# taz.de -- Bonus fürs Autoabschaffen: Traut euch!
       
       > Ausgerechnet das kleine Denzlingen macht es vor: Es belohnt das
       > Autoabschaffen. Warum nur sind GroßstadtpolitikerInnen so zögerlich?
       
 (IMG) Bild: Könnte so schön sein: ohne Autos auf einer neuen Ortsumfahrung in Baden-Württemberg
       
       Es ist ein Schritt in die richtige Richtung: Das badische Städtchen
       Denzlingen will BesitzerInnen von Autos mit Verbrennermotor belohnen, die
       ihr Fahrzeug abschaffen. Sie bekommen einen Zuschuss von 500 Euro zum
       Beispiel für eine Jahreskarte für den öffentlichen Nahverkehr, ein E-Bike
       oder Fahrrad oder alternativ dazu einen 200-Euro-Gutschein für den
       Einzelhandel. Auch wer kein Auto hat, erhält eine Förderung von 60 Euro für
       eine [1][Carsharing]-Mitgliedschaft. Es ist politisch erwünscht, dass die
       BürgerInnen kein eigenes Auto besitzen, ist die Botschaft der
       KommunalpolitikerInnen in der 14.000-EinwohnerInnen-Gemeinde. Respekt!
       
       Erstaunlich, dass ausgerechnet eine kleine Ortschaft so eine Initiative
       ergreift, denn so ein Vorstoß wäre doch von den Verantwortlichen in einer
       Großstadt wie Berlin, Köln, Hamburg oder München eher zu erwarten. Aber in
       den großen Städten der Republik trauen sich selbst ökologisch ambitionierte
       PolitikerInnen so etwas nicht. Zu groß ist die [2][Furcht vor der Lobby von
       Industrie und Autofahrenden]. Dabei leiden gerade die großen Städte nicht
       nur extrem unter von Autos verstopften Straßen und Flächen. Dort ist es
       auch viel einfacher, auf Bus, Bahn oder [3][Rad umzusteigen] als auf dem
       Land.
       
       Allerdings: Wegen eines Zuschuss von bis zu 500 Euro wird wohl keineR das
       Auto abschaffen, der oder die das nicht ohnehin vorhatte. Trotzdem ist der
       Minianreiz richtig. JedeR verdient eine Belohnung, der oder die einen
       Beitrag dazu leistet, dass die Zahl der derzeit mehr als 47,7 Millionen
       Pkws in Deutschland sinkt. Die viel zu vielen Autos sind nicht nur schlecht
       für die Umwelt und das Klima, sie fordern auch viele Verkehrsopfer und
       nehmen zu viel Platz weg – beim Fahren und beim Parken. Sie durch
       E-Fahrzeuge zu ersetzen, ist nicht die richtige Alternative.
       
       Viele Menschen würden gern auf ihr Auto verzichten. Sie fürchten aber, ohne
       ein eigenes Fahrzeug ihre Mobilität zu verlieren – und da ist, jedenfalls
       in ländlichen Regionen, auch etwas dran. Der Abschied vom Auto wird für
       viele Menschen überhaupt erst denkbar, wenn Bus- und Bahnverbindungen im
       großen Stil ausgebaut sind und individuelle Angebote wie Bringdienste zur
       Verfügung stehen. Höchste Zeit, damit endlich anzufangen.
       
       11 Aug 2020
       
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