# taz.de -- Urlaub in NRW – oder zum Markusplatz?: Kurzarbeit und Försterlatein
       
       > Schwieriger Ausflug in den Zoo, coronierende Arbeitgeber, der ewige Horst
       > Seehofer und das Masken-Sondermodell „Watzke“.
       
 (IMG) Bild: Bekommt wieder Besuch: Affe im Berliner Zoo. Aber bitte Obacht!
       
       taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche? 
       
       Friedrich Küppersbusch: Endlich wieder Stau vorm Leverkusener Kreuz.
       
       Und was wird in dieser besser? 
       
       Tag der Befreiung und Muttertag – durchfeiern.
       
       Spielplätze und Zoos dürfen in Deutschland wieder öffnen. Auf welches Tier
       freuen Sie sich am meisten? 
       
       Abwarten, ob die Tiere uns sehen wollen. Affen können Aids, Zecken
       Hirnhautentzündung, Füchse Tollwut übertragen, und die Fledermäuse scheinen
       ein größeres Thema mit uns zu haben: Sars, Mers und womöglich Covid. Der
       WWF schlägt eine Brücke von Landraub und Artensterben zu Corona. Wenn
       Menschen Tieren auf die Pelle rücken, sagen deren Bewohner: Och, probieren
       wir doch mal den aufdringlichen Zweibeiner aus. „Zoonose“ heißt das auf
       Försterlatein und klingt schon ein bisschen umsatzhemmend für Tiergärten.
       
       Für mehr als zehn Millionen Menschen wurde in Deutschland Kurzarbeit
       beantragt. Für Arbeitgeber scheint das Modell aufzugehen – und für die
       Arbeitnehmer? 
       
       Mitarbeiter müssen sich schriftlich einverstanden erklären, oder es stand
       eh im Arbeitsvertrag, oder es gibt eine Betriebsvereinbarung. Sie bekommen
       so viel Lohn, wie sie arbeiten, das Arbeitsamt legt 60, mit Kindern 67
       Prozent des fehlenden Lohns drauf. Nach einer Böckler-Studie knausert
       Deutschland damit am Ende der Skala – die Niederlande, Norwegen, Irland
       oder Dänemark schicken Kurzarbeiter mit 100 Prozent Gehalt nach Hause. Was
       Arbeitsminister Heil an Verbesserungen angekündigt hat, ist also schon
       wieder kein sozialistischer Irrsinn, sondern europäische Harmonisierung.
       Und noch ist es Gratisgroßmut: In den 10 Millionen angemeldeten Fällen
       steckt jede Menge Vorrat. Nie war es leichter, Kurzarbeit anzumelden –
       viele Unternehmen coronieren sich Spielraum vom Amt und gucken dann, ob sie
       es auch wirklich brauchen.
       
       Laschet, Söder, Kretschmann: Sie alle streiten lauthals über den richtigen
       Weg in der Krise. Doch um einen ist es in den vergangenen Wochen verdächtig
       ruhig geworden: Horst Seehofer. [1][Wo ist der geblieben?] 
       
       The hottest Hotte in town volkstümelt in der Bild am Sonntag ein bisschen
       über den Wiederbeginn der Bundesliga („Ja!“) und Reisen nach Österreich
       („Obacht!“). Während man mit Grünen und FDP noch allzeit nörgelbereit
       fragt, was der Highmatminister zur Lage der Heimat unternimmt, hat er schon
       hinterrücks eingelocht: Lascher als Laschet geht nicht, spröder als Söder
       wäre unpopulär. Beide manövrieren Richtung Kanzlerkandidatur, und da ist
       Seehofers Priorität klar: Kanzlern soll, wer einen Innenminister Seehofer
       erträgt. „Wir können froh sein, dass wir in dieser Situation eine solche
       Kanzlerin an der Spitze unseres Landes haben“, kotaut das eisige Herz des
       Hünen. Dann lobt er noch ihre „strategische Führung“ und hat auch von
       Gerüchten um eine weitere Amtszeit Merkels gehört. Fazit: Corona ist echt
       wichtig, aber Horst klärt erst mal, was mit Horst wird.
       
       Es bleibt unsicher, ob die Deutschen in diesem Jahr ihren Sommerurlaub im
       Ausland verbringen können. Markus Söder warb diese Woche deshalb für Bayern
       als Urlaubsort, Angela Merkel betonte die Schönheit des Nordens. Ihr
       Reisetipp für dieses Jahr? 
       
       Merkel und Söder hielten Spaßkämpfchen bei einer Pressekonferenz, Tenor:
       Nach NRW ins Laschetland will bestimmt niemand. „Witzchen über eine
       sterbende Branche und geplatzte Pläne von Millionen“, schimpfen
       Reisebürokraten darauf. In der Union verdichten sich die Zeichen – dieses
       Jahr geht’s zum Markusplatz.
       
       Bundesbildungsministerin Anja Karliczek startet ein Darlehensprogramm für
       Studierende, die durch die Coronakrise in finanzieller Not sind. Heißt
       aber, nach der Krise muss das vollständig zurückgezahlt werden. Dann doch
       lieber Bafög für alle? 
       
       Wirtschaftsminister Altmaier nutzte die Coronakrise, sich aus dem Gerede um
       seinen baldigen Rauswurf herauszumanagen. Karliczek versucht’s mal
       andersrum.
       
       Die ganz großen Krawalle [2][blieben beim diesjährigen 1. Mai aus]. Wie
       haben Sie den Tag der Arbeit verbracht? 
       
       Quo vadis, Fernsehkritik? Der Angriff einer Humorlosentaliban auf ein Team
       der „heute show“ mag links, rechts oder komplett unterm Aluhut vorgetragen
       worden sein. Über die inhaltliche Güte der Maikrawalle in Berlin sagt es
       genug aus – dass man die Meldung sofort glaubt.
       
       Und was machen die Borussen? 
       
       Die Auslieferung der stylischen BVB-Atemschutzmaske (Baumwolle, 4,99 €) hat
       sich etwas hingezogen. Noch fehlt das Sondermodell „Watzke“, schalldicht.
       
       3 May 2020
       
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