# taz.de -- Gedenken an George Floyd: Der Kniefall der Stars
       
       > FC Liverpool, Taylor Swift, Facebook: Der Protest gegen Polizeigewalt in
       > den USA führt zu ungewohnten Bündnissen.
       
 (IMG) Bild: Fußballer des FC Liverpool üben den Kniefall
       
       Berlin taz | Am Montag fällt der FC Liverpool auf die Knie. Während des
       Trainings im Stadion stellen sich die Spieler am Anstoßkreis auf und
       gedenken [1][des getöteten George Floyd]. „Einigkeit in Stärke“, schreiben
       einige von ihnen wenig später unter die Fotos der Aktion auf ihren
       Social-Media-Kanälen.
       
       Die Fußballer sind Teil einer weltweiten Solidaritätsbewegung, die sich
       gegen Polizeigewalt wendet und gegen den Rassismus, der den Schwarzen
       US-Amerikaner George Floyd tötete und in den USA seit Tagen [2][für wütende
       Proteste und massive Kritik an Präsident Trump] führt. Auch in Deutschland
       gab es Protest und Soliaktionen von Spitzensportlern: [3][Jadon Sancho] und
       Achraf Hakimi von Borussia Dortmund ebenso wie Weston McKennie vom FC
       Schalke 04.
       
       In den USA hat die Musikindustrie sogar unter dem Hashtag
       #TheShowMustBePaused dazu aufgerufen, am Dienstag auf Show – und Umsatz –
       zu verzichten. Stattdessen soll der [4][Blackout Tuesday] die Menschen zum
       Innehalten bewegen, Aktivist*innen sollen Kräfte und Mitstreiter*innen
       bündeln. Ein Tag, um darüber zu reflektieren, „was getan werden muss, damit
       wir kollektiv die Schwarze Gemeinschaft unterstützen können“, erklären die
       Initiatorinnen Jamila Thomas und Brianna Agyemang auf der Website.
       
       Andere Künstler*innen wie [5][Beyoncé] haben schon Tage zuvor über
       Polizeigewalt gesprochen und weitere Anklagen gegen die Polizisten
       gefordert, auf Instagram sollen Beyoncé-Fans die Petition „Justice for
       George Floyd“ unterschreiben. Das Video wurde allein bis Dienstagmittag
       fast 8 Millionen Mal abgespielt und bekam 2,5 Millionen Likes. Getoppt wird
       es von der Sängerin Billie Eilish.
       
       ## Kampf auch gegen Diskreditierung
       
       [6][Sechs Millionen Likes] kommen auf ihren Beitrag auf Instagram, in dem
       sie erklärt, was an der Äußerung „All Lives Matter“ falsch ist, die
       besonders in der Woche seit George Floyds Tötung wieder von viel zu vielen
       weißen Menschen genutzt wird, um die „Black Lives Matter“-Bewegung zu
       diskreditieren und sich selbst als [7][weiße Menschen zu Opfern
       antirassistischer Bestrebungen] zu stilisieren. „Wenn ich eine einzige
       weitere weiße Person sagen höre ‚all lives matter‘, ein einziges verficktes
       weiteres Mal, dann verliere ich den Verstand. Es geht hier nicht um dich.
       Du bist nicht in Gefahr.“
       
       Manche, wie die US-Popikone Taylor Swift, [8][attackieren auch Präsident
       Donald Trump]: „Nachdem Sie während Ihrer gesamten Präsidentschaft das
       Feuer der White Supremacy und des Rassismus immer wieder angefacht haben,
       haben Sie den Nerv, moralische Überlegenheit vorzutäuschen und danach mit
       Gewalt zu drohen? ‚Wenn die Plünderungen beginnen, beginnen die Schüsse‘?
       Wir werden sie im November abwählen.“
       
       Der Dienstag auf Twitter und Facebook ist geprägt von schwarzen Quadraten,
       die Menschen als Fotos nutzen. Es ist #BlackOutTuesday. Viele weiße User
       halten sich zurück, damit die Feeds gefüllt sind von Worten Schwarzer
       Nutzer*innen.
       
       ## Von Amsterdam bis Idlib
       
       Diese Protest- und Solidaritätsbekundungen strahlen über die USA hinaus. Am
       Wochenende stehen Tausende vor der US-Botschaft in Berlin. In London
       versammelten sich Demonstrierende auf dem Trafalgar Square. In Paris kamen
       sie am Montag zusammen – trotz Angst vor Corona. In Amsterdam
       demonstrierten am Montag 10.000 Menschen gegen rassistische Polizeigewalt –
       gemeinsam mit ihrer Bürgermeisterin Femke Halsema.
       
       Prompt wurde Halsema von rechten Politiker*innen kritisiert, die
       Abstandsregeln seien nicht eingehalten worden, die Polizei hätte
       einschreiten müssen – bei einer Demo gegen Polizeigewalt.
       
       Bis nach Idlib in Nordsyrien reicht die Solidarisierung mit George Floyd
       und all jenen Menschen, die zum Opfer rassistischer Gewalt gemacht werden.
       „Nein zu Rassismus“ steht über einem Graffito-Porträt Floyds, neben seinem
       Gesicht ein Bild des Polizisten, wie er sich auf Floyds Hals kniet und ihn
       tötet. „Wir halten es für unsere Pflicht, uns mit den humanitären Anliegen
       der Welt solidarisch zu zeigen“, erklärt Asis al-Asmar, einer der
       Graffiti-Künstler der Deutschen Presseagentur. „Wir sind Anwälte des
       Friedens und der Freiheit.“
       
       Natürlich ist auch die Wortschaft dabei. Nike änderte am Freitag kurzerhand
       den Slogan „Just Do It“ in einem Online-Video. „For once, don’t do it“
       heißt es nun. „Tue nicht so, als gäbe es kein Problem in Amerika. Ignoriere
       Rassismus nicht. Lehn dich nicht zurück und sei nicht still.“ Vielleicht
       ist das nur PR. Aber auch die kann nutzen.
       
       Und Facebook tut, als hätte es ein Rückgrat gefunden: „Wir stehen an der
       Seite der ‚Black Community‘“, schreibt Marc Zuckerberg selbst in einem
       Beitrag. Zehn Millionen US-Dollar will Facebook nun solchen Gruppen
       spenden, die sich gegen „rassistische Ungerechtigkeit“ einsetzen. Der
       Konzern muss mehr tun, erkennt auch Zuckerberg. „Geld allein kann das nicht
       reparieren.“ Beiträge von Trump zu zensieren oder als gewaltverherrlichend
       zu markieren, wie es Twitter getan hat, das wird Facebook jedoch nicht.
       
       3 Jun 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Rassistische-Polizeigewalt-in-den-USA/!5688834
 (DIR) [2] /US-Proteste-gegen-rassistische-Gewalt/!5686120
 (DIR) [3] /Statement-gegen-Rassismus-im-Fussball/!5686200
 (DIR) [4] https://www.theshowmustbepaused.com/
 (DIR) [5] https://www.instagram.com/p/CAy-W0cAvWV/?utm_source=ig_embed
 (DIR) [6] https://www.instagram.com/p/CAzwncfFm7G/
 (DIR) [7] /Rassismus-in-Deutschland/!5686167
 (DIR) [8] https://twitter.com/taylorswift13/status/1266392274549776387?ref_src=twsrc%5Etfw%7Ctwcamp%5Etweetembed&ref_url=https%3A%2F%2Fwww.abendzeitung-muenchen.de%2Finhalt.nach-dem-tod-von-george-floyd-taylor-swift-greift-donald-trump-via-twitter-an.35126833-dc26-42e6-b31c-7dcf0da7fd93.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Johannes Drosdowski
       
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