# taz.de -- Vizegouverneur von Texas über Coronakrise: Wo Alte sterben sollen
       
       > Großeltern sollten sich opfern, fordert der texanische Vizegouverneur Dan
       > Patrick. Klingt irre, aber die Deutschen sind noch schlimmer.
       
 (IMG) Bild: Ein älterer Herr am To-Go Fenster in Laredo, Texas
       
       „Don’t mess with Texas“, wird der Besucher des US-Bundesstaats auf jedem
       zweiten T-Shirt und Straßenschild herzlich begrüßt. Was wahlweise bedeutet,
       dass man keinen Müll aus dem Auto werfen, nicht ohne Knarre aus dem Haus
       gehen oder bloß nichts Veganes bestellen soll. Oder in der Interpretation
       des texanischen Vizegouverneurs Dan Patrick, dass [1][die Alten besser
       sterben mögen], als dass der Corona-Lockdown die heimische Wirtschaft
       weiter belastet.
       
       Er, Patrick, jedenfalls sei bereit, sein Leben zu geben, wenn dafür diese
       furchtbaren Beschränkungen wieder aufhörten. Schließlich habe er sechs
       Enkel, argumentierte der überzeugte Evangelikale. Das klingt
       nachvollziehbar: Ehe er die fundamentalchristliche Brut länger am Kopf
       haben muss, lässt er sich lieber ans Kreuz nageln. Family values eben.
       
       Patrick will aber den American dream für die Jungen erhalten. Dafür stünden
       er und Hunderte andere Ü-Siebziger frohen Herzens bereit, final abzutreten.
       Weshalb er fordert: „Lasst uns wieder zur Arbeit gehen, lasst uns wieder
       leben.“ Also ausgehen, ins Kino vielleicht. Landesweite Gratisvorstellung
       für Senioren, gegeben wird das Double-Feature „Hunde, wollt ihr ewig
       leben?“ und „Spiel mir das Lied vom Tod“.
       
       Mal wieder typisch „die blöden Amis“? Von wegen. „Geld oder Leben?“, fragt
       die FAZ: [2][„Rechtfertigt der Schutz einer bestimmten Bevölkerungsgruppe,
       erhebliche Teile der Gesellschaft in wirtschaftliche Existenzängste zu
       stürzen?]“ Während deutsche Industrievertreter und Politiker schon fordern,
       über den Exit aus den Corona-Maßnahmen nachzudenken, von denen man bislang
       noch nicht einmal weiß, ob sie ausreichen und Erfolge bringen werden.
       
       ## Neoliberale Verwertungslogik
       
       So ist es halt [3][mit Werten und Menschenrechten im Neoliberalismus]:
       schöne Sache, solange die Rendite stimmt. Wenn nicht, muss man Prioritäten
       setzen. Wie die Bundesligabosse, die als das Virus längst schon da war und
       man aus China gut wusste, was passieren würde, noch Super-Coronapartys
       feiern lassen wollten.
       
       Der 39-jährige Gesundheitsminister Jens Spahn schwurbelt jetzt, dass man,
       damit die Wirtschaft sobald wie möglich wieder anlaufen kann, „die Älteren
       also möglicherweise über mehrere Monate bitten müssen, zu Hause zu
       bleiben“. Vermutlich, bis sie dort endlich verrottet sind.
       
       Dann vielleicht doch lieber Dan Patrick mit seiner texanischen Heldenpose
       beim Ritt in den Sonnenuntergang. Der will wenigstens selbst die
       Konsequenzen tragen.
       
       28 Mar 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.spiegel.de/panorama/coronavirus-texanischer-gouverneur-fordert-grosseltern-auf-fuer-ihre-enkel-zu-sterben-a-5d7724af-e3d8-4ba0-a561-ecb8af0f402d
 (DIR) [2] https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/warum-eine-rezession-schlimmer-sein-kann-als-das-coronavirus-16696572.html
 (DIR) [3] /70-Jahre-Erklaerung-der-Menschenrechte/!5558091/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Heiko Werning
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Texas
 (DIR) USA
 (DIR) IG
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Lesestück Recherche und Reportage
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Schwerpunkt USA unter Donald Trump
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Düstere Szenarien für die USA: Trump nennt dramatische Zahlen
       
       Der US-Präsident geht nicht mehr von einer Normalisierung der Lage bis
       Ostern aus. Er verlängert die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus.
       
 (DIR) Würzburger Seniorenheim ist Hotspot: Die Hälfte ist infiziert
       
       Dennoch wird die Würzburger Einrichtung nicht evakuiert. Stattdessen werden
       Corona-Positive auf eigenen Stationen unter Quarantäne gestellt.
       
 (DIR) Coronaepidemie in Deutschland: Infektionen steigen, Wachstum sinkt
       
       Die jüngsten Zahlen zu den Corona-Infektionen bestätigen, dass das Wachstum
       langsamer wird. Ein Grund zur Entwarnung ist das aber keineswegs.
       
 (DIR) Coronakrise in USA: Patient New York
       
       In New York breitet sich das Coronavirus besonders schnell aus. Doch Tests
       und Beatmungsgeräte fehlen – und Trump will Läden bald wieder öffnen.
       
 (DIR) USA: Zwei Billionen Dollar gegen Corona: Viel Geld, wenig Verständnis
       
       Regierung und Senat einigen sich auf das größte Hilfspaket der
       US-Geschichte. Trump will zu Ostern „die USA wieder aufmachen“. Experten
       widersprechen.
       
 (DIR) US-Gesundheitssystem und Corona: Der Hurrikan
       
       Das auf Profit getrimmte Gesundheitssystem in den USA wird an Corona
       scheitern. Was jetzt zu tun ist.