# taz.de -- Zögern der Bundesregierung: Keine Einigung beim Wasserstoff
       
       > Die Bundesregierung verschiebt ihre angekündigte Wasserstoff-Strategie
       > abermals. Ein Streitpunkt ist, wie viel in Deutschland produziert werden
       > soll.
       
 (IMG) Bild: Mit dem Strom, den Windräder im Meer erzeugen, soll künftig Wasserstoff produziert werden
       
       Wasserstoff gilt als [1][Energieträger der Zukunft], zum Speichern von
       Ökostrom ebenso wie als Grundstoff für Industrieprozesse und Kraftstoff für
       Verkehrsmittel, die nicht direkt mit Strom angetrieben werden können.
       Deshalb wollte die Bundesregierung eigentlich schon im Dezember eine
       „Nationale Wasserstoffstrategie“ vorlegen.
       
       Nachdem über das zentrale Projekt lange gestritten wurde, sollte es an
       diesem Mittwoch endlich vom Kabinett verabschiedet werden. Doch daraus wird
       auch diesmal nichts: Wie Forschungsministerin Anja Karliczek (CDU) am
       Dienstag mitteilte, wird die Strategie abermals verschoben. Grund seien
       „unterschiedliche Vorstellungen zu den Ambitionen“, sagte Karliczek.
       
       Denn während Einigkeit darüber besteht, dass es im Jahr 2030 einen
       Wasserstoffbedarf mit einem Energiegehalt von etwa 100 Terawattstunden
       gibt, ist innerhalb der Regierung strittig, wie viel davon in Deutschland
       aus Ökostrom erzeugt werden soll. Das Forschungsministerium fordert eine
       Kapazität von 10 Gigawatt, womit knapp 30 Prozent des Bedarfs erzeugt
       werden könnte. Für dieses Ziel hat sich auch der SPD-Fraktionsvorstand
       ausgesprochen.
       
       Das Wirtschaftsministerium hält hingegen nur 5 Gigawatt für realistisch.
       Experten des Ministeriums hätten errechnet, dass es bei 10 Gigawatt
       Erzeugungsleistung für Wasserstoff-Elektrolyse nicht genug Ökostrom gibt,
       um damit bis 2030 wie geplant [2][65 Prozent des Stromverbrauchs decken zu
       können], heißt es aus dem Haus von Peter Altmaier (CDU). Für beide Ziele
       zusammen sei nicht genug Fläche vorhanden.
       
       In einem Entwurf der Strategie, der der taz vorliegt, ist angedeutet, wie
       ein Kompromiss in dieser Frage aussehen könnte: Dort wird „deutscher“
       Wasserstoff unterteilt in solchen, der in Deutschland produziert wird, und
       solchen, der von Deutschland produziert wird – etwa aus dem Strom von
       Windrädern auf Flächen in der Nord- und Ostsee, die zum Hoheitsgebiet
       anderer Länder gehören, in dem aber mit finanzieller Förderung aus
       Deutschland Wasserstoff für Deutschland hergestellt würde.
       
       Ebenfalls strittig ist die politische Verantwortung für die Umsetzung der
       Wasserstoff-Strategie: Das Forschungsministerium würde dies gern einen im
       eigenen Haus angesiedelten Innovationskoordinator übertragen, andere
       Ressorts lehnen das jedoch offenbar ab.
       
       27 May 2020
       
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