# taz.de -- Wahl in Kroatien: Rechte Regierungspartei gewinnt
       
       > Umfragen sahen die linke Opposition knapp vorn. Doch überraschend
       > deutlich setzte sich die HDZ von Kroatiens Regierungschef Plenkovic
       > durch.
       
 (IMG) Bild: Konservativer Jubel: Die HDZ um Andrej Plenkovic (vorne, 3.v.r) freut sich
       
       Zagreb dpa | Die regierende Kroatische Demokratische Gemeinschaft (HDZ) hat
       am Sonntag [1][die Parlamentswahl im EU-Land Kroatien] klar für sich
       entschieden. Die konservative Partei von Ministerpräsident Andrej Plenkovic
       kam auf 68 der 151 Mandate, wie die Staatliche Wahlkommission in Zagreb in
       der Nacht zum Montag nach Auszählung von 83 Prozent der Stimmen mitteilte.
       Die oppositionellen Sozialdemokraten (SDP) landeten mit 43 Mandaten
       abgeschlagen auf dem zweiten Platz.
       
       Im Wahlkampf-Hauptquartier der HDZ ließ sich Plenkovic um Mitternacht als
       amtierender und künftiger Ministerpräsident feiern. „Dieses Ergebnis,
       dieser Sieg sind eine Verpflichtung für uns“, sagte er. „Wir haben ein
       schwieriges Mandat voller Prüfungen hinter uns. Aber die vor uns liegenden
       Herausforderungen sind noch größer.“ SDP-Chef Davor Bernardic gestand die
       Niederlage ein und gratulierte dem Wahlsieger.
       
       Tatsächlich schnitt die Regierungspartei deutlich besser ab, als es letzte
       Umfragen nahegelegt hatten. Für die Bildung der nächsten Regierung wird sie
       aber Partner brauchen. Aufgrund der Mandatsverhältnisse wird ihr das
       wahrscheinlich nicht schwer fallen.
       
       Bis zum Wahltag hoffte die neue rechtspopulistische Heimatbewegung des
       Volksliedsängers Miroslav Skoro darauf, das Zünglein an der Waage spielen
       zu können. Mit 15 Mandaten wurde sie zwar drittstärkste Kraft, blieb aber
       hinter den eigenen Erwartungen zurück. Im Wahlkampf hatte Skoro gegen die
       serbische Minderheit gehetzt und gegen die Fristenlösung Stimmung gemacht.
       Frauen, die nach einer Vergewaltigung abtreiben wollen, sollten dies lieber
       mit ihrer Familie besprechen, hatte er erklärt.
       
       ## Plenkovic hat die Wahl
       
       Die Reihen der Heimatbewegung verstärken etliche Rechtsaußen-Politiker, die
       der HDZ den Rücken gekehrt hatten. Sie nehmen Plenkovic übel, dass er die
       rechte Sammelpartei des Staatsgründers Franjo Tudjman (1922-1999) in die
       politische Mitte geführt hat. Vor der Wahl hatten Skoro und seine Getreuen
       immer wieder vollmundig erklärt, dass sie für eine Koalition mit der HDZ
       nur zu haben seien, wenn Plenkovic nicht Regierungschef bleibt.
       
       Doch der wird sich nun auch unter den anderen Gruppierungen Partner für
       eine weitere Amtszeit aussuchen können. Acht Sitze im neuen Parlament gehen
       an die rechte Partei Most (Brücke), sechs an die neue links-grüne Plattform
       Mozemo! (Wir können es!), zwei an die bürgerlich-liberale Partei mit Namen
       und Vornamen (SSIP) und eines an die liberale Kroatische Volkspartei (HNS).
       Acht Mandate sind den ethnischen Minderheiten vorbehalten, drei den
       Auslandskroaten.
       
       Der Urnengang stand im Zeichen der Corona-Pandemie. Die Regierung hatte sie
       ursprünglich erfolgreich zurückgedrängt. Plenkovic hatte die Parlamentswahl
       vom Ende des Jahres auf diesen Zeitpunkt vorgezogen, um vom Image des
       Krisenmanagers profitieren zu können. Doch in den vergangenen zehn Tagen
       sind die Infektionszahlen in Kroatien wieder gestiegen. In den letzten
       Umfragen vor den Wahlen hatte die SDP bereits knapp vor der HDZ gelegen.
       
       ## Wirtschaftlich wegen Corona angeschlagen
       
       Doch das Ergebnis vom Sonntag widerlegte die Umfragen. Mit der Vorverlegung
       der Wahlen erwies sich Plenkovic, den seine Anhänger gerne „Plenki“ nennen,
       als geschickter Taktiker. In Hinblick auf die gesundheitliche Seite war
       Kroatien von der Pandemie nicht besonders hart betroffen. Selbst die
       zuletzt gestiegenen Infektionszahlen überschritten in den letzten zwei
       Wochen nie die Marke von 100 Fällen am Tag.
       
       Die wirtschaftlichen Folgen dürften hingegen viel verheerender ausfallen.
       Der Fremdenverkehr, von dem Kroatiens Wirtschaft zu knapp 20 Prozent
       abhängt, rechnet in diesem Sommer mit Umsatzeinbußen von 70 bis 80 Prozent.
       Schmerzlich spürbar könnte dies für die Bevölkerung im Herbst werden.
       
       Für die Parlamentswahl galten wegen der Pandemie besondere
       Sicherheitsbestimmungen. Für die Wahlhelfer bestand Maskenpflicht. Den
       Wählern wurde das Trage einer Maske empfohlen. Für alle galt die Beachtung
       eines Mindestabstands von eineinhalb Metern.
       
       6 Jul 2020
       
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