# taz.de -- Pro und contra Urlaub im Ausland: Endlich wieder auswärts urlauben?
       
       > Außenminister Maas spricht vom kontrollierten Wiedereinstieg in den
       > europäischen Tourismus. Sollte man Sommerurlaub in anderen Ländern
       > machen?
       
 (IMG) Bild: Noch sind die Sonnenschirme zu am Adria-Strand
       
       Ja, 
       
       auf den Kanaren oder in Griechenland wird Urlaub auf jeden Fall bald
       wieder möglich sein. Die Einreisebedingungen werden für europäische Länder
       gelockert werden, die Quarantänebestimmungen innerhalb der Europäischen
       Union aufgehoben. Europa handelt und reagiert gemeinsam. Sicherlich auf
       Druck der zehn ausgewiesenen europäischen Urlaubsländer, die am Montag
       konferierten und deren Wirtschaft extrem vom Tourismus abhängig ist. Aber
       immerhin: Wir fühlen uns im gleichen Boot und haben wieder einen
       europäischen Horizont. Statt [1][Eurobonds] stützen dann immerhin deutsche
       Urlauber die darniederliegende Wirtschaft. Und warum auch nicht, wo etwa
       die griechischen Inseln nur wenige Infektionen aufweisen?
       
       Selbst die vom Virus gebeutelten Länder Italien und Spanien werden sich in
       bestimmten, wenig betroffenen Regionen für den [2][Tourismus] öffnen. Es
       ist gut, dass die Bundesregierung die Reisewarnungen weltweit bis zum 15.
       Juni aufheben und durch Reisehinweise ersetzen will. Das hat
       versicherungstechnische Konsequenzen und überlässt die Entscheidung den
       Urlaubern. Wobei die Auflagen für Hotels, Restaurants und Events bestehen
       bleiben.
       
       Sicher gibt es viele lohnende Ziele in Deutschland zwischen Alpen und
       Nordsee. Sogar Mecklenburg-Vorpommern freut sich wieder auf Urlauber aus
       anderen Bundesländern. Doch andere Strände sind auch schön, das Wetter
       besser, das Essen aufregender, die Menschen vielfältiger.
       
       Nach Kroatien können wir Mitteleuropäer auch mit dem Zug fahren. Auf die
       Balearen, die viele bereits gebucht haben, ist dies aufwendiger.
       Billigflieger wie Ryanair warten nur auf die Starterlaubnis. Man kann dies
       aus Klimagründen verdammen – oder akzeptieren, dass sich die
       Urlaubskarawane mit ihrem ganzen Gefolge nicht so leicht umlenken lässt.
       
       Das Virus wird keine neue Reisekultur bringen, unser ressourcenfressender
       Lebensstil wird sich nicht so schnell ändern. Vor vollgestopften Stränden
       an der Adria können wir uns selber schützen, indem wir uns dem Herdentrieb
       verweigern. Indem wir qualitativer und umweltfreundlicher reisen, weniger
       und dafür bewusster. Und ansonsten die Pandemie-Ratschläge der Experten
       befolgen und Usedom entlasten.
       
       Edith Kresta 
       
       Nein, 
       
       am besten badet man diese Sommersaison in einem See im Landkreis. In einer
       Badeanstalt im Stadtbezirk. [3][An der Nordsee]. An der Ostsee. Zumindest
       nicht so weit weg von zu Hause. Vergessen Sie in diesem Jahr bitte den
       Urlaub auf Sizilien, Kreta, den Färöer oder am Gardasee. Viele klassische
       Urlaubsziele erreicht man nur mit dem Flugzeug, der Bahn, dem Auto, dem
       Bus. Das könnte zurzeit gefährlich sein. Denn außer im eigenen Auto, das
       bei längeren Fahrten wiederum viel CO2 ausstößt, setzt man sich und seine
       Familie im Flieger und in den anderen Transportmitteln der Infektionsgefahr
       aus.
       
       Zwar beschwören Fluggesellschaften, dass die Luft im Flieger durch
       sogenannte Hepa-Filter (High Efficiency Particulate Absorbation) so sauber
       sei wie in einem OP-Saal. Weil nahezu alle gefährlichen Partikel aus der
       Kabine herausgefiltert würden und so eine Übertragung des Coronavirus durch
       die Aircondition weitgehend ausgeschlossen sei. Auch verlaufe die
       Luftzirkulation von oben nach unten, was die Viren auf den Boden drücke.
       Schon möglich. Aber sicher weiß das niemand.
       
       Und da sind zudem die anderen Reisenden, der nicht in jedem Fall gesicherte
       Abstand beim Ein- und Aussteigen, der unvermeidlich engere Kontakt mit dem
       Personal. Dabei können selbst mit Maske und Sicherheitsabstand kleinste
       Tröpfchen übertragen werden. Längst bekannt ist, dass Flächen, die man
       zwangsläufig berührt – Türgriffe, Tische, Armlehnen – Horte für Keime,
       Viren, Bakterien sind. Und was, wenn Tourist*innen im Ausland erkranken?
       Dann belasten sie die Gesundheitssysteme anderer Länder zusätzlich,
       schlimmstenfalls jene, die bereits kollabiert sind.
       
       In diesem Jahr spricht einfach alles für den Urlaub im eigenen Land,
       zumindest dafür, keine weiten Reisen zu machen. Wer keine Datsche hat, auf
       die er oder sie sich zurückziehen kann, keine Freunde auf dem Bauernhof und
       auch keine Eltern mit Haus am See, dem oder der seien Tagesausflüge,
       Radtouren, Kurztrips in die Umgebung empfohlen. Eine größere, weitere Reise
       ist ohnehin viel entspannter, wenn man angstfrei in den Zug und ins
       Flugzeug steigen kann. Und so weit ist es eben noch nicht.
       
       Simone Schmollack
       
       19 May 2020
       
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