# taz.de -- Corona-Abstrich wird Pflicht: Ärger in den Arztpraxen
       
       > Wer aus einem Risikogebiet einreist, muss sich schon bald auf Corona
       > testen lassen. Doch außerhalb von Flughäfen ist das bisher gar nicht so
       > einfach.
       
 (IMG) Bild: Bitte nicht „Aaah“ sagen! Rückkehrer aus Risikogebieten müssen bald verpflichtend getestet werden
       
       Berlin taz | Noch in dieser Woche sollen Coronatests für alle Menschen, die
       aus sogenannten Risikogebieten nach Deutschland einreisen, verbindlich
       werden. Das hat das Gesundheitsministerium am Mittwoch bestätigt, ohne
       jedoch einen genauen Termin zu nennen. In einem Protokoll einer
       Bund-Länder-Schaltkonferenz von Montag heißt es, die [1][Testpflicht] solle
       „Ende der Woche in Kraft treten“. Für Test-Verweigerer ist demnach ein
       Bußgeld vorgesehen.
       
       Zu den Risikogebieten gehören derzeit [2][127 Staaten], in denen es
       entweder hohe Fallzahlen oder unzureichende Tests und Sicherheitsmaßnahmen
       gibt. Darunter auch beliebte Urlaubsländer wie Ägypten und die Türkei sowie
       drei Provinzen in Nordspanien. Alle Reisenden, die mit dem Flugzeug kommen,
       sollen direkt am Flughafen getestet werden. Doch auf der Liste des
       Robert-Koch-Instituts finden sich auch zahlreiche Länder, aus denen eine
       Einreise über den Landweg möglich ist – etwa Serbien, Bosnien-Herzegowina,
       Kosovo, Albanien oder die Ukraine.
       
       Wer von dort einreist, soll sich in einem speziellen Testzentrum, die auch
       an größeren Bahnhöfen eingerichtet werden, oder beim Hausarzt testen
       lassen, so das Bundesgesundheitsministerium. Gleiches gilt für Menschen,
       die aus Nichtrisikogebieten einreisen und sich freiwillig testen lassen
       wollen. Doch das ist zumindest derzeit noch mit ziemlichem Aufwand
       verbunden, wie ein Selbstversuch in Berlin zeigt.
       
       Zwar stellt die Kassenärztliche Vereinigung dort eine Liste mit Praxen
       bereit, die die Tests durchführen. Doch mehrere dieser Praxen erklärten am
       Dienstag auf Anfrage, sie seien noch nicht in der Lage, die kostenlosen
       Rückkehrer-Tests durchzuführen, weil Informationen und Formulare zur
       Abrechnung fehlten. Andere Praxen bieten die Tests nicht an, weil der
       Aufwand im Vergleich zum Honorar zu groß sei. Die Ärztinnen und Ärzte
       erhalten für das Nehmen des Rachenabstrichs mit Schutzausrüstung sowie ein
       Gespräch und die Dokumentation des Testergebnisses pauschal 15 Euro; dem
       Labor wird die Durchführung des PCR-Tests zusätzlich mit 50 Euro vergütet.
       
       ## Ärger und Unmut in den Praxen
       
       Erst die sechste angerufene Praxis war bereit und in der Lage, den Test
       durchzuführen. Dass es Probleme gibt, geht auch aus einem Schreiben hervor,
       das die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin am Dienstag an alle Praxen
       geschickt hat. Die aktuelle Situation sei „äußerst unbefriedigend“ und das
       „Durcheinander bei den Vorgaben“ sorge „für viel Ärger und Unmut in den
       Praxen“.
       
       Solange die vorgesehenen Formulare nicht vorliegen, sollen andere manuell
       angepasst werden, schreibt die Ärzte-Organisation. Auch widerspreche die
       Vorgabe der Bundesregierung dem Ziel, „eine adäquate und kostendeckende
       Bezahlung für die Testungen“ zu erreichen. Trotzdem bittet die KV ihre
       Mitglieder, sich „angesichts der akuten Situation“ an den Tests zu
       beteiligen.
       
       Weil der [3][PCR-Test] mehrere Stunden und in externen Laboren durchgeführt
       wird, vergehen meist ein bis zwei Tage, bis das Ergebnis beim Getesteten
       eintrifft. Bis dahin müssen sich die aus Risikogebieten Eingereisten in
       Quarantäne begeben.
       
       ## Eine logistische Herausforderung
       
       Das Nehmen des Abstrichs dauert dagegen nur wenige Sekunden. Trotzdem
       dürfte es für die Flughäfen eine große logistische Herausforderung werden,
       alle Reisenden aus den zahlreichen Risikoländern zu testen. An den
       freiwilligen Tests haben sich in Nordrhein-Westfalen nach Angaben von
       Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann am vergangenen Wochenende etwa 40
       bis 50 Prozent der Reisenden beteiligt; auch dabei kam es schon zu
       Wartezeiten von bis zu zweieinhalb Stunden.
       
       In Nordrhein-Westfalen sollen 2,5 Prozent der Tests bei Reiserückkehrern
       positiv ausgefallen sein. Die Quote ist damit fast dreimal so hoch wie
       zuletzt bei allen in Deutschland durchgeführten Tests. Eine Erklärung für
       diesen hohen Wert gab es zunächst nicht; auch das Robert-Koch-Institut
       hatte dazu nach eigenen Angaben keine Informationen. In Berlin war dagegen
       nur 1 Prozent der Getesteten positiv; in Hessen, wo mit Frankfurt der
       größte deutsche Flughafen liegt, lagen keine Ergebnisse vor.
       
       Wie die Einhaltung der Testpflicht durchgeführt werden soll, ist derweil
       noch unklar. Denn bei Verbindungen mit Zwischenstopp ist am Flughafen ja
       gar nicht ersichtlich, von wo die Reisenden tatsächlich kommen. Aus dem
       Innenministerium hieß es dazu, es werde stichprobenartige Kontrollen geben.
       Noch schwieriger dürfte sich die Überprüfung bei Einreisen auf dem Landweg
       gestalten.
       
       5 Aug 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Coronatests-bei-Reiserueckkehrenden/!5699047
 (DIR) [2] https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Risikogebiete_neu.html
 (DIR) [3] /Sich-auf-Corona-testen-lassen/!5671714
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Malte Kreutzfeldt
       
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