# taz.de -- Auswirkungen der Coronapandemie: Reinere Luft, mehr Ungleichheit
       
       > Die Coronapandemie mindert den Wohlstand und verstärkt Ungleichheit.
       > Arbeitgeber fürchten steigende Sozialbeiträge für Jahrzehnte.
       
 (IMG) Bild: Keine Pendler, saubere Luft: Autobahn bei Magdeburg im April auf dem Höhepunkt der Coronapandemie
       
       Berlin taz | Die [1][Coronapandemie] sorgt zwar indirekt für weniger
       Pendelverkehr und reinere Luft, mindert aber unterm Strich den sozialen und
       wirtschaftlichen Wohlstand und verstärkt die soziale Ungleichheit. Zu
       diesem Schluss kommt eine [2][Analyse] im Rahmen der regelmäßigen
       Berechnung des Nationalen Wohlfahrtsindex (NWI), die von der
       gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung gefördert wird.
       
       Der Wohlfahrtsindex beruht auf 20 Einzelkomponenten, auch Variablen zur
       Umweltbelastung und zur sozialen Situation in Deutschland fließen ein.
       Aktuelle Werte für den Index für 2020 liegen zwar noch nicht vor. Aber aus
       der Entwicklung von Einzelindikatoren entwickeln die ForscherInnen
       Schätzungen für eine Gesamtschau.
       
       „So dürfte die Ungleichheit der Einkommen zugenommen haben, weil
       Geringverdiener infolge des Lockdowns häufiger Einkommenseinbußen erlitten.
       Ein Grund: Sie arbeiten oft in Berufen, in denen eine Verlagerung ins
       Homeoffice gar nicht oder sehr viel schwerer möglich ist“, heißt es in
       einer Mitteilung zur Studie. Der private Konsum werde coronabedingt um 5
       Prozent im Jahr 2020 zurückgehen. Kapitaleinkünfte sind den ForscherInnen
       zufolge dagegen weniger von der Krise betroffen, weil sich die Börsenkurse
       wieder erholten.
       
       „Der Wert der Hausarbeit“ dürfte im laufenden Jahr zugenommen haben, weil
       sich viele Aktivitäten während des Lockdowns „von der Sphäre formellen
       Wirtschaftens in die informelle Sphäre“ verschoben haben, heißt es in der
       Mitteilung zur Studie. Das wird als positiv für den Index gewertet.
       Inwieweit dabei Frauen besonders belastet sind, wird mit dem Index aber
       nicht erfasst.
       
       ## Arbeitgeber für längere Lebensarbeitszeit
       
       Während der Wohlfahrtsindex der Hans-Böckler-Stiftung zeigt, wie komplex
       die Folgen von Corona sind, bringen sich die Arbeitgeber angesichts
       kommender Verteilungskämpfe in Stellung. Eine Kommission der
       Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände [3][(BDA)] forderte am Donnerstag
       unter anderem, die Lebensarbeitszeit zu verlängern und die Bezugsdauer von
       Arbeitslosengeld wieder auf zwölf Monate zu reduzieren.
       
       So soll verhindert werden, dass die Sozialversicherungsbeiträge in den
       kommenden Jahrzehnten steigen, wenn sich die Demografie noch stärker
       bemerkbar macht. Die Kommission befürchtet, dass sonst die Sozialbeiträge
       von bisher noch unter 40 Prozent auf 50 Prozent des Bruttolohns im Jahr
       2040 steigen könnten.
       
       Laut [4][Statistischem Bundesamt] vom Donnerstag ist die
       Armutsgefährdungsquote zwischen 2009 und 2019 in allen westlichen
       Bundesländern und in Berlin auf 15,4 Prozent der Haushalte gestiegen, in
       den östlichen Bundesländern hingegen auf 17,9 Prozent gesunken.
       
       Im Stadtstaat Bremen liegt die Armutsgefährdungsquote mit 24,9 Prozent am
       höchsten. In Metropolen mit angespanntem Arbeitsmarkt und einem hohen
       Anteil an Single- und Alleinerziehenden-Haushalten kann die
       Armutsgefährdungsquote hoch ausfallen. Wer 2019 etwa als Alleinstehende
       weniger als 1.074 Euro netto im Monat zur Verfügung hatte, galt als
       armutsgefährdet.
       
       13 Aug 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Schwerpunkt-Coronavirus/!t5660746
 (DIR) [2] https://www.boeckler.de/de/pressemitteilungen-2675-corona-mindert-wohlstand-25750.htm
 (DIR) [3] https://www.arbeitgeber.de/www/arbeitgeber.nsf/id/de_zukunft-der-sozialversicherung-beitragsbelastung-dauerhaft-begrenzen
 (DIR) [4] https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2020/08/PD20_308_634.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Barbara Dribbusch
       
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