# taz.de -- Brot für die Welt warnt: Hungertreiber Corona
       
       > Das evangelische Hilfswerk sieht in der Pandemie eine Gefahr für sich
       > entwickelnde Länder. Die Spendenbereitschaft steigt an.
       
 (IMG) Bild: Anstehen für Lebensmittelpakete: menschen in Pretoria in Südafrika im Mai 2020
       
       Berlin taz | Das evangelische Hilfswerk Brot für die Welt sieht die
       Entwicklungsländer wegen Covid-19 vor der größten Herausforderung seit
       Jahrzehnten. „Wir stehen vor einer neuen Hungerkrise“, sagte Präsidentin
       Cornelia Füllkrug-Weitzel am Donnerstag – und verwies auf eine Prognose der
       [1][Welternährungsorganisation FAO]. Demnach ist zu erwarten, dass durch
       die Pandemie bis zu 132 Millionen Menschen weltweit zusätzlich an
       chronischem Hunger leiden werden und 100 Millionen mehr in absolute Armut
       gerieten.
       
       Neben bewaffneten Konflikten und den Folgen des Klimawandels sei Corona ein
       weiterer Hungertreiber. Die Armut wachse vielerorts so drastisch, dass es
       in vielen Projekten derzeit nur noch um Nothilfe gehe. Bei der Bekämpfung
       des Virus und seiner ökonomischen Folgen mache es wenig Sinn, nur auf das
       eigene Land oder den eigenen Kontinent zu blicken, so Füllkrug-Weitzel.
       „Die Coronakrise kann nur global gelöst werden.“
       
       Die rigorosen Lockdowns in vielen Ländern des Südens träfen die Menschen
       dort sehr hart, sagte Füllkrug-Weitzel, da weltweit zwei Drittel aller
       Berufstätigen ohne soziale Absicherung im informellen Sektor arbeiten, als
       Tagelöhnerinnen und Tagelöhner, als Hausangestellte oder
       Straßenhändlerinnen.
       
       ## Weitere 12,7 Millionen Euro aus „Notreserve“
       
       „Brot für die Welt“ hat bisher 12,7 Millionen Euro zusätzlich für
       Corona-Hilfen bereitgestellt, wovon Partnerorganisationen beispielsweise
       Aufklärungskampagnen, Hygienekits, Beatmungsgeräte oder Lebensmittelpakete
       finanziert haben. Die Organisation ist in acht der zehn Länder mit den
       derzeit höchsten Infektionsraten tätig, darunter Brasilien, Indien und
       Südafrika.
       
       Füllkrug-Weitzel kritisierte populistische Regierungen in den Ländern
       Lateinamerikas, die die Krise missbrauchten, um die „Handlungsfähigkeit der
       Zivilgesellschaft“ einzuschränken und Regierungskritiker zum Verstummen zu
       bringen. „Es fehlen sozialpolitische Programme“, sagt die Präsidentin.
       
       Die Hilfsorganisation drängte zudem auf ein Lieferkettengesetz mit „klaren
       Sanktionen für Unternehmen, die Regeln missachten.“ Vorrang müsse der
       Schutz besonders verletzlicher Bevölkerungsgruppen haben. Die
       Bundesregierung [2][streitet derzeit] über eine Regelung, die deutsche
       Unternehmen zur Achtung sozialer, menschenrechtlicher und ökologischer
       Standards verpflichtet.
       
       Brot für die Welt feierte 2019 sein 60-jähriges Jubiläum und erzielte dabei
       das drittbeste Spendenergebnis der Geschichte. Vergangenes Jahr umfassten
       die Gesamtaufwendungen 312,7 Millionen Euro (2018: 307,3 Mio. Euro), davon
       64,6 Millionen aus Spenden und Kollekten. Nach Abzug der Mittel für für
       Verwaltung, Werbung und Öffentlichkeitsarbeit standen laut der Organisation
       91,6 Prozent der Gelder als Hilfsmittel zur Verfügung. Trotz der
       Corona-Krise habe die Höhe der Spenden in diesem Jahr bisher zugelegt.
       
       27 Aug 2020
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) Andreas Ruhsert
       
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