# taz.de -- Großprotest gegen Corona-Auflagen: Das Virus freut's
       
       > Mündige Bürger*innen oder „Covidioten“? In Berlin protestieren Tausende
       > gegen die staatlichen Auflagen im Zuge der Pandemie.
       
 (IMG) Bild: Dicht gedrängt und ohne die Abstandsregeln zu beachten: Großdemo in Berlin gegen Corona-Auflagen
       
       Berlin dpa/afp | Nach der Demonstration von rund 20.000 Menschen in Berlin
       gegen die Corona-Maßnahmen kommen von Seiten der Politik klare Zeichen für
       die Fortsetzung des Kurses zur Bekämpfung der Pandemie.
       
       CSU-Chef Markus Söder sprach sich angesichts der steigenden Zahl an
       Neuinfektionen gegen weitere Lockerungen aus. „Wir müssen damit rechnen,
       dass Corona mit voller Wucht wieder auf uns zukommt“, sagte der bayerische
       Ministerpräsident der Bild am Sonntag. Gefragt sei absolute Wachsamkeit.
       „Das Virus bleibt eine Daueraufgabe, die uns permanent unter Stress setzt.“
       Viele Menschen seien im Umgang mit dem Virus leider leichtsinniger
       geworden, sagte Söder. „Dazu gehören auch die extremen Lockerer und
       Verschwörungstheoretiker, die alle Maßnahmen schnellstens aufheben
       wollten.“
       
       [1][Trotz steigender Infektionszahlen] hatten am Samstag Tausende Menschen
       in Berlin protestiert. Nach Schätzungen der Polizei schlossen sich bis zu
       17.000 Menschen einem Demonstrationszug an, rund 20.000 beteiligten sich
       anschließend an einer Kundgebung. Die Demonstrant*innen forderten ein Ende
       aller Auflagen.
       
       Da bereits während der Demonstration die Hygiene-Regeln nicht eingehalten
       wurden, stellte die Polizei Strafanzeige gegen den Leiter der Versammlung.
       Der erklärte den Demonstrationszug am Nachmittag für beendet. Weil auch auf
       der anschließenden Kundgebung viele [2][Demonstrant*innen weder die
       Abstandsregeln einhielten noch Masken trugen], begann die Polizei am frühen
       Abend, die Versammlung aufzulösen. Bei der Auflösung der Kundgebung sollen
       18 Polizist*innen verletzt worden sein, drei von ihnen mussten im
       Krankenhaus behandelt werden. Insgesamt waren laut Polizeiangaben 1.100
       Beamte im Einsatz.
       
       ## Scharfe Kritik
       
       Viele Politiker*innen kritisierten die Demonstration. Zwar müssten
       Demonstrationen auch in Corona-Zeiten möglich sein, schrieb
       [3][Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf Twitter], „Aber nicht
       so. Abstand, Hygieneregeln und Alltagsmasken dienen unser aller Schutz.“
       [4][SPD-Chefin Saskia Esken twitterte]: „Tausende Covidioten feiern sich in
       Berlin als ‚die zweite Welle‘, ohne Abstand, ohne Maske.“
       
       Auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) kritisierte die
       Teilnehmer*innen scharf. Die Demonstrant*innen würden die Fakten nicht zur
       Kenntnis nehmen und riskierten damit die Gesundheit anderer Menschen, sagte
       Müller in der rbb-Abendschau. Es gebe noch keinen Impfstoff und kein
       Medikament, man sei noch nicht über den Berg.
       
       Zu der Demonstration unter dem Motto „Das Ende der Pandemie – Tag der
       Freiheit“ hatte die Initiative „[5][Querdenken 711]“ aufgerufen. In
       Stuttgart hat diese Initiative bereits wiederholt demonstriert.
       Kritiker*innen dieser Proteste befürchten [6][eine Vereinnahmung durch
       Verschwörungstheoretiker*innen und Rechtspopulist*innen]. Den Titel „Tag
       der Freiheit“ trägt auch ein Propagandafilm der Nazi-Ikone Leni Riefenstahl
       über den Parteitag der NSDAP 1935.
       
       ## Dunja Hayali bricht Dreh ab
       
       Die ZDF-Journalistin Dunja Hayali hat ihre Dreharbeiten auf der
       Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen in Berlin offensichtlich wegen
       Sicherheitsbedenken abgebrochen. In einem rund [7][37 Minuten langen Video,
       das Hayali auf Instagram postete], ist zu sehen, wie Demo-Teilnehmer*innen
       ihr und ihrem Team am Samstag „Lügenpresse“ und „Schämt euch“
       entgegenrufen. In dem Clip ist auch zu hören, wie ein Mann, der von Hayali
       als ein Mitarbeiter ihres Security-Teams angesprochen wird, den Drehabbruch
       empfiehlt. „Das sagt jetzt der Sicherheitsmann, wir sind ja nicht ohne
       Security hier: Abbruch des Drehs, zu gefährlich“, erklärte die
       Journalistin.
       
       Immer wieder ist auch zu sehen, wie Hayali, die eine Maske trägt, mit
       einzelnen Teilnehmer*innen der Veranstaltung über die Corona-Maßnahmen
       diskutiert. Am Ende des Videos berichtet Hayali selbst von Beleidigungen
       und Bedrohungen, ohne konkrete Beispiele zu nennen. „Es ist eine
       gefährliche Melange, die sich hier auf der Straße zusammenfindet“,
       resümierte sie. Und ergänzte: „Wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen
       als Presse.“
       
       2 Aug 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Corona-in-Deutschland/!5699773
 (DIR) [2] /Corona-Demos-in-Berlin/!5699293
 (DIR) [3] https://twitter.com/jensspahn/status/1289578781057810432
 (DIR) [4] https://twitter.com/EskenSaskia/status/1289518034621612032
 (DIR) [5] /Achtung-am-Samstag-wird-geleugnet/!5705086/
 (DIR) [6] /Verfassungsschuetzer-ueber-Corona-Leugner/!5684095/
 (DIR) [7] https://www.instagram.com/dunjahayali/?hl=de
       
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