# taz.de -- Impfstoff gegen Covid-19: Testen erlaubt
       
       > An 144 Menschen in Deutschland will das Unternehmen CureVac sein Präparat
       > nun erproben. Im Herbst sollen erste Ergebnisse vorliegen.
       
 (IMG) Bild: Erste Impftests an gesunden Freiwilligen sind erlaubt
       
       Berlin taz | Das Tübinger Pharmaunternehmen CureVac darf den von ihm
       entwickelten Impfstoff gegen das Coronavirus an Menschen in Deutschland
       testen. Am Mittwoch erteilte das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das für die
       Impfstoffzulassung zuständig ist, eine entsprechende Genehmigung.
       
       In der ersten Phase dieser Prüfung wird der Wirkstoff [1][an gesunden
       Freiwilligen] erprobt. CureVac ist damit das zweite Unternehmen aus
       Deutschland, das einen erfolgversprechenden Impfstoffkandidaten an Menschen
       testen darf. Ende April hatte bereits das Mainzer [2][Unternehmen BioNTech]
       eine entsprechende Genehmigung erhalten und kurz darauf mit den Tests
       begonnen.
       
       Weltweit arbeiten Forschungsinstitute und Pharmaunternehmen an mehr als 150
       verschiedenen Impfstoffen gegen Covid-19 – ein Rekord. Mit einer Zulassung,
       die dann den großflächigen Einsatz eines Impfstoffs erlauben und einen
       echten Durchbruch zur Verhinderung der weiteren Verbreitung und Ansteckung
       mit dem Virus bedeuten würde, wird allerdings frühestens zum Jahreswechsel
       oder im kommenden Frühjahr gerechnet.
       
       In der ersten von insgesamt drei klinischen Phasen wird an Menschen
       geprüft, ob der Wirkstoff sicher ist und ob er eine Abwehrreaktion im
       Körper auslöst. Nach Angaben von CureVac sollen zunächst 144 Personen
       geimpft werden. Im Herbst rechnet das Unternehmen mit ersten Daten. Die
       Testzentren befinden sich nach Auskunft von CureVac in Tübingen, Hannover,
       München und im belgischen Gent.
       
       Unternemen setzen auf genbasierte Impfstoffe 
       
       Sowohl CureVac als auch BioNTech arbeiten an sogenannten messenger
       RNA-Impfstoffen – also genbasierten Präparaten, die ausgewählte Gene des
       Coronavirus in Form der Erbsubstanzen m RNA oder DNA enthalten. Nach der
       Impfung, so die Hoffnung, stellen die Zellen des Geimpften ein Protein her,
       das der Körper als fremd erkennt und zu dessen Abwehr er Antikörper bildet
       – ganz ähnlich wie bei einer natürlichen Immunantwort. Bislang gibt es
       weltweit noch keinen zugelassenen Impfstoff auf mRNA-Basis; herkömmliche
       Impfstoffe sind entweder Vektorvirenimpfstoffe oder Totimpfstoffe.
       
       Vektorvirenimpfstoffe enthalten harmlose Viren, die als Coronaviren
       „verkleidet“ sind, und eine Immunantwort auch gegen das echte Coronavirus
       erzeugen sollen. Totimpfstoffe sollen ebenfalls eine Immunantwort auf das
       Coronavirus hervorrufen; allerdings basieren sie auf ausgewählten
       Virusproteinen, die gentechnisch hergestellt werden.
       
       Erst am Montag hatte das Bundeswirtschaftsministerium bekanntgegeben, sich
       mit 300 Millionen Euro an CureVac zu beteiligen und rund 23 Prozent der
       Anteile zu übernehmen. Der Einstieg über die staatliche KfW-Bank solle in
       diesen Tagen erfolgen. Auf diese Weise will sich die Bundesregierung auch
       gegen eine mögliche Übernahme aus dem Ausland absichern.
       
       Auf Geschäftsentscheidungen wolle der Staat jedoch keinen Einfluss nehmen,
       hieß es aus dem Ministerium. Im März hatten Nachrichten für Aufsehen
       gesorgt, wonach sich die USA den etwaigen Curevac-Impfstoff exklusiv
       sichern wollten. CureVac hatte damals mitgeteilt, für derlei Pläne nicht
       zur Verfügung zu stehen.
       
       Die EU will die Entwicklung eines Corona-Impfstoffs unterdessen
       beschleunigen und dafür Vorschriften für Arzneimitteln mit gentechnisch
       veränderten Organismen vorübergehend lockern. EU-Beamte sagten am Mittwoch
       in Brüssel, es gebe vielversprechende Impfstoffe, die gegen das Coronavirus
       entwickelt würden. Sollten die Vorschriften aber nicht gelockert werden,
       könne es zu Verzögerungen bei europäischen Studien kommen.
       
       Zuletzt hatten die EU-Mitgliedstaaten die Europäische Kommission
       beauftragt, in ihrem Namen über den Kauf erfolgversprechender
       Corona-Impfstoffe zu verhandeln. Sie befürworten den Plan der Kommission,
       einen mit 2,4 Milliarden Euro gefüllten Fonds für den Kauf zu verwenden.
       Deutschland, Frankreich, Italien und die Niederlande führen ihrerseits
       bereits separate Gespräche mit Pharmaunternehmen über Impfstoffe.
       
       17 Jun 2020
       
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