# taz.de -- Wahlen in Südkorea: Vorbild für die USA
       
       > Der Sieger bei den Parteiwahlen in Südkorea ist das Wahlvolk selbst.
       > Trotz Pandemie gingen rund 66 Prozent der WählerInnen zu den Urnen.
       
 (IMG) Bild: Trotz der Pandemie gingen noch nie so viele Wahlberechtigte zur Wahl
       
       Das beeindruckendste Ergebnis der Parlamentswahlen in Südkorea hat weder
       die linksgerichtete Regierungspartei noch die Opposition eingefahren. Der
       wahre [1][Sieger ist das Wahlvolk]: 66,2 Prozent aller Wahlberechtigten
       haben inmitten der Coronavirus-Pandemie ihre Stimme abgegeben. Noch nie
       seit den ersten freien Parlamentswahlen 1992 lag die Wahlbeteiligung im
       ostasiatischen Tigerstaat derart hoch.
       
       Vor allem die USA sollten zu ihrem Verbündeten aufschauen, schließlich
       stehen dort richtungsweisende Präsidentschaftswahlen an. Angesichts des
       [2][katastrophalen Managements der Viruskrise] scheint nur schwer
       vorstellbar, dass die Vereinigten Staaten einen Urnengang ähnlich
       reibungslos und vor allem sicher für die Bevölkerung durchführen können wie
       Südkorea.
       
       „Hätten wir die Wahl verschoben, müssten wir Covid-19 ohne legitime
       Regierung bekämpfen, was weitaus gefährlicher ist als eine mögliche
       Infektion in den Wahlkabinen“, analysierte ein koreanischer
       Politikwissenschaftler auf seinem Twitteraccount – und sprach damit
       offenbar vielen Landsleuten aus der Seele.
       
       Denn die bislang effektivste Lösung gegen Covid-19 ist – bis eine
       flächendeckende Impfung auf dem Markt ist – immer noch eine kompetente
       Staatsführung. Südkorea hat diese zweifelsohne unter Beweis gestellt.
       [3][Das konsequente, doch gleichzeitig besonnene Vorgehen] hat sich nun
       auch im Wahlergebnis widergespiegelt, bei dem die linksgerichtete Regierung
       einen Erdrutschsieg erringen konnte.
       
       Dennoch wird die Zeit nach der Krise für das Land am Han-Fluss keine
       einfache: Die Vision der Annäherung an Nordkorea von Präsident Moon Jae In
       scheint endgültig gescheitert, die geopolitische Lage zwischen China und
       den USA ist zunehmend prekär. Die Strategie von Moon war es, sich zunehmend
       nach Süd- und Südostasien zu orientieren, schließlich ist Südkorea ein
       klassisches Exportland. Doch die Viruskrise könnte auch diese Vision der
       „neuen Südstrategie“ stark gefährden.
       
       17 Apr 2020
       
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 (DIR) Fabian Kretschmer
       
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