# taz.de -- Umsatzeinbußen beim Weser-Kurier: Verhandlungen über Kurzarbeit
       
       > Die Corona-Krise bedeutet einen Rückgang der Zeitungs-Werbung um rund
       > zwei Drittel. Und auch abgesehen davon hat der Weser-Kurier
       > Umsatzprobleme.
       
 (IMG) Bild: Wird immer weniger verkauft: Bedrucktes Zeitungspapier, hier in einer Maschine in München
       
       Bremen taz | Der Weser-Kurier (WK) berichtet über die Kurzarbeits-Pläne
       großer Bremer Unternehmen wie Daimler und Airbus. Großes Stillschweigen
       herrscht aber über die eigenen Pläne. Dabei ist klar: Wenn die
       Anzeigenumsätze in der Branche um zwei Drittel zurückgehen, dann wird das
       auch beim WK nicht ohne Einschränkungen abgehen.
       
       „Wir sind in Gesprächen“, mehr sagt Vorstand David Koopmann bisher nicht
       zum Thema Kurzarbeit. Der Weser Report zum Beispiel hat seine
       Mittwochsausgabe für zunächst vier Wochen ausgesetzt, die Oldenburger
       Sonntagszeitung der Nordwest-Zeitung ebenso. Für den Weser-Kurier-Verlag
       „Bremer Tageszeitungen-AG“ (BTAG) wird ab 1. April mit Kurzarbeit
       gerechnet.
       
       Die Corona-Krise kommt für die BTAG genauso zum falschen Zeitpunkt wie für
       andere Unternehmen. Denn eigentlich war das Ziel, im Jahre 2021 nach
       jahrelangen Verlusten erstmals wieder in die Gewinnzone zu kommen. Kürzlich
       ist die Bilanz der AG für 2018 veröffentlicht worden. 13,7 Millionen
       Verlust stehen da unterm Strich, 2017 waren es „nur“ 5,2 bei einem
       Gesamtumsatz von rund 77 Millionen. Der Verlag musste 2018 sinkende
       Anzeigenerlöse von 9,2 Prozent melden, das Beilagengeschäft ging um 10,6
       Prozent zurück. Die Onlineerlöse stiegen, aber das sind vergleichsweise
       kleine Summen.
       
       Der einzige Lichtblick in der Bilanz geht auf die Preiserhöhung bei den
       Abos zurück – trotz Sinken der verkauften Auflage: „Die verkaufte Auflage
       aller deutschen Tageszeitungen sank gegenüber 2017 um 3,9 Prozent, die
       Weser-Kurier-Gesamtausgabe schnitt hier mit 4,36 Prozent etwas schlechter
       ab.“
       
       Für das erhebliche Defizit 2018 werden besondere Gründe angeführt:
       „Vorsorgen im Rahmen diverser Rechtsstreitigkeiten“ schlagen mit 1,6
       Millionen Euro zu Buche, das geht offenbar um viele verlorene
       Arbeitsgerichtsverfahren und den Streit mit dem Weser Report um die
       überhöhte Darstellung der Beilagen-Mengen. Die Kosten für die Austräger
       sind – ungeplant – gestiegen, Grund dafür ist der Mindestlohn.
       
       Daneben werden „Sondereffekte aus der Digitalisierungsstrategie“ mit zirka
       3,7 Millionen Euro beziffert. Der Verlag hatte sich an
       Start-up-Gesellschaften wie der Göttinger „my-xplace“ und der Berliner
       „LocaFox“ beteiligt, die den Aufbau eines lokalen Amazon-Portals
       versprachen und beide floppten. Gefloppt ist auch die Werder-App, dazu
       meldet die Bilanz etwas verquast „außerplanmäßige Wertberichtigungen von
       1,6 Millionen Euro auf die „Mein Werder“-App im Rahmen der Veränderung der
       Digitalisierungsstrategie“.
       
       In der Bilanz 2019 wird dieses Stichwort wieder auftauchen. Für 2019
       versprach die Geschäftsführung „erste kleinere positive Effekte“, aber nur
       bei einer „entschlossenen Konsolidierung“. Dazu sollte ein „Relaunch von
       weser-kurier.de“ gehören, um die digitale Vermarktung zu verbessern. „Aus
       dem Internetauftritt soll in 2020 ein umfassendes digitales Nachrichten-
       und Serviceportal für die gesamte Region“ werden. Die Druckkosten sollen
       gesenkt werden – dieser Punkt ist beschlossen, zum 1. Dezember wird der WK
       in Delmenhorst gedruckt, etwa 130 Bremer Druckerei-Mitarbeiter verlieren
       ihre Jobs.
       
       Um das Ziel – „ein ausgeglichenes Betriebsergebnis in 2021“ – zu erreichen,
       so die Schlussfolgerung des Vorstands aus der Bilanz 2018, sei „die
       siebentägige Erscheinungsweise auf den Prüfstand zu stellen“. Der WK sei
       die einzige Zeitung deutschlandweit, die sieben Ausgaben habe, erklärt dazu
       Vorstand Koopmann. Was das „auf den Prüfstand stellen“ ergibt, sei aber
       noch offen. Früher waren Vorschläge, den Kurier am Sonntag zugunsten eines
       Anzeigenblattes einzustellen, vom Verlag abgelehnt worden.
       
       Die Verluste der BTAG werden bisher von der Muttergesellschaft, der
       „Hackmack, Meyer KG“ ausgeglichen. Da die ihre Bilanz nicht veröffentlichen
       muss, gibt es seit Jahren Spekulationen über deren Rücklagen. Der
       Betriebsrat hatte früher die wenigstens interne Offenlegung der „Hackmack,
       Meyer“-Bilanz gefordert, weil er den Verdacht hatte, dass da die Gewinne
       des Betriebes versteckt werden.
       
       Derzeit ist die Sorge größer, dass deren Reserven aufgebraucht sein
       könnten. Im Jahr 2018 jedenfalls stehen in der BTAG-Bilanz Forderungen von
       9,7 Millionen Euro an die „Hackmack, Meyer KG“: Die Muttergesellschaft
       hatte den Verlustausgleich für 2016 und 2017 noch nicht überwiesen.
       
       30 Mar 2020
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Klaus Wolschner
       
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