# taz.de -- Spenden für Flüchtlinge in Griechenland: „Wir hören nicht auf“
       
       > Ein Unternehmer aus Bad Freienwalde will Flüchtlingen in Griechenland
       > helfen. Sein Facebook-Aufruf hat eine Welle der Hilfsbereitschaft
       > ausgelöst.
       
 (IMG) Bild: Flüchtlinge auf der Insel Samos im September 2019
       
       taz: Herr Steinert, Sie sammeln gerade Sach- und Geldspenden für ein
       Flüchtlingslager in Samos. Wie kam es dazu? 
       
       Andreas Steinert: Das war eine sehr spontane Entscheidung, als ich am
       Heiligabend einen Fernsehbericht über die Zustände dort gesehen habe. Auf
       Samos war im Herbst bei Unruhen das Hilfsmittellager abgebrannt, daher gibt
       es dort nichts mehr zu verteilen. Es wurden Bilder gezeigt von Müttern, die
       mit ihren Kindern auf dem blanken Schotter leben, ohne Plane überm Kopf –
       und das bei den kalten Temperaturen gerade, dort ist es zur Zeit kälter als
       hier! Ich dachte, ich habe hier in Bad Freienwalde ein großes Lager, habe
       geschäftlich mit Transporten zu tun – vielleicht kann ich selber etwas tun?
       
       Daraus ist in den sozialen Medien ein richtiger Hype geworden. Wie kam das? 
       
       Ich habe beim Verbreiten meines Spendenaufrufs [1][bei Facebook] gesehen,
       dass mein Freund Michael Buschheuer aus Regensburg, der Gründer von
       Sea-Eye, mit dessen Organisation ich auf mehreren Missionen im Mittelmeer
       war, gerade genau die gleiche Aktion plant.
       
       Was für ein Zufall! 
       
       Ja, er sammelt für Kos und Samos und wir haben uns zusammengetan. Durch die
       Verbreitung der Infos über seine SeaEye-Kanäle und die unglaubliche
       Reichweite zweier weiterer Freunde ist dann die Bekanntheit des Projekts
       und die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung explodiert.
       
       Sie bekommen mehr Spenden als gedacht? 
       
       Es kann ja gar nicht genug sein, aber in der Tat war nicht abzusehen, was
       dann passiert ist. Eigentlich dachten wir, einen Sattelzug mit Hilfsgütern
       aus Regensburg und einen aus Bad Freienwalde zu schicken. Inzwischen hat
       Michael in Regensburg den fünften voll beladenen Sattelzug zugemacht, der
       erste ist am Dienstag auf Kos gelandet. Bei uns in Bad Freienwalde bekommen
       wir bis Freitag Hilfsgüter für zwei Sattelzüge angeliefert. In Berlin gibt
       es zudem überall Sammelstellen, in Cafés, in Wohnungen, da wird auch viel
       abgegeben, was mir dann noch gebracht wird.
       
       Was für Sachen werden benötigt? 
       
       Wir haben mit befreundeten Hilfsorganisationen vor Ort darüber gesprochen,
       was wirklich dringend gebraucht wird. Sie sagen: jetzt im Winter vor allem
       warme Decken und Kleidung, etwa Jacken, Schuhe, Handschuhe, zudem
       Schlafsäcke, Zelte, Planen. Zweite Priorität sind Hygieneartikel wie
       Windeln, Feuchttücher.
       
       Wäre es nicht sinnvoller und einfacher, so etwas vor Ort zu kaufen? 
       
       In der Tat, bei den Hygieneartikeln wollen wir das auch machen. Die meisten
       Leute spenden Textilien. Und von dem Geld, das wir zusätzlich über
       [2][betterplace.org] sammeln, werden wir nicht nur die Transporte bezahlen,
       sondern auch gewisse Dinge in Griechenland einkaufen. Zwei Leute von uns
       sind am Montag nach Kos geflogen und werden die Hilfsorganisation vor Ort
       entsprechend unterstützen und für die Verteilung zu sorgen.
       
       Brauchen Sie noch mehr, kann man weiter spenden? 
       
       Absolut! Eigentlich wollten wir nur bis 12. Januar sammeln und Anfang
       kommender Woche den LKW losschicken. Jetzt haben wir aber so ein Echo
       bekommen, dass wir so schnell nicht mehr aufhören können und wollen. Die
       Sattelzüge sind für einen Monat gebucht, bis zum 23. Januar nehmen wir
       Sachspenden an, am 1. Februar soll nach bisheriger Planung der letzte
       Sattelzug abfahren. Und Geldspenden sind davon ja ganz unabhängig.
       
       Wieso? 
       
       Wir haben uns getraut, noch einen Schritt weiter zu gehen. Denn die
       Spendenbereitschaft ist so groß, dass wir gerade mehr haben, als für die
       Transportkosten und Sachmittel nötig ist. Die Hilfsorganisationen dort
       sagen, dass etwa zehn bis 15 Prozent der Flüchtlinge gesundheitlich akut
       bedroht sind und dringend evakuiert werden müssten. Zusammen mit der dort
       tätigen NGO „Flying help e.V.“ versuchen wir, Apartements oder
       möglicherweise eine leer stehende Hotelanlage anzumieten um die
       bedürftigsten Menschen über den Winter unterzubringen.
       
       8 Jan 2020
       
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