# taz.de -- Ferien in Zeiten von Corona: Strand okay, Strandparty nicht
       
       > Gesundheitsminister Jens Spahn mahnt Reisende zur Vorsicht auch im
       > Urlaub. Zum Feiern sei „gerade nicht die Zeit“.
       
 (IMG) Bild: Hier mit viel Abstand: Urlauber am Strand von Mallorca
       
       Berlin taz | Eigentlich ist der Blick auf die Coronazahlen in Deutschland
       derzeit nicht besorgniserregend. Die täglichen Neuinfektionen sind im
       Sieben-Tage-Mittel wieder auf unter 350 gefallen – und damit fast so
       niedrig wie vor den Ausbrüchen beim Fleischfabrikanten Tönnies im Kreis
       Gütersloh und in mehreren Wohnblocks in Berlin und Göttingen.
       
       Die Zahl der im Schnitt täglich gemeldeten Coronatoten lag mit sieben
       zuletzt sogar so niedrig wie noch nie seit Beginn der Epidemie. Die Zahl
       der Coronatests erreichte mit knapp 500.000 pro Woche einen Höchststand,
       der Anteil der positiven Testergebnisse lag dabei mit 0,6 Prozent so
       niedrig wie noch nie.
       
       Und die deutsche [1][Corona-Warn-App] wird mit 15,5 Millionen Downloads von
       mehr Menschen genutzt als die Apps in anderen europäischen Ländern
       zusammen; über 500 NutzerInnen haben bisher einen Code angefordert, mit dem
       sie ihr positives Testergebnis in der App melden können.
       
       Doch von Entwarnung wollten CDU-Gesundheitsminister Jens Spahn und der
       Präsident des staatlichen Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, nichts
       wissen, als sie am Montag erstmals seit längerer Zeit mal wieder gemeinsam
       vor die Presse traten. „Wir sollten uns nicht in falscher Sicherheit
       wiegen“, sagte Spahn. „Auch wenn es sich manchmal so anfühlt: Diese
       Pandemie ist noch nicht vorbei.“
       
       ## Gefahr der zweiten Welle
       
       Ein Grund für die Sorge ist die Tatsache, dass es in mehreren bisher
       erfolgreichen Ländern, etwa Israel, Japan oder Südkorea, zu einem erneuten
       Anstieg der Infektionen gekommen ist. „Die Gefahr einer zweiten Welle ist
       real“, sagte Spahn. „Unachtsamkeit nutzt das Virus aus“, mahnte auch
       Wieler. „Wie schnell das gehen kann, haben wir in den letzten Wochen
       wirklich in anderen Ländern gesehen.“
       
       Zudem könnte die gerade angelaufene Urlaubssaison zur Verbreitung des Virus
       beitragen, warnte Spahn. Mit Blick auf Bilder von gemeinsam [2][feiernden
       Mallorca-Touristen] sagte er: „Wir müssen aufpassen, dass der Ballermann
       nicht ein zweites Ischgl wird.“ Partys in dem österreichischen Ski-Ort
       gelten als wichtiger Hotspot für die Verbreitung des Coronavirus in Europa.
       
       Problematisch sei es vor allem, wenn Menschen unter Alkoholeinfluss aus der
       gleichen Flasche trinken oder „Nähe suchen“, sagte Spahn – und mahnte: „Ich
       bin jetzt wirklich kein Feier-Verächter, aber es ist jetzt gerade nicht die
       Zeit dafür.“
       
       ## Fliegen unproblematisch
       
       Weniger nervös machen den Minister dagegen die Bilder von vollen
       Ostseestränden. Denn inzwischen sei klar, dass bei der Übertragung feinste
       Tröpfchenwolken, sogenannte Aerosole, eine wichtige Rolle spielen – und die
       seien vor allem in geschlossenen Räumen ein Problem. Auch das Fliegen in
       voll besetzten Flugzeugen halten Spahn und Wieler für unproblematisch, weil
       die Luft dabei gut gefiltert werde. Wichtig sei allerdings, sowohl während
       des Flugs als auch beim Einchecken eine Maske zu tragen, sagte Wieler.
       
       Dass die Sorge vor einer zweiten Coronawelle nicht nur in der Politik,
       sondern auch in der Bevölkerung verbreitet ist, zeigt eine im Juni
       durchgeführte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa, die am
       Dienstag vorgestellt wurde: 40 Prozent der Befragten halten eine zweite
       Welle in Deutschland für wahrscheinlich, nur 21 Prozent für
       unwahrscheinlich; 37 Prozent gehen von einer 50:50-Chance aus.
       
       Dementsprechend finden nur 15 Prozent der Befragten, dass die seit Mai
       eingeleiteten Lockerungen der Coronabeschränkungen nicht weit genug gehen;
       47 Prozent finden sie genau richtig, 34 Prozent meinen, die strengeren
       Regeln hätten länger bestehen bleiben sollen.
       
       13 Jul 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /QA-zur-deutschen-Corona-App/!5689808
 (DIR) [2] /Corona-Regeln-fuer-Tourismus-in-Spanien/!5687619
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Malte Kreutzfeldt
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Mallorca
 (DIR) Urlaub
 (DIR) Jens Spahn
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) AKK
 (DIR) Mallorca
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Schlagloch
 (DIR) Sommerferien
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Schwerpunkt Utopie nach Corona
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Coronatests bei Reiserückkehrenden: Zwangstests sind notwendig
       
       Die Gesundheitsminister täten gut daran, mehr Teststellen an Flughäfen zu
       errichten. Bis dahin sollte jeder Ankommende zum Test verpflichtet werden.
       
 (DIR) Urlaub in Zeiten der Corona-Pandemie: Die zweite Welle droht
       
       In den spanischen Touristenzentren steigen die Corona-Zahlen dramatisch an.
       Erste Länder haben für Spanien-Rückkehrer Quarantäne angeordnet.
       
 (DIR) Nachfolge von AKK: Südwest-CDU will Spahn ganz vorne
       
       Unionsabgeordnete wünschen sich den Rückzug von Merz, Röttgen und Laschet.
       Stattdessen träumen sie von Spahn als Vorsitzenden.
       
 (DIR) Die steile These: Lasst den Touris ihren Ballermann!
       
       Die Empörung um das dicht gedrängt feiernde Partyvolk auf Mallorca ist
       verlogen. Denn: Die ganze Welt spielt gerade mit dem Feuer.
       
 (DIR) Beschränkungen und Corona: Lokale Ausreisesperren sind erlaubt
       
       Hotspots der Coronapandemie sollen „zielgerichtet“ abgeriegelt werden
       können. Das haben die Staatskanzleien der Länder und das Bundeskanzleramt
       beschlossen.
       
 (DIR) Corona-Zahlen in Deutschland: Gefährliche Sorglosigkeit
       
       Die Zahl der Neuinfektionen ist stark zurückgegangen. Leider sehen nicht
       alle diese positive Nachricht als Ergebnis der getroffenen Schutzmaßnahmen.
       
 (DIR) Berliner Mallorca-Rückkehrer: Bewegungsmelder am Hotelbuffet
       
       In den Sommerferien nimmt der Mallorca-Tourismus an Fahrt auf. Aber sind
       die Ballermann-Heimkehrer eine Gefahr für Berlin?
       
 (DIR) Masken in Zeiten von Corona: Diesmal ein Zeichen der Fürsorge
       
       Sie gibt Schutz, dient dem Verbergen, ist Kunstwerk, Drohung, Bestrafung
       und maskiert das Defekte. Warum das Tragen einer Maske hochsymbolisch ist.
       
 (DIR) Reisen in Corona-Zeiten: Hin und weg im Sommer
       
       Reisen ist 2020 komplizierter: Wohin darf man überhaupt fahren, und unter
       welchen Bedingungen bekommt man sein Geld zurück?
       
 (DIR) Urlaub in Corona-Krise: Run auf die Strandliege
       
       Bundesaußenminister Heiko Maas will einen „kontrollierten Wiedereinstieg in
       den europäischen Tourismus“. CSU-Chef Markus Söder hat andere Pläne.
       
 (DIR) Wie Corona Reisen verändert: Mehr Beinfreiheit
       
       Natürlich reisen wir weiter – aber teurer, pauschaler, überwachter und
       vielleicht auch etwas besonnener. Alternativen gibt es längst.