# taz.de -- Wirtschaftsmarkt in China: Firmen bleiben trotz Hindernissen
       
       > Ausländische Unternehmen klagen über Staatseinfluss und Marktbarrieren in
       > China. Wegziehen will jedoch kaum ein Betrieb.
       
 (IMG) Bild: Hier ist vieles Gold, was glänzt: Skyline von Schanghai
       
       Peking taz | Spätestens seit Donald Trump seinen [1][Handelskrieg] gegen
       China vom Zaun gebrochen hat, ist „Decoupling“ ein angesagtes Stichwort
       unter Ökonomen. Vereinfacht gesagt bedeutet es das Entkoppeln von
       Lieferketten und Produktionsstätten. Für die europäische Wirtschaft in
       China ist ein Abzug aus der Volksrepublik jedoch kein Thema: Nur 11 Prozent
       aller Unternehmen mit Standort in China ziehen diese Möglichkeit in
       Betracht. „Man muss schon verrückt sein, wenn man aus China wegzieht“, sagt
       Jörg Wuttke, Leiter der europäischen Handelskammer in Peking. Die Gründe
       liegen auf der Hand: Fast ein Drittel des globalen Wirtschaftswachstums im
       nächsten Jahrzehnt wird in China generiert.
       
       Am Mittwoch hat die Handelskammer ihre alljährliche Umfrage zum
       Geschäftsklima europäischer Unternehmen in China veröffentlicht. Allerdings
       scheinen dieses Mal viele Resultate wie Relikte aus einer fernen
       Vergangenheit: Die Studie wurde nämlich im Februar erhoben, als das Virus
       noch vornehmlich als chinesisches Problem galt. Seither hat sich die Lage
       fast umgedreht: Chinas Wirtschaft hat sich [2][deutlich erholt], nun ist
       die fehlende Nachfrage aus dem Ausland das Problem.
       
       Dennoch bietet die Studie einige wichtige Erkenntnisse. Charlotte Roule,
       Vizepräsidentin der EU-Handelskammer, sprach vom Erstarken chinesischer
       Staatsunternehmen, mit denen die Kommunistische Partei in der Coronakrise
       rasch Arbeitsplätze schaffen möchte. Es entstünden Wettbewerbsverzerrungen
       und vor allem Marktbarrieren für Privatunternehmen, über die rund zwei
       Drittel aller europäischen Betriebe klagen.
       
       ## Chinesische Regierung entlastet ausländische Firmen
       
       Die Lösung aus Sicht der Europäer wäre ein umfassendes
       Investitionsabkommen, an dem bereits seit sieben Jahren verhandelt wird.
       Die Unterzeichnung hätte der Höhepunkt des für September in Leipzig
       geplanten EU-China Gipfels werden sollen. Er wurde jedoch auf unbestimmte
       Zeit verschoben – offiziell wegen Corona. Doch die schleppenden
       Verhandlungen sowie Pekings geplantes Sicherheitsgesetze für Hongkong
       dürften die wahren Gründe sein.
       
       Bei aller Kritik gibt es jedoch auch Lob an der Wirtschaftspolitik Chinas.
       „Wir werden momentan von der Lokalregierung noch besser unterstützt als
       noch vor der Krise“, sagt Thomas Nürnberger, der die China-Geschäfte des
       baden-württembergischen Mittelständlers [3][EBM-Papst] leitet.
       
       Der Hersteller von Ventilatoren und Elektromotoren profitiert davon, dass
       der Staat über mehrere Monate die Hälfte der Sozialbeiträge seiner
       Belegschaft übernommen hat. „Das entlastet die Unternehmen sofort – und die
       Mitarbeiter müssen nicht wie in Deutschland in Kurzarbeit“, sagt
       Nürnberger.
       
       11 Jun 2020
       
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