmen
       gegen eine weitere Verwendung und Verbreitung von Fluorchemikalien
       ausgesprochen haben“, sagte Ulrike Kallee, Abteilungsleiterin Stoffe und
       Technologien bei der Umweltorganisation. Jetzt sollten Bund und Länder
       umgehend tätig werden, damit sich diese Schadstoffe nicht weiter in der
       Umwelt ausbreiten. „Gleichzeitig muss sich die Bundesregierung auch auf
       EU-Ebene für ein schnelles Verbot dieser hochproblematischen
       Chemikaliengruppe einsetzen“, so Kallee.
       
       Auf Ebene der EU mahlen die Mühlen in der Chemikalienpolitik bekanntermaßen
       gründlich, aber sehr langsam. [2][In der Mitte Oktober verabschiedeten
       Chemikalienstrategie der EU-Kommission wird den PFC eine besondere
       Aufmerksamkeit] zuteil, vor allen denjenigen Stoffen, die Einfluss auf das
       Hormonsystem nehmen können. Weil die Chemikalien weit verbreitet und sehr
       schädlich seien, so beschloss die Kommission, müssten die Produktion und
       Verwendung von PFC in der EU schrittweise eingestellt werden – es sei denn,
       sie erwiesen sich als wesentlich für die Gesellschaft. Die Strategie ist
       allerdings noch nichts, was direkt in Gesetze umgesetzt wird, sondern
       stellt nur eine Absichtserklärung dar.
       
       Wie verbreitet PFC in Deutschland inzwischen sind, zeigt eine Untersuchung
       des Umweltbundesamtes (Uba) aus dem Sommer. Die repräsentative
       [3][Deutschen Umweltstudie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen],
       GerES V, kommt zu dem Ergebnis, dass in Deutschland Kinder und Jugendliche
       zwischen 3 und 17 Jahren zu viele langlebige Chemikalien aus der
       Stoffgruppe der per- und polyfluorierten Substanzen im Blut haben. „In
       einem Fünftel der untersuchten Proben lag die Konzentration für
       Perfluoroktansäure (PFOA) über dem von der Kommission Human-Biomonitoring
       festgelegten HBM-I-Wert“, so das Uba. Erst bei Unterschreitung dieses
       HBM-I-Werts ist nach dem aktuellen Kenntnisstand eine gesundheitliche
       Beeinträchtigung auszuschließen. (epd/hol)
       
       16 Nov 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Verseuchter-Ackerboden/!5647265&s=pfc/
 (DIR) [2] /EU-praesentiert-Strategie/!5717644&s=chemikalienstrategie/
 (DIR) [3] https://www.umweltbundesamt.de/themen/gesundheit/belastung-des-menschen-ermitteln/umwelt-survey/5-umwelt-survey-von-2013-bis-2016#undefined
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Heike Holdinghausen
       
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