# taz.de -- Champions-League-Aus von ManCity: Wie Steine im Uhrwerk
       
       > Manchester City scheidet nach 1:3 gegen Olympique Lyon aus der Champions
       > League aus. Wieder einmal hat sich Trainer Pep Guardiola vercoacht.
       
 (IMG) Bild: Wie Flasche leer: Pep Guardiola hat am Champions-League-Aus zu schlucken
       
       Es war ein bekanntes Bild, das am Samstagabend aus dem Estádio José
       Alvalade in Lissabon übermittelt wurde. Wie Manchester Citys Trainer Pep
       Guardiola erschüttert die Hände über dem Kopf zusammenschlug, so, als wäre
       vor seinen Augen ein prächtiges Bauwerk eingestürzt, wie er auf die Knie
       sank und für Sekunden auf dem Rasen kauerte, das alles hatte man schon
       einmal gesehen: vor 16 Monaten, als Manchester City im Viertelfinale der
       Champions League gegen Tottenham Hotspur ausschied.
       
       Und jetzt? War der Klub aus dem Nordwesten Englands wieder in dem
       Wettbewerb gescheitert, den die reichen Besitzer aus Abu Dhabi unbedingt
       gewinnen wollen. Zum dritten Mal nacheinander war im Viertelfinale der
       Champions League Schluss. Wie es Kevin De Bruyne formulierte: „Anderes
       Jahr, gleiches Zeug.“
       
       Diesmal allerdings ist das Aus schmerzhaft wie nie. Das 1:3 gegen
       Außenseiter Olympique Lyon ist der Tiefpunkt von Guardiolas seit 2016
       dauernder Amtszeit und vielleicht sogar seiner Trainerkarriere. Mit einer
       der teuersten Mannschaften der Geschichte scheiterte er am Tabellensiebten
       der Ligue 1, weil er alte Fehler wiederholte.
       
       Natürlich, City hatte Pech am Ende. Dem 1:2 durch Dembélé (79.) ging ein
       mögliches Foul voraus. Sterling drosch den Ball aus wenigen Metern über das
       leere Tor (86.). Im Gegenzug fiel das 1:3 durch Dembélé nach einem Fehler
       von City-Torwart Ederson. Allerdings wollte kein Engländer nach Ausreden
       suchen. „Wir müssen es einfach besser machen“, sagte De Bruyne. Und
       Guardiola stellte resigniert fest: „Es ist, was es ist.“
       
       Der Trainer gilt als taktisches Genie, seit er den [1][FC Barcelona 2009]
       und 2011 zum Champions-League-Sieger gemacht hat, doch in den vergangenen
       Jahren überrascht er in großen Spielen im Europapokal immer wieder mit
       seltsamen Aufstellungen. Es wirkt, als wollte er die wichtigste Trophäe im
       internationalen Fußball auf besonders geniale Weise gewinnen, und verwirrt
       damit vor allem die eigene Mannschaft. [2][Beim FC Bayern] und bei
       Manchester City ist er mehrmals auf diese Weise k. o. gegangen, und auch
       das Aus gegen Lyon folgte diesem Muster.
       
       ## „Taktik ist nicht das Wichtigste“
       
       Anstatt im gewohnten, angriffslustigen 4-3-3 trat Manchester City mit drei
       Innenverteidigern und einem extrem defensiven Mittelfeld an. Kreative
       Kräfte wie Bernardo Silva und David Silva, Riyad Mahrez oder der junge Phil
       Foden, der beim Achtelfinal-Erfolg über Real Madrid noch so überzeugt
       hatte, saßen auf der Bank. Das Ergebnis war, dass Manchester City spielte,
       als hätte jemand Steine in das himmelblaue Uhrwerk gestreut.
       
       Guardiola versuchte hinterher, die Bedeutung seiner Umstellungen zu
       relativieren: „In diesem Wettbewerb ist Taktik nicht das Wichtigste“, sagte
       er, doch das Fachpublikum ist sich einig, dass der erneute Crash ihm
       anzulasten ist. „Guardiola hat schon wieder zu viel nachgedacht“, befand
       der Telegraph. Doch weil der Trainer der Schwerkraft misstraute, ist „eine
       goldene Gelegenheit verschenkt“, wie es der [3][Guardian] formulierte.
       
       Nachdem die englische Meisterschaft schon früh an den FC Liverpool verloren
       war, ging es in dieser Spielzeit um nichts anderes als um die Erbeutung der
       berühmten Silbertrophäe. Doch nach dem wiederholten Scheitern bleibt die
       Bilanz im kontinentalen Wettbewerb trist für die Citizens. Der Trainer aber
       kündigte trotzig an: „Nächste Saison werden wir es wieder versuchen.“ Es
       könnte sein letzter Versuch sein, mit Manchester City die Champions League
       zu gewinnen. Guardiolas Vertrag endet im kommenden Sommer.
       
       16 Aug 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /FC-Barcelona-im-Wiederaufschwung/!5164916
 (DIR) [2] /Josep-Guardiola-in-der-Bundesliga/!5300919
 (DIR) [3] https://www.theguardian.com/football/2020/aug/15/manchester-city-lyon-champions-league-quarter-final-match-report
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Hendrik Buchheister
       
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