# taz.de -- Bundesrat vor Beschluss zu Motorradlärm: Länder für bessere Knatterbremse
       
       > Die Grenzwerte für neue Motorradtypen müssen bei allen Geschwindigkeiten
       > gelten, fordern Umweltschützer. Der Bundesrat will den Vorstoß
       > übernehmen.
       
 (IMG) Bild: Die Maschinen und ihre Fahrer sind aus dem Winterschlaf erwacht – und viele nervt das gewaltig
       
       Berlin taz | Neue Motorradmodelle sollen die Lärmgrenzwerte immer einhalten
       – nicht nur unter den Bedingungen der Zulassungstests. Diese Forderung von
       Umweltschützern haben nun alle zuständigen Ausschüsse des Bundesrats in
       einem Entwurf für eine Entschließung über [1][Motorradlärm] übernommen.
       Deren erste Fassung hatte das schwarz-gelb regierte Nordrhein-Westfalen
       eingebracht.
       
       In der auf Antrag Baden-Württembergs verschärften abgestimmten Version
       heißt es, das Geräuschlimit sei künftig „über alle Betriebszustände
       einzuhalten“. Dafür solle sich die Bundesregierung bei der EU und der
       UN-Wirtschaftskommission für Europa einsetzen. Wahrscheinlich wird das
       Plenum des Bundesrats das Papier an diesem Freitag annehmen.
       
       Umfragen zufolge fühlen sich etwa drei Viertel der Bevölkerung durch
       Straßenverkehrslärm gestört oder belästigt, also in der Lebensqualität
       eingeschränkt. Die [2][Karte der taz] mit Protesten gegen Lärm von
       Motorrädern und unnötig lauten Autos in Deutschland enthält bereits etwa
       300 Orte. Dabei können chronische Lärmbelastungen
       Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfälle verursachen, warnt das
       bundeseigene Robert-Koch-Institut.
       
       Dennoch bauen BMW und andere Konzerne Motorräder oder Autos so, dass sie
       lauter sind als zum Fahren nötig. Der Grund: Gerade männliche Kunden
       bevorzugen es, wenn die Fahrzeuge einen kräftigen „Sound“ haben. Legal ist
       das, weil der Schallpegel für die Zulassung nur in „zahmen“ Situationen wie
       bei niedrigen Drehzahlen und Geschwindigkeiten von 50 Kilometern pro Stunde
       gemessen wird.
       
       Das soll sich nach dem Willen der meisten Bundesländer ändern. „Ziel ist
       es, die Prüfvorschriften so zu gestalten, dass die Fahrzeuge nicht nur bei
       der Typprüfung, sondern auch im realen Fahrgeschehen leiser werden (Real
       Driving Sound Emissions)“, schreibt der Verkehrsausschuss der Länderkammer
       zu der [3][geplanten Entschließung].
       
       „Der Bundesrat fordert die Bundesregierung auf, Motorsteuerungen an
       Motorrädern zu verbieten, die individuell vom Fahrer einstellbare
       Soundkulissen (’Sound-Design') ermöglichen“, verlangen die Länder weiter.
       Denn die Hersteller bauten diese Vorrichtungen teilweise ab Werk ein,
       sodass die Fahrzeuge auf der Straße lauter sein können als bei der
       Typgenehmigung. Zudem verlangt der Entwurf, Geschwindigkeitsbeschränkungen
       und Streckensperrungen an Sonn- und Feiertagen aus Gründen des Lärmschutzes
       zu ermöglichen. Bisher sind solche Maßnahmen nur erlaubt, um zum Beispiel
       Unfälle zu verhindern.
       
       Sowohl Jan Gebhardt, Verkehrslärmexperte des Umweltbundesamts, als auch
       Holger Siegel, Sprecher des Arbeitskreises Motorradlärm beim Bund für
       Umwelt und Naturschutz Deutschland, begrüßten die Vorlage als „Schritt in
       die richtige Richtung“. „Bis das Gesetzeskraft erlangt, ist es aber noch
       ein sehr weiter Weg“, sagte Gebhardt der taz. Siegel wies darauf hin, dass
       die geforderte Reform der Zulassungsregeln nicht für bereits genehmigte
       Modelle gelten würde. Zu laute alte Motorräder könne man von der Straße
       holen, indem die Behörden zum Beispiel Auspuffklappen, die den Lärm nur
       unter Prüfbedingungen reduzieren, als illegale Abschalteinrichtungen
       einstufen. Der Industrie-Verband Motorrad Deutschland ließ eine Bitte der
       taz um Stellungnahme bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
       
       Kennen Sie Orte, wo es Proteste gegen unnötigen Motorrad- und Autolärm
       gibt, die auf unserer Karte fehlen? Dann schicken Sie bitte Ort, Straße,
       Postleitzahl und Quelle (zum Beispiel Link zu einem Medienartikel) an
       kfzlaerm@taz.de
       
       14 May 2020
       
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