# taz.de -- Brandsatz bei Syndikat-Protest: Vorverurteilung durch die Polizei
       
       > Wurde bei den Protesten gegen die Räumung des Syndikats ein
       > Molotowcocktail gebaut? Bewiesen ist nichts, doch Anschuldigungen
       > kursieren.
       
 (IMG) Bild: Proteste gegen die Räumung des Syndikats
       
       Berlin taz | Wurde am Rande der Proteste gegen die [1][Räumung der
       Kiezkneipe Syndikat] am vergangenen Freitag ein Molotowcocktail gebaut?
       Bilder der Proteste zumindest zeigen eine vermutlich weibliche Person, die
       inmitten anderer Demonstrant*innen [2][mit einem Stofftuch an einer
       grünen Bierflasche hantiert]. Neben ihr steht ein Kanister, vermutlich mit
       Benzin für den Generator des Lautsprecherverstärkers für die Kundgebung.
       
       Auf einem weiteren Bild ist zu sehen, wie ein [3][Polizist die Flasche in
       den Händen hält]. Die Polizei teilte dazu mit, dass gegen 9.30 Uhr eine
       Frau dabei beobachtet worden sei, die „augenscheinlich einen
       Molotov-Cocktail herstellte“. Sie sei geflüchtet, „bevor die Einsatzkräfte
       sie ansprechen konnten“, später jedoch wiedererkannt und ihre Personalien
       seien festgestellt worden. Beschlagnahmt wurde die Flasche, ein Kanister
       mit brennbarer Flüssigkeit und zwei Kleidungsstücke der Verdächtigen. Im
       Raum steht ein Verstoß gegen das Waffengesetz,
       
       Für einige Polizisten ist die Angelegenheit – und auch die Feindbestimmung
       linke Szene – damit bereits geklärt. Der Vizechef der Berliner Gewerkschaft
       der Polizei, Stephan Kelm, sagt der [4][B.Z.]: „Wir haben es mit
       Personengruppen zu tun, die ohne jedes Zögern auch Molotow-Cocktails werfen
       würden. Auch am Freitag sind Personen beobachtet worden, die solche
       Brandsätze bauten.“
       
       Anders als Kelm es suggeriert, gehört das Werfen von Molotowcocktails aber
       keineswegs zum Standard-Repertoire der Szene. Der letzte öffentlich
       bekannte Fall, in dem ein Brandsatz gegen ein besetztes Polizeiauto
       geworfen wurde, ereignete sich in der Nacht nach dem 1. Mai 2009. Seitdem
       wurden Brandsätze nur noch vereinzelt gegen leere Autos oder Gebäude
       geworfen; mehrfach traf es Regierungsgebäude, vermutlich Taten mit
       rechtsextremem Hintergrund.
       
       ## Keine Aufklärung
       
       Dass eine unvermummte Person in aller Öffentlichkeit einen Brandsatz baut
       und zum Einsatz bringen will, wäre ein zumindest höchst ungewöhnlicher
       Vorgang. Aufklärung darüber könnte die Polizei geben, indem sie sagt, ob
       sich in der Flasche tatsächlich eine entzündliche Flüssigkeit befand oder
       doch nur Bier. Die teilt auf Nachfrage aber mit, dies sei „Gegenstand
       laufender Ermittlungen“, die noch andauern würden, da eine „Dringlichkeit
       nicht gegeben“ sei. Dass mit dem Verdacht aus ihren Reihen längst Politik
       gemacht wird, spielt offensichtlich keine Rolle.
       
       Politik macht auch die Direktion 5 der Berliner Polizei, zuständig für die
       Bezirke Friedrichshain-Kreuzberg, Mitte und Neukölln. In ihrer
       [5][aktuellen Mitgliederzeitschrift hat sie Zuschriften veröffentlicht],
       die einem polizeilichen Mäßigungs- und Neutralitätsgebot zuwider laufen. In
       einer ist die Rede von einer „Meute von Randalierern“, in einer anderen
       bedankt sich jemand, dass die Polizei „endlich die Linksradikalen (Syndikat
       usw.) aus meinem schönen Schillerkiez vertreiben“. Auf Nachfragen, nach
       welchen Kriterien die Zuschriften ausgewählt wurden und inwiefern sie für
       eine Polizei-Publikation adäquat sind, erhielt die taz keine Antwort.
       
       12 Aug 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Raeumung-der-Kneipe-Syndikat-in-Berlin/!5705833
 (DIR) [2] https://twitter.com/Bleibpassiv/status/1293156634085208069?s=20
 (DIR) [3] https://twitter.com/bildwerkrostock/status/1293177199709892610/photo/1
 (DIR) [4] https://www.bz-berlin.de/artikel-archiv/knast-weihnachten-fuer-mai-u-haeftlinge
 (DIR) [5] https://twitter.com/HSB_Forum/status/1293466662528790528
       
       ## AUTOREN
       
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