# taz.de -- Stellenabbau bei Lufthansa: Coronakrise ausgenutzt
       
       > Das Management der Lufthansa schafft sich mit dem angedrohten
       > Stellenabbau neue Verhandlungsmasse. Die Gewerkschaften sollten darauf
       > nicht reinfallen.
       
 (IMG) Bild: In der Luftfahrt ist Klima- und Beschäftigungsschutz nur mit Mühe unter einen Hut zu bringen
       
       Jetzt ist passiert, was nach der [1][milliardenschweren Staatshilfe ohne
       Auflagen] für die Lufthansa absehbar war: Das Management schüchtert die
       Beschäftigten ein. Die Herren schaffen neue Verhandlungsmasse gegenüber den
       ArbeitnehmervertreterInnen, indem sie plötzlich statt von 10.000 von 22.000
       Stellen sprechen, die über die akute Krise hinaus bedroht sind. So kriegt
       man auch knallharte VerhandlerInnen klein, wie das Angebot der
       Pilotenvereinigung Cockpit zeigt, auf 45 Prozent des Gehalts zu verzichten.
       
       Hoffentlich lassen sich die Gewerkschaften Verdi und Ufo nicht auf so etwas
       ein. Ihre Mitglieder verdienen sehr viel weniger als die PilotInnen. Selten
       hat es Beschäftigten etwas gebracht, auf Lohn zu verzichten. Denn das ist
       meistens nicht der entscheidende Faktor, ob ein Unternehmen eine Krise
       übersteht. Entscheidend dafür ist, ob das Geschäftsmodell taugt.
       
       Die Bundesregierung hätte den Beschäftigten die Drohkulisse ersparen
       können, wenn sie der Lufthansa klare Auflagen zur Beschäftigungssicherung
       gemacht hätte. Und die hätte es ebenfalls zum Klimaschutz geben müssen –
       auch wenn das zu einem Dilemma führt. Denn [2][Beschäftigungs- und
       Klimaschutz sind in Branchen wie der Luftfahrt nicht das Gleiche]. Jeder
       Mensch, der Angst um seinen Arbeitsplatz hat, verdient Respekt und
       Mitgefühl. Das gilt auch für Wirtschaftszweige, die wie die Luftfahrt aus
       ökologischen Gründen schrumpfen sollten. Arbeitszeitverkürzung kann ein
       gutes Instrument sein, um für Beschäftigte den Wandel annehmbar zu machen –
       wenn es nicht zu Mini-Löhnen führt.
       
       Damit der ökologische Wandel der Wirtschaft gelingen kann, ist
       entscheidend, den Menschen die Angst zu nehmen, zu den VerliererInnen
       dieser Veränderung zu gehören. Dazu ist vor allem eins wichtig: die soziale
       Absicherung jeder und jedes Einzelnen. Wer fürchten muss, nach einer kurzen
       Zeit der Arbeitslosigkeit in die Hartz-IV-Mühle zu geraten und zu verarmen,
       der ist wenig veränderungsbereit. Ein [3][bedingungsloses Grundeinkommen]
       in angemessener Höhe wäre der richtige Weg, um diese Furcht zu bannen.
       
       11 Jun 2020
       
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 (DIR) Anja Krüger
       
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