# taz.de -- Kindesmissbrauch in Armenien: Gegen die Ewiggestrigen
       
       > Sieg über erzkonservative Kräfte: Armenien hat endlich eine Konvention
       > zum Schutz von Kindern unterzeichnet.
       
 (IMG) Bild: Die Bevölkerung in Armenien wünscht politische Veränderung. Nikol Pashinjan im Februar
       
       Na bitte, geht doch! Endlich hat auch das armenische Parlament die
       Europaratskonvention zum Schutz von Kindern vor sexuellem Missbrauch
       ratifiziert. Das alles passierte ohne längere Debatten und im
       Schnelldurchgang. Doch diesen Kollateralschaden für die demokratische
       Debattenkultur gilt es angesichts des positiven Ergebnisses in Kauf zu
       nehmen.
       
       Denn diese Abstimmung ist ein bedeutsamer Sieg über die erzkonservativen
       Kräfte in der Südkaukasusrepublik. Und der ist seit Langem überfällig. Vor
       allem die [1][orthodoxe Kirche] und selbst ernannte Verteidiger sogenannter
       traditioneller Familienwerte sind es, die immer noch mehr oder weniger
       erfolgreich versuchen, jeden gesellschaftlichen Fortschritt zu blockieren.
       Hauptsache, das äußere Bild stimmt und das Patriarchiat wird nicht
       angetastet. Sollte das einige Opfer mit sich bringen – ob nun unter
       [2][LGBT-Menschen], Frauen oder Kindern – sei’s drum.
       
       Doch offensichtlich dämmert es der Regierung unter Nikol Paschinjan (vor
       immerhin zwei Jahren durch die Samtene Revolution an die Macht gekommen),
       dass akuter Handlungsbedarf besteht. Nicht nur aufgeklärte Teile der
       armenischen Zivilgesellschaft fordern immer lauter Veränderungen. Auch die
       Annäherung an Europa – ebenfalls ein erklärtes Ziel von Paschinjan – wird
       nur durch weitere Unnachgiebigkeit gegenüber den Ewiggestrigen befördert
       werden.
       
       Die Ratifizierung birgt noch eine weitere Chance: Vielleicht erhält jetzt
       auch die Istanbuler Konvention zum Kampf gegen [3][häusliche Gewalt] den
       Ritterschlag im Parlament. Das wäre bitter nötig. Die entsprechenden Daten
       in Armenien sind bereits seit Langem alarmierend. Es zeichnet sich jedoch
       schon jetzt ab, dass in der Coronapandemie die Zahl der Männer, die sich in
       den eigenen vier Wänden austoben, weiter zunimmt. Zugegeben: Schön wird
       dieser Kampf, wie die Vergangenheit gezeigt hat, nicht. Doch Paschinjan und
       seine Gefolgsleute sollten ihn aufnehmen – und zwar jetzt!
       
       14 May 2020
       
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 (DIR) Barbara Oertel
       
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