# taz.de -- EU-Handel mit Großbritannien: Nebel über dem Kanal
       
       > Die EU stellt Regeln für den Handel mit Großbritannien auf: Kein Dumping
       > von jenseits des Ärmelkanals. Klingt logisch, ist im Detail aber
       > schwierig.
       
 (IMG) Bild: EU-Richtlininen oder britische Richtlinien? Wer bestimmt?
       
       Die Frontlinien sind gezogen, der Kampf kann beginnen. Großbritannien und
       die EU haben ihre Ausgangspositionen für die Aushandlung der zukünftigen
       Beziehungen zwischen der [1][Europäischen Union] und dem
       Nicht-mehr-Mitglied Großbritannien geklärt. Erwartungsgemäß steckt am
       meisten Sprengstoff in der Frage nach der fortdauernden Einhaltung von
       [2][EU-Regeln] durch Großbritannien als Voraussetzung für Freihandel.
       
       Für die EU-Seite ist selbstverständlich: Kein Dumping von jenseits des
       Ärmelkanals. Für die britische Seite ist ebenso selbstverständlich: Keine
       automatische Gültigkeit von EU-Regeln in einem Nicht-EU-Land. Beide
       Positionen sind in sich vollkommen logisch und miteinander vollkommen
       unvereinbar.
       
       Der Teufel steckt, wie immer, im Detail. Während niemand bestreitet, dass
       in die EU importierte Produkte [3][EU-Standards] genügen müssen, ist die
       Forderung, EU-Standards auch darüber hinaus auf die Politik eines
       Drittlands anzuwenden, sehr fragwürdig. Den EU-Verhandlungsrichtlinien
       zufolge sollen EU-Standards künftig den „Referenzpunkt“ darstellen, nicht
       nur im bilateralen Handel, sondern auch insgesamt für „Staatsbeihilfen,
       Wettbewerb, Staatsunternehmen, Sozial- und Arbeitnehmerstandards,
       Umweltstandards, Klimawandel, relevante Steuerangelegenheiten“. Begründet
       wird das mit Großbritanniens „geografischer Nähe“, das Ziel besteht darin,
       „Handelsverzerrungen und unfaire Wettbewerbsvorteile zu verhindern“.
       
       Im Extremfall heißt das: Wenn die EU findet, dass irgendein britisches
       Produkt unter Bedingungen entstanden ist, die der EU nicht gefallen, soll
       es nirgends auf der Welt und auch nicht in Großbritannien selbst angeboten
       werden dürfen. Das imperiale Selbstverständnis darin ist befremdlich – und
       das Potential zum Ausbremsen britischer Konkurrenz beunruhigend. In so
       manchen Bereichen der Umwelttechnologie, der Forschung oder der
       Start-up-Finanzierung ist Großbritannien dem Rest Europas deutlich voraus,
       auf den Finanzmärkten sowieso. Wer garantiert denn, dass die EU immer die
       besten Standards setzt?
       
       26 Feb 2020
       
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