# taz.de -- Steigende Corona-Infektionszahlen: Vernunft ist wichtiger als Verbote
       
       > Neue Einschränkungen sind die logische Folgerung der steigenden Zahl von
       > Corona-Infektionsfällen. Wichtig ist, dass die Maßnahmen einleuchten.
       
 (IMG) Bild: Mitarbeiter der Deutschen Bahn verteilen Einwegmasken an Fahrgäste
       
       Die jüngsten Zahlen sind erschreckend: Über 2.400 bestätigte
       Corona-Infektionen pro Tag sind in der letzten Woche in Deutschland im
       Durchschnitt gemeldet worden – etwa 7-mal so viele wie noch vor drei
       Monaten. Und in Regionen wie Hamm in Westfalen oder Neukölln in Berlin
       liegt [1][die Zahl der Neuinfektionen] mit rund 90 Fällen pro 100.000
       Einwohner und Woche zuletzt fast doppelt so hoch wie der offizielle
       Alarmwert.
       
       Zudem sind auch wieder mehr ältere Menschen betroffen, was zu einem Anstieg
       von schweren Verläufen führt. Dass die Politik da gegensteuern will, ist
       verständlich. Sinnvoll sind die beschlossenen Maßnahmen aber nur zum Teil.
       So ist es sicher hilfreich, [2][Kneipen früher zu schließen] und
       Großveranstaltungen weiterhin zu untersagen.
       
       Denn jede Zusammenkunft von vielen Menschen auf engem Raum ist ein Risiko,
       das man nur eingehen sollte, wenn es wirklich nötig ist – was bei
       [3][Kneipengängen] eindeutig weniger der Fall ist als etwa beim
       Schulbesuch. Wenig überzeugend sind dagegen die Reisebeschränkungen für
       Menschen aus deutschen Gebieten mit hohen Fallzahlen, die in einzelnen
       Bundesländern schon gelten und die nun wohl ausgeweitet werden sollen.
       
       Denn gefährlich ist man nicht allein, weil man in Hamm oder in Neukölln
       lebt – sondern wenn man, wie in Westfalen geschehen, ohne jeden Abstand mit
       Hunderten anderen eine Hochzeit feiert oder, wie in Berlin verbreitet,
       trotz Corona zu Partys geht. [4][Beschränkungen von innerdeutschen Reisen]
       sind nicht nur schwer zu kontrollieren; sie können auch kontraproduktiv
       sein.
       
       Denn Vorschriften, die viele Menschen zu Recht als unsinnig oder ungerecht
       empfinden, können dazu führen, dass auch die sinnvollen Regeln nicht mehr
       ernst genommen werden. Und das wäre gefährlich, denn zur Eindämmung von
       Corona ist die Vernunft der Menschen am Ende wichtiger als Verbote.
       Menschenmengen meiden, wo immer möglich Abstand halten und konsequent Maske
       tragen (und zwar im Zweifel lieber die teureren und unangenehmeren, aber
       wesentlich sichereren FFP2-Modelle):
       
       Das ist weiterhin der sicherste Weg, eine Infektion zu verhindern. Auf
       diese Maßnahmen sollte sich die Politik darum konzentrieren – vor allem
       durch Aufklärung. Zwar ist es im öffentlichen Raum sicher nötig, die Regeln
       auch mit Kontrollen durchzusetzen. Aber flächendeckend und auch in privaten
       Gebäuden ist das – zum Glück! – nicht möglich. Ohne echte Einsicht wird es
       darum nicht gehen. Doch die lebt von Regeln, die jedem einleuchten. Die
       innerdeutschen Reisebeschränkungen gehören nicht dazu.
       
       7 Oct 2020
       
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