# taz.de -- Abkommen der USA mit den Taliban: Propaganda für die Heimatfront
       
       > US-Präsident Donald Trump braucht das Abkommen mit den Taliban, damit er
       > einen eigenen außenpolitischen Erfolg vorzeigen kann.
       
 (IMG) Bild: Mullah Abdul Ghani Baradar, Leiter der Delegation der Taliban, und US-Unterhändler Zalmay Khalilzad
       
       „Ihr habt die Uhren, wir haben die Zeit“, lautet ein Taliban-Sprichwort.
       Zwar sollen auch viele ihrer Kämpfer kriegsmüde sein. Doch trifft das
       Sprichwort auch jetzt die Situation. Denn US-Präsident Donald Trump läuft
       die Zeit davon. Er braucht vor der Wahl im November dringend ein Abkommen,
       mit dem er wie versprochen die Zahl der US-Truppen am Hindukusch reduzieren
       und ein Ende des längsten US-Kriegseinsatzes einleiten kann.
       
       Der Präsident, der bisher vor allem dafür stand, Deals seines Vorgängers
       vereitelt zu haben, braucht dringend etwas, was er als eigenen
       außenpolitischen Erfolg vorzeigen kann. Nordkoreas Kim Jong Un hat ihn
       ausmanövriert, nun sollen die Taliban Trump einen gesichtswahrenden Ausweg
       aus dem Dilemma am Hindukusch ermöglichen. Er drängt jetzt sogar auf ein
       baldiges Treffen mit ihnen, natürlich noch vor der Wahl.
       
       Das am Samstag [1][in Doha unterzeichnete Abkommen] enthält so viele
       Ungewissheiten, dass die Chancen seines Scheiterns größer sind als die
       Aussichten auf Erfolg. Trotzdem ist es ein kleiner Hoffnungsschimmer und
       vor allem eine Anerkennung der Realitäten: Die USA und ihre Verbündeten
       können den [2][Krieg gegen die Taliban] nicht gewinnen. Sie ziehen jetzt
       daraus die Konsequenzen und überlassen die zerstrittenen Afghanen wieder
       ihrem Schicksal.
       
       Die größte Schwäche des Abkommens ist, dass es über die Köpfe der
       afghanischen Regierung hinweg beschlossen wurde. Präsident Aschraf Ghani
       hat bereits erklärt, dass über die Freilassung von 5.000 gefangenen Taliban
       seine Regierung entscheide und nicht Washington. Es ist sein wichtigstes
       Pfund in den angestrebten Verhandlungen mit den Taliban, das er sich nicht
       von Trump nehmen lassen will. Momentan hat Afghanistan nicht einmal eine
       funktionierende Regierung. [3][Ghani wurde erst fünf Monate nach der Wahl
       zum Sieger erklärt, aber sein Rivale erkennt das nicht a]n.
       
       Die USA haben eine Vereidigung verhindert, um erst mal den Deal mit den
       Taliban abzuschließen. Die USA und ihre Verbündeten sind in Afghanistan
       nicht nur militärisch gescheitert, sondern auch politisch. Es lässt sich zu
       Recht vieles an dem jetzt geschlossenen Abkommen bemängeln. Allein, es
       fehlte der Wille und trotz Billionen an Dollar vor allem die Fähigkeit zu
       einer besseren Politik.
       
       1 Mar 2020
       
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