# taz.de -- Israel in der USA-Iran-Krise: Aufs Schlimmste vorbereitet
       
       > Israel hat die Tötung des iranischen Generals Qasim Soleimani durch die
       > USA begrüßt. Nun aber ist das Land in Alarmbereitschaft.
       
 (IMG) Bild: Hisbollah-Anhänger mit dem Porträt des Generals Soleimani in Beirut, Libanon am 5. Januar
       
       Berlin taz | Iranische Mittelstreckenraketen, 120.000 Raketen der Hisbollah
       im Libanon und Wut im Gazastreifen: All das könnte für Israel in Anbetracht
       der [1][iranischen Drohungen], sich an den USA und ihren Verbündeten in der
       Region für die [2][Tötung Qasim Soleimanis] zu rächen, gefährlich werden.
       Dennoch herrscht in der Bewertung des US-Angriffs auf Soleimani – einen der
       erbittertsten Feinde Israels – weitgehend Einigkeit: Freude. So gratulierte
       Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu dem US-Präsidenten für seinen
       Schlag.
       
       „Israel steht in dieser Auseinandersetzung in der zweiten Reihe“, sagt Uzi
       Rabi, politischer Analyst an der Universität in Tel Aviv, „doch Israel
       sollte auf das Schlimmste vorbereitet sein. Nicht weil es wahrscheinlich
       ist, dass es eintrifft, sondern weil es im Nahen Osten gut ist, auf alles
       vorbereitet zu sein.“ Rabi rechnet damit, dass sich der Iran zumindest
       vorerst für einen Vergeltungsschlag entscheidet, der es dem Regime in
       Teheran erlaubt, das Gesicht zu wahren, die USA aber gleichzeitig nicht
       erneut zu einer Reaktion zwingt.
       
       Denn Irans Revolutionsführer Ajatollah Ali Chamenei ist geschwächt. Er
       führt ein [3][ökonomisch zerstörtes Land] an, in dem es Ende letzten Jahres
       zu landesweiten Protesten kam. Eine offene militärische Auseinandersetzung
       ist deshalb wohl nicht im Interesse Teherans, zumal die USA militärisch
       übermächtig sind.
       
       Dennoch ist Israel in Alarmbereitschaft. „Sollte ein israelisches Ziel
       nicht genügend geschützt sein und sollte dies zu den Iranern durchsickern,
       könnten sie dies treffen“, sagt Rabi. Bereits am Freitag sperrte die
       israelische Regierung den Berg Hermon, ein beliebtes Skigebiet an der
       Grenze zum Libanon und zu Syrien.
       
       Neben den Vorbereitungen auf das Schlimmste steht Israel nun vor der
       Aufgabe, die US-Politik zu verstehen, denn einen unberechenbaren Partner
       kann sich Israel nicht leisten. Vor wenigen Monaten stieß Trump die
       syrischen Kurden mit seiner Ankündigung vor den Kopf, die US-Truppen aus
       Syrien abzuziehen. In Israel wurden Befürchtungen laut, der starke Partner
       aus Übersee könnte auch die Israelis im Stich lassen. In dieser Runde sieht
       es nun aber so aus, als stünde Washington fest an der Seite Israels.
       
       ## US-Schlag gegen Israels Feinde
       
       Die Tötung Soleimanis war nicht nur ein Schlag gegen den Iran, sondern auch
       gegen die unmittelbaren Nachbarn und Feinde Israels, die von Soleimani
       aufgebaut oder unterstützt wurden: Mit der libanesischen Hisbollah hielt
       Soleimani das Assad-Regime in Syrien am Leben und erweiterte die
       libanesische Front nach Syrien, wohin er iranische Revolutionsgarden und
       Waffen brachte.
       
       Dadurch provozierte er einen offenen Konflikt mit Israel, das sich seit
       einigen Jahren gezwungen sieht, Waffenkonvois und iranische Armeebasen in
       Syrien zu attackieren. An Israels südlicher Grenze unterstützte Soleimani
       die palästinensische Hamas und baute die palästinensischen Al-Kuds-Brigaden
       auf, den bewaffneten Arm des Islamischen Dschihad.
       
       In Gaza war der Schock dementsprechend groß. Am Montag reiste Hamas-Chef
       Ismail Hanijeh zur [4][Soleimani-Trauerfeier] nach Teheran. „Soleimani ist
       ein Märtyrer von Jerusalem“, ließ er verlauten, „die Opposition gegen die
       amerikanische und israelische Politik wird nicht geschwächt, sondern wird
       weitergeführt werden.“
       
       In Hanijehs Terminkalender stand laut Roni Shaked, Korrespondent für
       palästinensische Angelegenheiten der Zeitung Jedi’ot Acharonot, außerdem
       ein Treffen mit Chamenei, an dem auch der Kommandeur des Islamischen
       Dschihad teilgenommen haben soll. Es sei zu vermuten, dass Chamenei dazu
       aufforderte, den Kampf gegen Israel von Gaza aus zu eskalieren.
       
       8 Jan 2020
       
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       ## AUTOREN
       
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