# taz.de -- Studie über EU-Klimaziele: Europa kann abspecken
       
       > Um bis 2050 klimaneutral zu sein, muss Europa schnell aus der Kohle
       > aussteigen und viel weniger Fleisch essen. Wie das geht, verrät eine neue
       > Studie.
       
 (IMG) Bild: Weniger Fleisch essen: wie dieses Szenario in der Grillsaison ankommt, steht nicht im Gutachten
       
       Berlin taz | Letzte Ausfahrt für die „Klima-Kanzlerin“: Wenn Deutschland am
       1. Juli die [1][EU-Ratspräsidentschaft] übernimmt, will Angela Merkel nicht
       nur die Coronapandemie bekämpfen und die EU-Wirtschaft wieder flottmachen,
       sondern auch ein europäisches Versprechen einlösen: den Klimaplan
       ([2][NDC]) der Europäer so zu verbessern, dass er zumindest halbwegs mit
       dem Pariser Abkommen übereinstimmt. Das sei möglich, zeigt eine aktuelle
       Studie der Klimaschützerlobby [3][European Climate Foundation] (ECF),
       erfordere aber schnelle und drastische Maßnahmen.
       
       Denn um Europa – wie mehrfach beschworen – bis 2050 „klimaneutral“ zu
       machen, müssten die EU-Emissionen bis 2030 um 68 Prozent sinken, zeigen
       Rechenmodelle. Bisher heißt der Plan: minus 40 Prozent. Die EU-Kommission
       und auch Merkel haben minus 50 bis 55 Prozent versprochen, das EU-Parlament
       will minus 65 Prozent.
       
       Jetzt zeigt die ECF mit ihrer [4][Studie, wie das gehen könnte]. Demnach
       sind drei Szenarien denkbar: 55 Prozent sind „technologie-fokussiert“ oder
       mit einem Mix aus mehr Technik und anderem Konsum machbar. 65 Prozent gehen
       auch – dafür muss aber alles schneller gehen.
       
       Einige Maßnahmen lesen sich wie eine Giftliste politischer No-gos: Den
       Verkehr nicht wachsen lassen oder um 10 Prozent zu reduzieren, ab 2030
       sollten 60 bis 93 Prozent aller Neuwagen keine Abgase mehr ausstoßen, die
       Sanierungsrate von Gebäuden müsste sich auf 2,5 bis 3,5 Prozent jährlich
       verdoppeln.
       
       ## Raus der Kohle bis 2040
       
       Die Verbrennung von [5][Kohle müsste sich bis 2030] um etwa 90 Prozent
       reduzieren und 2040 bei null sein, der jährliche Zubau von Wind- und
       Solaranlagen müsste sich verdoppeln bis verdreifachen. Auch das umstrittene
       CCS (Einfangen und Speichern von CO2) steht mit 7 bis 24 Millionen Tonnen
       jährlich auf der Rechnung. In der Landwirtschaft sollten die EuropäerInnen
       für die Klimaziele von 11 bis 32 Prozent weniger Fleisch essen.
       
       Wie dieses Szenario mitten in der Grillsaison ankommt, steht nicht im
       Gutachten. Auch fehlen genaue Kosten für mehr Erneuerbare, mehr Effizienz
       in der Industrie oder mehr gedämmte Häuser. Da die Szenarien vor Corona
       gerechnet wurden, ist auch unklar, welchen Einfluss der aktuelle Absturz
       der Wirtschaft hat – und wie alles mit dem EU-„Green Deal“ und den
       Milliarden Hilfseuros zusammengehen soll.
       
       Die Studie bietet einen kleinen Trost: Die „Wirkung einer CO2-Reduktion um
       55 oder 65 Prozent auf die gesamte Wirtschaft und die Beschäftigung sind
       klein“, heißt es, „verglichen mit größeren Trends wie Digitalisierung oder
       Automation oder den finanziellen und menschlichen Kosten des Klimawandels.“
       
       22 Jun 2020
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) [2] /Einfluss-auf-Klimapolitik-durch-Brexit/!5657276
 (DIR) [3] https://europeanclimate.org/
 (DIR) [4] https://climact.com/en/
 (DIR) [5] /Kritik-an-Kohle-Gesetz/!5689634
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernhard Pötter
       
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