# taz.de -- Fossile Rohstoffe aus Kolumbien und Russland: Blutkohle für Datteln
       
       > Deutschland hat 2018 den Steinkohleabbau beendet. Das Gestein wird nun
       > importiert und die Umwelt im Ausland zerstört.
       
 (IMG) Bild: Demonstrierende vor dem Kraftwerk Datteln IV
       
       Ende Mai ging in Deutschland ein neues Kohlekraftwerk ans Netz: Datteln IV.
       Die deutsche Bundesregierung und die NRW-Landesregierung hatten dem Druck
       der Kohlelobby und des Betreibers Uniper nachgegeben.
       
       Nicht nur, weil er die Klimakrise weiter verschärft, ist der Betrieb von
       Datteln IV unverantwortlich: [1][An der dort verbrannten Steinkohle klebt
       Blut.] Weil in Deutschland seit 2018 wegen der massiven Umweltfolgen und
       hohen Entschädigungskosten keine Steinkohle mehr gefördert wird, wird sie
       importiert, vor allem aus Russland und Kolumbien. So lagert die deutsche
       Industrie die Folgen in andere Weltregionen aus. Die Blutkohle ist Teil
       einer kolonialen Kontinuität und macht die imperiale Lebensweise im
       globalen Norden sichtbar.
       
       In Kolumbien zerstören die Tagebaue riesige Landflächen, die lokale
       Bevölkerung wird mit Gewalt vertrieben. Aus der Region César ist bekannt,
       dass paramilitärische Einheiten rund um Tagebaue eingesetzt werden.
       Hunderte Menschen wurden vertreiben, viele gar ermordet.
       
       Auch im [2][russischen Kusbass werden Umwelt- und Menschenrechtler*innen
       angegriffen]. Aleksandra Korolewa von der Organisation Ecodefense musste in
       Deutschland politisches Asyl beantragen. Trotzdem setzt sie sich weiter für
       den Schutz von Mensch und Natur in Kusbass ein. Im Februar protestierte sie
       vor Datteln 4 gegen deutsche Kohleimporte.
       
       ## Einschüchterung auch in Deutschland
       
       Auch in Deutschland bedeutet Kohleabbau Zerstörung: Im Rheinland, im
       Leipziger Land und in der Lausitz werden Braunkohletagebaue ausgeweitet und
       Dörfer abgerissen. Das Bündnis „Alle Dörfer bleiben“ stellt sich dem
       entgegen. Auch hier kommt es immer wieder zu Bedrohungen und
       Einschüchterungsversuchen der lokalen Bevölkerung.
       
       Trotzdem setzt sich das Bündnis weiterhin, unter dem Motto „Alle Dörfer
       bleiben weltweit“, für den Erhalt der vom Kohleabbau bedrohten Dörfer ein.
       Denn, internationale Solidarität ist dringend notwendig und eine wichtige
       Aufgabe der Klimabewegung im Globalen Norden: Laut des „[3][Environmental
       Justice Atlas]“ werden in 13 Prozent aller Umweltkonflikte Aktivist*innen,
       die gegen die Zerstörung von Mensch und Natur kämpfen, getötet.
       
       Blickt man zurück auf die Verbrennung von Stein- und Braunkohle in
       Deutschland, ist klar: Eines Tages wird Datteln 4 wieder vom Netz gehen,
       werden die Tagebaue Geschichte sein. Welche Zerstörung der Kohleabbau und
       die Klimakrise hinterlassen, hängt auch von der Stärke der Klimabewegung
       und dem gemeinsamen Kampf für Gerechtigkeit ab.
       
       27 Jun 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Neues-Steinkohle-Kraftwerk-Datteln-IV/!5689287
 (DIR) [2] https://urgewald.org/termin/raus-russischen-kohle-jahr-buergerentscheid
 (DIR) [3] https://ejatlas.org/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kira Geadah
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