# taz.de -- Nach dem Brand im Lager von Moria: Tränengas gegen Flüchtlingsprotest
       
       > Die Polizei ging am Samstagmorgen auf Lesbos gegen demonstrierende
       > Geflüchtete vor. Noch hartherziger als Seehofer zeigt sich Österreichs
       > Bundeskanzler Kurz.
       
 (IMG) Bild: Als ob auf Lesbos nicht schon genug Tränen geflossen sind – Mädchen nach dem Polizeieinsatz gegen protestierende Geflüchtete
       
       Lesbos/wien rtr/dpa | Auf der griechischen Insel Lesbos hat die Polizei
       Tränengas gegen eine Gruppe von Migranten eingesetzt, die nach dem Brand
       des Lagers Moria ihren Unmut über ihre verzweifelte Lage zeigten. Die
       kurzzeitigen Spannungen brachen am Samstag aus, als Hunderte Migranten auf
       einer Straße zum Hafen von Mytilene marschierten und „Freiheit“ sowie „Kein
       Lager“ skandierten. Die Polizei hat den Zugang abgeriegelt.
       
       [1][Durch den Brand des überfüllten Lagers Moria am Mittwoch] wurden mehr
       als 12.000 überwiegend aus Afrika und Afghanistan stammende Menschen
       obdachlos. Die meisten harrten im Freien aus. Nun wird ein neues
       vorübergehendes Zeltlager aufgebaut. Da 35 Migranten, die positiv auf das
       Coronavirus getestet wurden, unauffindbar sind, bestand die Sorge, das
       Virus könne sich ausbreiten.
       
       Einige Demonstranten hielten handgeschriebene Plakate hoch, auf denen stand
       „Wir wollen nicht zurück in eine Hölle wie Moria“ und „Können Sie uns
       hören, Frau Merkel?“ Vor fünf Jahren hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel
       die deutschen Grenzen für viele Tausende Flüchtlinge geöffnet. Viele
       EU-Länder nahmen wie die Bundesrepublik Flüchtlinge auf, [2][einige lehnen
       das aber bis heute ab].
       
       Der Brand, der Moria komplett zerstört hat, rückt die Debatte über die
       Verteilung von Flüchtlingen in der Europäischen Union wieder in den
       Mittelpunkt. Bundesentwicklungsminister Gerd Müller drang auf eine Aufnahme
       von mehr Migranten aus Moria als vorgesehen. Deutschland könne ein Zeichen
       setzen und 2000 Menschen aufnehmen, sagte [3][der CSU-Politiker dem
       Deutschlandfunk]. Moria sei ein letzter Weckruf für die EU. Nach fünf
       Jahren Flüchtlingsdebatte sei der Zeitpunkt gekommen, nicht länger auf eine
       einheitliche europäische Linie zu setzen. Innenminister Horst Seehofer
       (CSU) hatte am Freitag angekündigt, [4][dass Deutschland 100 bis 150
       unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aufnimmt].
       
       Noch hartherziger als Seehofer zeigt sich aber Österreichs Kanzler
       Sebastian Kurz. Trotz politischen Drucks hat er am Samstag das Nein seiner
       Regierung zu einer Aufnahme von Menschen aus dem abgebrannten griechischen
       Flüchtlingslager Moria noch einmal bekräftigt. „Wenn wir diesem Druck jetzt
       nachgeben, dann riskieren wir, dass wir dieselben Fehler machen wie im Jahr
       2015“, sagte der konservative ÖVP-Politiker am Samstagmorgen [5][in einer
       Videobotschaft auf Facebook].
       
       In der damaligen Flüchtlingskrise hätten die „schrecklichen“ Bilder von
       Migranten am Bahnhof in Budapest dazu geführt, dass die europäische Politik
       dem Druck nachgegeben habe. Dann hätten sich mehr Menschen auf den Weg nach
       Mitteleuropa gemacht, erklärte Kurz.
       
       Österreich wolle vor Ort für eine menschenwürdige Versorgung sorgen.
       Außerdem habe das Land in diesem Jahr 3700 Kinder aufgenommen, sagte Kurz.
       Medien wiesen anschließend darauf hin, dass es sich dabei um Aufnahmen im
       Rahmen der Familienzusammenführung handeln müsse. Um die Aufnahme von
       einigen Menschen aus Moria war in Österreich ein Streit bis in die Spitze
       der ÖVP-Grüne-Koalition entbrannt.
       
       Der griechische Migrationsminister Notis Mitarachi sagte auf Lesbos vor
       Reportern, von Samstag an könnten Asylsuchende in die Zelte und in
       Sicherheit kommen. Einen Transfer auf das Festland lehnt die griechische
       Regierung allerdings ab – trotz des wachsenden Widerstandes der Bevölkerung
       von Lesbos gegen das Lager.
       
       12 Sep 2020
       
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 (DIR) [4] /Deutsche-Politik-nach-Brand-in-Moria/!5713727
 (DIR) [5] https://www.facebook.com/sebastiankurz.at/videos/vb.105151752909840/1970115296629561/?type=3&theater
       
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